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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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die Ausbildung gemeistert hast und ich habe sogar das eine oder andere von deinen Erlebnissen gehört.“
Du alter Schweinhund! Lucius wusste nicht, ob er belustigt oder verärgert sein sollte. Da hatte der Vater doch bestimmt einen seiner alten Kameraden auf ihn angesetzt!
„Von dir selbst ist ja kein Lebenszeichen gekommen!“
Lucius zuckte schuldbewusst zusammen, er war so beschäftigt gewesen und so in seine eigenen Probleme vertieft, dass er an eine Nachricht an seine Familie nicht gedacht hatte. Er las weiter:
„Was ich über dein Verhalten und deine Leistungen während des Feldzuges gehört habe, lässt darauf schließen, dass du unserer Familie keine Schande gemacht hast! Ich wünsche dir auch weiterhin Glück, Erfolg und Gesundheit. Vergiss nicht, die Götter zu ehren. Vale, Gnaeus Justinius Marcellus“
.
    Lucius brauchte einen Moment, um das Gelesene zu verarbeiten.
„Was ich gehört habe.“
Diese Wendung benutzt Vater gleich mehrmals, dachte Lucius, und überflog noch einmal das Schreiben. Es war zwecklos, darüber zu sinnieren, wer es sein könnte. Jeder Veteran konnte seinen Vater kennen. Er las den Schluss noch einmal. Sollte das etwa ein Lob sein? War sein Vater etwa stolz auf ihn? Lucius reckte sich ein wenig und legte den Brief auf den Tisch.
    Als Nächstes öffnete er Gaius’ Brief. Auch dieser war nur kurz. Seiner Familie ging es gut, der kleine Gnaeus war wohlauf. Denn während sich Lucius in der Weltgeschichte herumtrieb, hatte der kleine Gnaeus das Licht der Welt erblickt. Der große Gnaeus war mächtig stolz auf seinen ersten Enkel, auch wenn er das nicht zugab. Das Haus in Arausio sei angenehm ruhig, seit Lucius nicht mehr das Mobiliar zertrümmere. Aber er sei natürlich jederzeit willkommen. Glück, Gesundheit, reiche Beute und immer einen Schild zwischen sich und den Barbaren wünschte sein Bruder ihm. Sextus lasse schön grüßen.
    Marcus begrüßte ihn ebenfalls freudig als Onkel. Er weilte mit seiner Frau noch immer in Lugdunum, da ihr die Reise zurück nach Rom zurzeit noch nicht zuzumuten war. Jetzt waren sie stolze Eltern einer kleinen Cornelia. Sie hatte als Säugling schon einen stolzen Gesichtsausdruck. Sie sei eine kleine Fürstin, eine Prinzessin. Wenn er es einrichten könne, solle er sie in Lugdunum besuchen, vielleicht zu den Saturnalien.
    Was in einem Jahr doch alles passieren konnte! Seine beiden Brüder waren Väter geworden und er hatte nicht einmal gewusst, dass ihre Frauen schwanger gewesen waren. Oder Moment! Anfang des Jahres vor dem Abmarsch hatte ihn ein Brief von Gaius erreicht, der so etwas erwähnt hatte. Bis zu den Saturnalien dauerte es zwar noch eine Weile, aber das wäre in der Tat eine gute Gelegenheit, seine Familie zu besuchen. Er hatte sich über Urlaub noch gar keine Gedanken gemacht.
    Seine Freunde versorgten ihn mit Stadtklatsch. Die Thermen seien komplett fertiggestellt. Thermen, dachte Lucius bei sich, seit über einem Jahr hatte er keine mehr aufgesucht. Die Stadt wuchs weiter. Furius, der alte Weinpanscher, war endlich verurteilt und weggejagt worden. Das Theater war aufgebaut worden und Titus war in Lugdunum gewesen und hatte Gladiatorenkämpfe besucht, die Augustus zu Ehren seines Vaters, des göttlichen Julius, gegeben hatte.
    Lucius kramte einige Papyrosrollen aus seiner Truhe, suchte sein Schreibset und begann, die Briefe zu beantworten. Die Einzelheiten des Feldzuges erwähnte er nur kurz. Den Dreck, die Schmerzen und die Angst konnte man nicht schildern. Und wie sollte er jemandem, der bequem im Atrium in Arausio bei einem Becher Wein den Brief las, das Entsetzen erklären, das ihn befallen hatte angesichts der toten Säuglinge? Und sich dann als Held darstellen? Folgt eurer Ehre, Kameraden? Nein, das sollten lieber andere erzählen. Seinem Vater brauchte er keine Einzelheiten zu schreiben, der kannte das alles aus eigener Erfahrung. Und die anderen würden es ohnehin nicht verstehen.
    Nachdem er die ersten Briefe beendet hatte, legte er die Feder beiseite.
    Es wurde Zeit für eine Ablenkung und ein bisschen Spaß. Er griff nach seinem Mantel und verließ die Baracke. Er ging mit einem kurzen Gruß an die Wachen durch das Lagertor hinaus. Im Westen war der Himmel von der untergehenden Sonne glutrot erleuchtet. Er schlenderte durch die belebten Straßen der Stadt und erreichte das gesuchte Haus. Auf sein Klopfen wurde geöffnet und er betrat den Raum. Es war ein einfacher, schlecht möblierter Raum. Die Frau sah ihn wortlos an. Er legte

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