Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
schüttelte bedauernd den Kopf. „Ja, so ist es. Alle Legionen haben ihren Eid auf meinen Vater abgelegt, und so führen die Feldherren die Feldzüge als seine Legaten, und Legaten haben noch niemals einen Triumph bekommen.“ Die anderen sahen enttäuscht aus. „Kopf hoch! Eine Ovation wird aber für euch noch drin sein.“
Das entlockte allen nur ein müdes Lächeln. Eine Ovation, ein kleiner Triumph, das war nicht dasselbe.
„Außerdem hat dieser Sieg nicht die Bedingungen für einen Triumph erfüllt!“, fuhr Drusus fort. „Der Feind war uns nicht überlegen und wir haben ihn keinesfalls vernichtend geschlagen, sondern nur eine Gruppe der Teutonen vernichtet! Aber wir werden die anderen finden und sie zerschmettern.“
Entsetztes Schweigen folgte diesen Worten. Die Tribune sahen einander verständnislos an.
„In die Wälder? Zu dieser Jahreszeit?“, fragte Quirinius entgeistert.
Drusus lief rot an. „Ja, in die Wälder und ja, zu dieser Jahreszeit. Was wir angefangen haben, bringen wir auch zu Ende! Morgen marschieren wir!“
Varus hatte bereits seit dem Nachmittag Gelegenheit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten. „Drusus, nimm Vernunft an! Uns fehlt die Verpflegung für einen längeren Marsch, wir haben zu wenige Hilfstruppen, die in den Wäldern kämpfen können, die Reitereinheiten sind erschöpft und die Legionen dezimiert. Meine Augusta hat vielleicht noch zweitausend Legionäre, die kämpfen können. Was machst du mit den Verwundeten? Du kannst doch keinen ganzen Tross Verwundeter durch die Wälder mitschleppen. Das ist Wahnsinn!“
Die anderen nickten zustimmend. Drusus blickte von einem zu anderen und sah überall die gleiche Ablehnung. Er sprang auf: „Ich will es aber so, also muss es gehen!“, brüllte er und schleuderte seinen Becher auf den Boden.
Es ging nicht. Als Drusus am nächsten Morgen die erschöpften Legionäre sah, die Verwundeten und Toten, rannte er wütend in sein Zelt zurück, trat seinem Sklaven in den Hintern und jagte ihn aus dem Zelt, dann warf er sich wutentbrannt auf sein Feldbett.
Und ich bekomme den Beinamen Germanicus doch, schwor er sich.
Abends betrank sich Lucius, um die Schreckensbilder des Tages zu vergessen. Er saß vor seinem Zelt und schüttete den Wein in sich hinein. Irgendwann bemerkte er, dass Hilarius und Mallius vor ihm standen. Hilarius war zwei Stunden lang bewusstlos gewesen, hatte sich aber dann recht schnell erholt. Nur wenn er den Kopf drehte, hatte er noch Schmerzen. Lucius forderte die beiden mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. Er schenkte Wein ein und Hilarius kostete kurz.
„Bei Bacchus, was ist das für ein Gesöff, Marcellus! Kannst du dir keinen anständigen Wein leisten?“
„Nein!“, knurrte Lucius. „Du vergisst, dass ich ein Grünschnabel und auf meinem ersten Feldzug bin. Ich habe noch keine Beute vorzuweisen, von der ich mir besseren Wein leisten könnte!“
Keiner erwiderte etwas auf diesen streitlustigen Ausbruch.
„Außerdem sorgt er ebenso für Vergessen wie ein teurer.“
„Na dann, Prost!“, sagte Hilarius und trank noch einen Schluck. Er verzog das Gesicht, bevor er fortfuhr. „Denk aber daran, dass du bei den Adlern auf alles gefasst sein musst! Eine vermeintliche Degradierung oder ungerechtfertigte Versetzung kann sich morgen als Glücksfall erweisen. Eine unerwartete Beförderung kann die Abkommandierung auf einen langweiligen Außenposten bedeuten.“
Mallius nippte am Wein. „Das, was du heute Nachmittag gemacht hast, die Standarte zu ergreifen und einfach vorwärtszustürmen, das war mutig. Aber ich habe mich gefragt, wo ein Grünschnabel auf seinem ersten Feldzug eine solche Idee hernimmt. Schließlich, na ja, nimm es mir nicht übel, ähh …“
Lucius war es nicht wirklich gewohnt von Mallius, dass er bei einer seiner Belehrungen und Bemerkungen über ihn ins Stocken geriet. „Schließlich verfüge ich über keinerlei Erfahrung in solchen Situationen. Das wolltest du doch sagen, oder?“, ergänzte er hilfsbereit. „Sag es ruhig, ich habe es schon oft gehört.“
„Nun, ja. Genau das meine ich.“
„Ich habe es gelesen!“, sagte Lucius. „So, wie ich das mit den Barbarenweibern auch gelesen habe.“ „Gelesen?“ Hilarius spuckte das Wort aus, als wäre es eine Krankheit.
„Du meinst, dass sie sich entblößen?“, fragte Mallius.
„Das, und dass sie ihre Kinder töten, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen. Nur ist mir Letzteres leider erst wieder eingefallen, nachdem
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