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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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dich. Je häufiger du dich rasierst, desto weniger brennt es.“
    „Jupiter sei Dank!“, ächzte Lucius und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Ich fürchtete schon, diese Tortur müsste ich den Rest meines Lebens ertragen.“
    „Stell dich nicht so an. Wenn du bei den Adlern bist, musst du dich unter weit schlechteren Bedingungen rasieren oder baden als hier“, wies ihn sein Vater zurecht.
    „Ja, Vater“, seufzte Lucius ergeben. Diese Zurechtweisungen mit dem Hinweis auf seinen kommenden Dienst in der Legion war er mittlerweile gewohnt. Julia unterdrückte ein Lächeln und zwinkerte ihm zu. Sie begannen zu essen. Es gab wie immer Brot, Käse und Oliven, und zur Feier des Tages Eier, Fleisch und Honig. Lucius griff tüchtig zu. Er wusste, wegen der Feier würde der Mittagsimbiss ausfallen, und das Essen musste bis zur Cena am Nachmittag vorhalten.
    Gaius hob seinen Becher und trank ihm zu. „Auf dich, Lucius! Ab heute gehörst du zu den Erwachsenen. Mögen die Götter dich beschützen!“
    Lucius nahm einen Schluck. Es war ein stark verwässerter Wein. Er verzog das Gesicht. Wenn man schon zur Feier des Tages Wein zum Frühstück reichte, dann doch nicht so stark verdünnt! Dann konnte man ja gleich Wasser trinken. Sein Vater hatte ihn beobachtet und schien seine Gedanken zu erraten. „Sei froh, dass du noch verwässerten Wein trinkst! Wenn du bei den Adlern bist und morgens Posca trinkst, fehlt dir für die nächsten Stunden jeglicher Geschmack.“
    Lucius stand vor den Gästen und trug ein letztes Mal die Toga der Knaben. Dann war der große Moment gekommen: Lucius streifte die
toga praetexta
ab und reichte sie Gaius. Nun trat Gnaeus Marcellus vor und überreichte ihm die
toga pura
. Lucius versuchte mit fahrigen Händen, sie anzulegen. Die Bilder aus seinem Traum standen ihm jetzt deutlich vor Augen und er spürte kurz Panik in sich aufsteigen. „Du Idiot!“, schimpfte er leise über sich selbst. „Denk an die Übungen!“ Tagelang hatte er mit Stephanos’ Hilfe immer wieder geübt, die Toga anzulegen, und daran musste er sich nur erinnern. Wie war das gleich? Zuerst musste er die Toga in zwei ungleiche Hälften teilen. Dann warf er sie zuerst so von hinten über die linke Schulter, dass ein Drittel vorn bis zu den Füßen herunterhing. Fieberhaft versuchte er, sich an die richtigen Handgriffe zu erinnern, um Faltenwurf und Bausch richtig hinzubekommen. Er tastete nach dem Ende der Toga, das hinter seinem Rücken baumelte. Endlich erhaschte er es und zog es unter dem rechten Arm durch. Mit dem Mittelstück bildete er vorn den Bausch, den Rest warf er über die linke Schulter. Seine Hände schienen gar nicht zu ihm zu gehören. Lucius fühlte sich, als würde er sich selbst zuschauen bei dem, was er gerade tat. Hier ein Überwurf, dort über den Arm, eine Falte hier – geschafft. Jetzt noch das untere Ende hervorziehen – fertig. Ängstlich blickte er in die Gesichter der Umstehenden und fürchtete, Hohn, Spott oder Mitleid zu sehen, aber alle strahlten ihn an und applaudierten.
    „Glückwunsch, Lucius.“
    „Jetzt bist du ein Mann.“
    „Er soll leben!“
    Von allen Seiten schollen Glück- und Segenswünsche durch das Atrium, aber Lucius suchte den Blick seines Vaters. Für einen Augenblick dachte er, so etwas wie Rührung darin zu erkennen, aber vielleicht täuschte der Eindruck auch. Mit unbewegter Miene mahnte Gnaeus seinen Sohn feierlich: „Mein Sohn, du gehörst jetzt zu den Erwachsenen. Erledige deine Pflicht den Göttern gegenüber!“
    Lucius ging nicht durchs Atrium, er schwebte. Er trat zum Altar der Hausgötter, der Penaten und Laren, und brachte ihnen ein Trankopfer dar. Dann legte er seine Bulla, die lederne Kapsel mit seinem Amulett, das ihn in seiner Kindheit beschützt hatte, in das Lararium, um es den Laren zu opfern. Dabei sprach er die traditionellen Worte. Die Gäste lauschten andächtig und stimmten in seine Anrufung der Götter ein.
    Danach brachen alle zum Forum auf, um mit Lucius die
deductio in forum
zu begehen, die Einführung in die Bürgergemeinde. Auf dem Weg zum Forum kaufte Lucius stolz bei einer mit Efeu bekränzten Matrone einen Honigkuchen, der dann Mars zu Ehren verbrannt werden sollte. Auf dem Forum trafen sie die anderen junge Männer, die an diesem Tage die
toga virilis
angelegt hatten. Sie beglückwünschten sich gegenseitig und trugen sich dann voller Stolz in die Bürgerlisten ein. Damit war der formelle Teil erledigt und es begann der ausgelassene.

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