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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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unter den Stock zu legen. Zu Sergius, der interessiert zusah, sagte er: „Wir sind heute Abend zurück. Halte ein Bad und einen Masseur für den jungen Herrn bereit! Das wird er brauchen!“ Und nach einem Seitenblick auf Lucius fügte er noch spöttisch hinzu: „Wenn wir bis zur Cena nicht zurück sind, schicke uns Männer mit einem Karren, damit wir ihn nach Hause schaffen können!“
    Lucius schoss das Blut in den Kopf. Na warte, dir werde ich es zeigen! Du wirst sehen, was ein durchtrainierter Städter alles kann! Es geht doch nur zum Rande des Grundstücks und zurück. Das sind gerade mal zwanzig Meilen. Zwanzig Meilen sollten auch schneller zu schaffen sein.
    Nach einer halben Stunde mussten sie die erste Pause machen, da ein Stein unter Lucius’ Fuß gerutscht war und ihm höllische Schmerzen verursachte. Saxum besah sich die Sache: „Du Idiot, die Riemen sind viel zu lose geschnürt. So schaffst du keinen Tagesmarsch!“ Er wies ihn an, die Sandalen enger zu schnüren. Danach waren zumindest die Sandalen kein Problem mehr.
    Nach einer Stunde wusste Lucius, dass er sich geirrt hatte. Er war nicht in Form. Ganz und gar nicht. Der Schweiß floss in Strömen. Zu allem Überfluss setzte auch noch ein anhaltender Regen ein, dessen Tropfen nach geraumer Zeit ihren Weg unter Lucius’ Mantel und Tunica fanden und ihm kalt den Rücken herunterliefen. Er spürte den Druck der Sarcina auf der Schulter. Nach zwei Stunden war er sich sicher, dass der Stock, an dem die Sarcina hing, ihm eine Delle in die Schulter gedrückt hatte, die für immer dableiben würde. Nach drei Stunden war er sich sicher, dass seine Füße mindestens doppelt so groß sein mussten wie vorher. Außerdem sein Rücken, der würde krumm werden, und er hätte den Rest seines Lebens einen Buckel und müsste durchs Leben hinken. Sie erreichten nach dreieinhalb Stunden die Grenze des Grundstückes. Erschöpft sank Lucius zu Boden, als Saxum eine Pause anordnete.
    „Wie … viel?“, keuchte Lucius und deutete auf das Bündel. „Wie … viel Blei ist denn da drin?“
    „Stell dich nicht so an!“, brummte der alte Legionär mit einem breitem Grinsen, wobei er seine gelben Stummelzähne zeigte. „Das sind vielleicht fünfzig
librae
! Als richtiger Soldat müsstest du noch Schild und Speer tragen, das sind noch einmal fünfzig
librae
. Von Kettenhemd, Schwert und Helm ganz zu schweigen.“
    Lucius war zu schwach, um zu widersprechen. Gierig trank er aus der Feldflasche und verzog sofort das Gesicht. „Was ist das denn für ein Gebräu?“, fragte er angewidert.
    „Posca. Das Essigwasser der Soldaten. Gewöhne dich schon mal an den Geschmack!“
    Lucius biss schnell in ein Stück Brot, um den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen, dann klaubte er noch ein Stück Speck aus dem Bündel und biss hinein. Er beeilte sich mit dem Essen, da Saxum ihm nur eine kurze Pause zugestanden hatte. Er verstaute alles wieder im Bündel und nahm in Ermangelung an Alternativen doch noch schnell einen Schluck von dem widerlichen Gesöff, bevor sie sich auf den Rückweg machten.
    Der kam ihm doppelt so lang vor wie der Hinweg. Jeder Schritt schmerzte, die Stange bohrte sich unbarmherzig in seine Schulter. Verbissen setzte Lucius Schritt vor Schritt. Wie ein Esel, der ein Wasserrad bediente und dabei stundenlang im Kreise lief, ging er, den Kopf gesenkt, Schritt für Schritt, immer weiter. Bei Einbruch der Dämmerung erreichten sie den Hof und Lucius war froh, sich ins Bad schleppen zu können.
    Als ihm Saxum nachrief: „Ein Legionär marschiert mindestens zwanzig Meilen am Tag, und das fünf Tage hintereinander!“, konnte er das nur als Drohung auffassen.
    Zwei Meilen vom Hof entfernt zum Fluss hin erhob sich ein sanfter Hügel. Von dort aus hatte man einen schönen Blick bis zum Rhodanus. An seinem Südhang hatte Sergius die besten Trauben gepflanzt. Über seinen Kamm führte einer der Wege, die das Grundstück in Centurien einteilten. Die Wege durften nicht bepflanzt und jeder fünfte musste befestigt werden. Die Länge dieser Wege bis zur nächsten Kreuzung betrug jeweils eine halbe Meile. Diese Wege und diesen Hügel hatte Saxum sich ausgesucht, um Lucius auf Vordermann zu bringen, wie er es nannte. Jeden Morgen marschierten sie die zwei Meilen. Danach musste Lucius mehrere Runden um die Centurie laufen. Die ersten Tage noch ohne Gepäck, um ihn zu schonen, wie Saxum süffisant bemerkte, aber schon bald lud ihm der Veteran allmorgendlich die schwere

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