Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
Vom Netzwerk:
rasieren.“
    Lucius sah ein Rasiermesser und eine Pinzette in Stephanos Hand.
    „Rasieren?“, fragte Lucius erstaunt. „Andere dürfen die Toga der Männer schon mit vierzehn anlegen, ich erst mit sechzehn. Dafür soll ich mich schon rasieren, obwohl ich noch keine achtzehn bin!“
    Stephanos zuckte mit den Schultern: „Wahrscheinlich sind deinem Vater die ganzen Feste zu teuer. Oder er hat Angst, dass er deine erste Rasur nicht mehr miterleben könnte. Er ist immerhin schon fast siebzig Jahre alt.“
    Lucius holte seine Badesachen, Strigilis, Schwamm und Badeöl aus der Truhe und machte sich mit Stephanos zusammen auf den Weg. Sie durchquerten das Atrium und traten hinaus in den Garten. Kurz vor dem Badehaus blieb Lucius plötzlich stehen. „Verflixt! Ich habe eine frische Tunica vergessen. Ich muss noch einmal in mein Zimmer.“
    Stephanos schüttelte den Kopf. „Ich hole sie dir, es ist schon spät. Dein Vater wird ungehalten sein, wenn du nicht pünktlich kommst. Geh schon mal vor!“
    Lucius betrat das Badehaus, wo ein großer Holzbottich voll mit heißem Wasser stand. Der Dampf nahm ihm fast die Sicht. Er deponierte seine Sachen auf einem Sims nahe der Wanne. Dann löste er den Gürtel und zog sich die Tunica über den Kopf. Er wollte gerade in die heiße Wanne steigen, als hinter ihm die Tür aufging.
    „Ah, gut, dass du kommst. Dann kannst du mir ja gleich den Rücken abreiben“, sagte Lucius und drehte sich um.
    Hinter ihm stand aber nicht Stephanos, wie er gedacht hatte, sondern Briseis, Stephanos’ und Geminias Tochter. Sie ließ spöttisch den Blick über ihn gleiten und sagte: „So, so. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
    Lucius spürte, wie er rot wurde, und suchte nach einer passenden Antwort. Briseis ging an ihm vorbei zur Wanne und schüttete einen Eimer kaltes Wasser hinein. Dann drehte sie sich um und ging wieder zur Tür. Kurz bevor sie den Raum verließ, warf sie ihm noch einen Blick zu, sagte belustigt: „Du könntest auch etwas kaltes Wasser gebrauchen“, und verschwand lachend.
    Lucius fluchte und stieg hastig in die Wanne. Warum ließ er sich von einer Sklavin provozieren? Er packte erbost den Schwamm und begann, sich energisch abzureiben. Doch sein Ärger verrauchte schnell. „Sie ist eben auch erwachsen geworden. Wie Sabellia. Rogata würde toben, wenn sie wüsste, dass ich mittlerweile selbst herausgefunden habe, dass Sabellia eine junge Frau ist. Und sie würde der Schlag treffen, wenn sie wüsste, dass sie mich selbst darauf aufmerksam gemacht hat“, dachte Lucius vergnügt. Schade, dass es so schnell vorbei gewesen war. Titus Sabellius hatte seine Tochter mittlerweile mit irgendeinem Bauern verheiratet. Ob der bemerkt hatte, dass sie keine Jungfrau mehr war? Nicht sein Problem! Lucius war so in Gedanken, dass er erschrocken zusammenzuckte, als Stephanos hereinkam. Langsam stieg er aus der Wanne, trocknete sich ab und setzte sich auf einen Schemel. Stephanos rieb ihn mit einem wohlriechenden Öl ein und kratzte dann mit dem Strigilis das Öl und den Dreck – und ganz bestimmt auch einige Hautschichten! – ab. Dann rieb er ihn mit einer Salbe ein. Nachdem Lucius die Rasur über sich ergehen lassen hatte, fühlte er sich, als hätte man ihn gehäutet. Sein Gesicht brannte wie Feuer. Mars sei Dank brauchte man sich als Soldat auf Feldzügen nicht oft zu rasieren. Er hatte schon gehört, dass Rasieren eine Tortur sein konnte, aber so schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt. Lucius zog sich die frische Tunica über und seine Sandalen an. Als er aufsah, bemerkte er, dass ihn Stephanos merkwürdig ansah.
    „Was?“, fragte er unruhig. Stimmte etwas nicht? Er sah an sich herunter.
    „Nichts, nichts!“ Stephanos winkte ab. „Ich dachte nur gerade daran, dass ich auch deinen Brüdern ihre erste Rasur verpasst habe. Wie die Zeit vergeht!“
    Oh je, bitte jetzt keine Alte-Leute-Sentimentalitäten, dachte Lucius. Laut sagte er: „Ich bin spät dran und muss Vater begrüßen!“
    Gnaeus Marcellus saß auf einem Klappstuhl und wartete schon ungeduldig auf Lucius. Nach vierzig Jahren in der Legion konnte er sich nicht mehr angewöhnen, bei Tisch zu liegen. Er zog es vor, beim Essen zu sitzen. Da heute ein Feiertag war, fand das Frühstück eine Stunde später als gewöhnlich statt. Als Lucius das Triclinium betrat, knurrte sein Vater etwas, das wie „Na, endlich“ klang.
    Gaius musterte Lucius’ gerötetes Gesicht und sagte mit einem leichten Lächeln: „Tröste

Weitere Kostenlose Bücher