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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Alle kehrten nach Hause zurück. Stephanos hatte im Atrium Tische und Bänke aufstellen lassen. Normalerweise wurde an den Liberalien im Freien gegessen, aber in Gallien war es dafür noch zu kalt. Zum Essen kamen auch die Nachbarn. Lucius nahm den Ehrenplatz ein. Für Lucius war es das Fest der Feste. Obwohl er mit seinen Freunden schon einige heftige Geburtstage gefeiert und auch einige wilde Saturnalien hinter sich hatte, kam doch keine dieser Feiern an den heutigen Tag heran. Erst bei Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten sich die Gäste und machten sich, gesättigt und beschwipst, auf den Heimweg.
    Zwei Tage nach den Liberalien brach Lucius zum Hof auf, um sein Training für die Legion zu beginnen. Syros, der noch einmal zu Verhandlungen nach Lugdunum reiste, begleitete ihn erneut. „Dabei habe ich Gelegenheit, dir beim Training zuzusehen. Den Spaß lasse ich mir doch nicht entgehen!“
    Als sie, müde und staubig vom langen Ritt, beim Hof ankamen und in Vorfreude auf eine entspannende und ausgiebige Reinigung das Badehaus betraten, war dieses schon belegt. Im Warmwasserbecken lag ein alter, grauhaariger Mann, der sein Bad sichtlich genoss. Er sah abgemagert und, obwohl das Wasser diesen Eindruck etwas relativierte, heruntergekommen aus.
    „Herein in die gute Stube!“, rief er ihnen fröhlich zu. „Wie ich sehe, kommt ihr nicht mit leeren Händen.“ Er zeigte auf den Weinschlauch, den Syros trug. „Angesichts einer solchen Parole lasse ich euch gerne passieren!“ Er winkte ihnen, näher zu treten.
    Schon nach einem kurzen Blick in sein Gesicht hatte Lucius gewusst, dass er einen Veteranen vor sich hatte. Die Scheuernarben am Kinn und die kahle Stelle auf dem Kopf, die man vom Tragen eines Helmes bekam, verrieten ihn. Außerdem hatte er diverse Narben am Körper. Der Mann grinste breit, so dass seine Zahnstümpfe zu sehen waren. Einige sahen aus, als ob sie abgebrochen wären.
    Lucius und Syros setzten sich auf die Bänke und ließen sich vom Badediener mit dem Sand-Salbe-Gemisch einreiben und anschließend mit dem Schaber abkratzen.
    Der Mann im Becken schielte auf den Weinschlauch und fragte neugierig: „Wer seid ihr? Verwandte vom alten Sergius? Macht nichts. Ihr dürft trotzdem mit mir baden.“
    „Danke für deine Erlaubnis, ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen“, sagte Lucius ironisch. „Die Frage ist aber nicht, wer wir sind, sondern, wer du bist. Ich bin nämlich Lucius Justinius Marcellus und das ist mein Vetter Gaius Justinius“, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
    Dem Veteranen fiel die Kinnlade so weit herunter, dass er Wasser schluckte, einen Hustenanfall bekam und dunkelrot anlief. Er stieß fluchend und hustend einige unverständliche Wörter aus, es dauerte, aber dann bekam er wieder eine normale Gesichtsfarbe und begann, aus dem Becken zu klettern.
    „Lucius Marcellus, der Sohn vom alten Marcellus.“ Und als Lucius nickte, fuhr er fort: „Da soll mich doch der Blitz treffen. Du bist tatsächlich der Sohn von Erraticus, diesem altem Hurensohn?“
    Syros sah Lucius fragend an. Erraticus, der Umherirrende, hatte der Veteran gesagt. Doch diese Bezeichnung hatte auch Lucius noch nie in Verbindung mit seinem Vater gehört. Der Veteran kam herüber und griff sich dreist den Weinschlauch.
    „Ah, lecker“, sagte er, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte, und rülpste vernehmlich. „Mich nennt man Saxum, den Felsblock, weil ich meinen Platz in der Schlachtreihe immer wie ein Felsblock gehalten habe. Na, wenn ihr mit dem alten Knacker verwandt seid, ist das hier natürlich euer Revier. Erraticus verdanke ich den Posten hier. Was hätte ich auch sonst mit der Pfote anfangen sollen? Bauer vielleicht?“ Er grölte lautstark über seinen eigenen Witz und nahm noch einen tiefen Schluck aus Syros’ Weinschlauch. Lucius blickte auf Saxums rechte Hand, die in einem Handschuh steckte. Saxum handhabte den Schlauch geschickt, aber die Finger in dem Handschuh bewegten sich nicht. Der Veteran legte den Schlauch am Beckenrand nieder und winkte mit der bandagierten Hand, bevor er ins Becken zurückkletterte.
    „Das war bei Actium. Das war, als wir das Biest Kleopatra fertiggemacht haben. Ich beugte mich gerade über die Planke, um einen Haken zu lösen, als von der Seite ein Barbar nach meinem Kopf schlug. Ich riss den Kopf zurück und zack! traf das Schwert meine Hand. Verfluchte Scheiße. Seitdem bin ich ein Linkshänder.“ Er grölte erneut über seinen Witz.
    Lucius und Syros

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