Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
plötzlich los. „Was habt ihr denn für eine Antwort erwartet? Ich werde wie immer meine Pflicht gegenüber dem Reich erfüllen. Ich habe noch nie einen Befehl verweigert und werde jetzt wegen dreier junger Hohlköpfe nicht damit anfangen.“ Er stürmte hinaus.
Hoffentlich, dachte sich Galarius, hoffentlich.
Die Centurionen Kaeso Vulso und Publius Vitellius überquerten das Forum des Lagers und strebten auf die Baracke der ersten Centurie zu. Marcus Canidius, der Primipilus, hatte sie zu sich befohlen. Normalerweise suchte er einen Centurio auf, wenn es etwas zu besprechen gab. Irgendetwas war da also im Busch. Sie erreichten die Baracken des Triarier-Manipels und gingen zu Canidius’ Zimmer.
Dieser war nicht allein, sondern unterhielt sich mit Titus Valens.
„Seid gegrüßt, Kaeso und Publius!“ Canidius nickte den beiden zu. „Ich habe eine heikle Aufgabe für euch. Wir erwarten in den nächsten Tagen den Antritt von neuen Rekruten, die der 4. Kohorte zugewiesen werden.“
Vulso und Vitellius nickten stumm, aber diese Eröffnung machte sie noch ratloser, als sie ohnehin schon waren. Das war keine Neuigkeit, die ihnen der Primipilus da eröffnete. Wegen so einer alltäglichen Kleinigkeit würde er sich bestimmt nicht derart offiziell mit den Ausbildern unterhalten wollen.
„Unter diesen Rekruten gibt es drei ganz besondere Fälle. Es sind die Rekruten Marcellus, Mellonius und Carvus. Sie alle drei sind Söhne von Eques und treten an, um Centurio zu werden.“
Vulso zuckte zusammen, als ob man ihm einen Schlag versetzt hätte. Dann lachte er gequält. „Rekruten treten an, um Centurio zu werden! Du machst Witze.“
Canidius’ Blick bewies, dass es sein Ernst war. Vitellius lief dunkelrot an. Die Narbe auf seiner Stirn trat so noch deutlicher hervor. „Unmöglich! Der Rang des Centurios darf nicht durch irgendwelche Grünschnäbel besudelt werden! Wir machen uns ja lächerlich vor den Milites!“
Valens räusperte sich und schaltete sich in das Gespräch ein: „Ich sehe es genauso wie ihr, aber da ist nichts zu machen. Die Anweisung, Söhnen von Rittern den Zugang zum Centurionenrang zu ermöglichen, kommt von ganz oben. Sie werden die normale Grundausbildung für Rekruten durchlaufen und dann eine Centurionenstelle bekommen.“
Die Gesichter der beiden künftigen Ausbilder verfinsterten sich.
„Dann wird es eben einen Unfall geben!“, knirschte Vulso. „Oder noch besser: drei Unfälle!“
Der Tisch bebte, als Canidius mit seiner Pranke auf den Tisch hieb. „Es wird keine Unfälle geben, Kaeso und Publius, damit das klar ist! Keiner der drei wird einen schweren oder auch nur einen leichten Unfall haben!“
„Verräter!“, stieß Vitellius hervor. Seine Narbe pochte. „Du Elender!“
Canidius ließ seine Faust ein weiteres Mal auf den Tisch donnern. „Ruhe!“
Es wurde still. „Dies kommt auch von ganz oben: Sollte einem der drei ein tödlicher Unfall unterlaufen oder auch nur einer, der ihn dienstunfähig macht, finden sich die verantwortlichen Centurionen als Gladiatoren in der Arena wieder.“ Vulso und Vitellius sahen ihn ungläubig an.
„Dies ist der genaue Wortlaut eines Schreibens von Marcus Vipsanius Agrippa!“, fuhr der Primipilus mit Nachdruck fort. „Und er schreibt weiter: Ein Centurio, der aus falsch verstandenem Korpsgeist einen ihm anvertrauten Rekruten zu Schaden kommen lässt, verdient Beinschienen und Vitis nicht. Er taugt allenfalls zur Unterhaltung der Massen!“
Er fixierte die beiden Ausbilder mit seinem Blick. Die beiden starrten geradeaus über Canidius an die Wand hinter ihm.
„Wenn“, schaltete sich Valens jetzt mit ruhiger Stimme ein und hob beschwichtigend die Hände, „wenn sie allerdings den Anforderungen nicht gewachsen sind, nicht durchhalten, ihren Dienst nicht versehen können oder die Kleinigkeiten des Legionärsalltages nicht bewältigen, sind sie raus. Dies ist so von Agrippa gutgeheißen. Egal, ob alt oder jung, ein Centurio muss seine Aufgaben beherrschen und auf einem Feldzug seinen Mann stehen. Ein Schwächling wird in der Legion nicht geduldet. Wenn sie den körperlichen Anstrengungen nicht gewachsen sind, können sie ihre Sachen packen und gehen. Wenn sie freiwillig gehen – umso besser! Ihr dürft sie ruhig hart anfassen, aber krümmt ihnen kein Haar und lasst nicht zu, dass ihnen ein Haar gekrümmt wird.“
Canidius warf ihm einen wütenden Blick zu, während sich die beiden Ausbilder sichtlich entspannten. Vulso und Vitellius
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