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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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ein „Scheißkerl!“ hinzu und trat zurück, um ihm Platz zu machen.
    Lucius setzte seine Übungen fort und bearbeitete den Pfahl. Plötzlich zischte Carvus und stieß Mellonius an. Lucius warf einen schnellen Blick über die Schulter und stellte zu seinem Erschrecken fest, dass Valens jetzt genau hinter ihnen stand und ihm zusah. Lucius wurde nervös und seine beiden nächsten Stöße gingen fehl. Ruhig Blut, mahnte er sich und glaubte, Pertinax’ Stimme zu hören, der ihm oft genug eingeschärft hatte, unter keinen Umständen die Ruhe zu verlieren. Er merkte, wie er sich verkrampft hatte, und schüttelte kurz den Arm, um ihn zu lockern. Dann setzte er seine Übungen fort. Die nächsten Hiebe und Stöße saßen wieder und das Aufatmen seiner beiden Kameraden verriet ihm, dass Valens weitergegangen war.
    Im Lager wurde es leerer, da die Gallica abrückte und die Kohorten der XIX regelmäßig zu Übungen auszogen. Die Ausbildung der neuen Rekruten ging unverändert weiter.
    „Das ist ein Pilum!“, erklärte Vulso und zeigte den schweren römischen Wurfspeer herum. „Das Pilum hat als schwerer Wurfspeer die Hasta, die Lanze, abgelöst. Legionäre eröffnen das Gefecht mit einer Pilumsalve auf eine Entfernung von ungefähr vierzehn Doppelschritten.“ Er machte eine Pause und schleuderte das Pilum auf die Zielscheibe. Die lange, schmale Metallspitze durchschlug das Brett und blieb zitternd stecken. Die Rekruten waren beeindruckt und nickten anerkennend.
    „Das Pilum kann Schilde und Panzer glatt durchschlagen“, fuhr Vulso fort und zeigte auf das Brett. „Wenn der Barbar Pech hat, wird er mitsamt seinem Schild aufgespießt. Wenn er Glück hat, wird nur der Schild durchbohrt.“ Antinius ging zum Brett und zerrte an dem Pilum. „Bohrt sich ein Pilum in einen Schild, verbiegt sich die Spitze und kann nicht mehr herausgezogen werden. Der Barbar muss seinen Schild wegwerfen und kann von euch mit dem Gladius erledigt werden. Eine richtige Pilumsalve bringt jeden anstürmenden Feind zum Stoppen. Antreten!“
    Die Rekruten stellten sich auf und nahmen ihre Pila auf. Antinius schritt ihre Reihen ab.
    „Prüft, ob eure
caligae
richtig sitzen. Falls nicht, besteht die Gefahr, dass ihr stolpert und euren eigenen Fuß am Boden festnagelt – und das wäre ausgesprochen schlecht!“
    Die Rekruten sahen verunsichert auf ihre Füße. Einige schüttelten ihre Füße, um den Sitz der Sandalen zu überprüfen, andere bückten sich und banden die Sandalen enger. Lucius konnte das Feixen auf den Gesichtern von Antinius und Vulso sehen. Ich darf mich von denen niemals einschüchtern oder verunsichern lassen, dachte er bei sich.
    Die ersten Pilumwürfe der Rekruten landeten nahe beim Ziel, aber schon im dritten oder vierten Durchgang begann die Weite der Würfe und die Zielgenauigkeit abzunehmen.
    „HALT!“ Vulsos Stimme übertönte die Rufe der Männer und das Training stoppte.
    „Wem gehört dieses Pilum?“
    Carvus meldete sich. „Mir, Centurio Vulso!“
    „Dir?“, fragte Vulso gedehnt. „Was hast du gemacht? Ihn geworfen oder ihm einen kleinen Schubs versetzt? Meine alte Mutter, Iuno beschütze sie, ist in der Lage, weiter zu werfen als du, deswegen hoffe ich für dich, du hast dein Pilum geschubst! Los, noch einmal!“
    Carvus nahm Anlauf und schleuderte das Pilum. Er verfehlte das Ziel deutlich. Viel zu kurz und viel zu weit links.
    „Noch einmal!“, war Vulsos einziger Kommentar. Viel zu kurz und viel zu weit rechts.
    „Aufhören!“, brüllte Vulso. „Mit deinen Würfen versetzt du unsere eigenen Reihen in Angst und Schrecken, Bella!“
    „Bella?“, fragte Carvus verunsichert.
    „Ja, Bella! Da du wie ein Mädchen wirfst, werde ich dich ab jetzt wie ein Mädchen anreden!“ Vulso grinste ihn hämisch an. „Da müssen wir ein wenig Krafttraining mit unserem kleinen
cinaedus
machen. Los, Optio, nimm ihn dir vor!“
    Carvus verschwand mit Antinius.
    Das nächste Training mit dem Pilum verlief nicht viel besser für Carvus. Erneut versagte er beim Werfen. Vulso setzte wieder sein hämisches Grinsen auf. „Aber Bella, tut dein Wurfarm dir noch aua? Oder bist du einfach weibisch?“ Er machte eine Pause und drehte sich zu den anderen Rekruten um. „Er und die sieben schlechtesten Werfer werden ein neues Contubernium bilden, unser Contubernium der Bona Dea, nur für Frauen. Los, Legionär Flora, Legionär Tertia, Legionär Valeria! …“ Er zeigte auf sieben weitere Legionäre, gab ihnen Mädchennamen und

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