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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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schickte sie ans Ende der Reihe. Die Blicke, die sie Carvus zuwarfen, verhießen nichts Gutes.
    „Pass auf dich auf!“, sagte Lucius abends, als Carvus seine Sachen packte, um sein neues Quartier zu beziehen. „Wenn du nicht aufpasst, ernennen sie dich zum
rex bibendi
.“
    Carvus sah irritiert auf. „Zum Trinkerkönig? Was haben die Saturnalien damit zu tun?“
    „Jemanden in der Legion zum
rex bibendi
zu ernennen ist eine Umschreibung für eine Abreibung. Wenn jemand durch schlechte Leistungen, Versäumnisse oder Ähnliches einem Contubernium Schaden zufügt, zeigen die anderen ihm ihren Unwillen, indem sie ihn zum
rex bibendi
ernennen!“
    „Du meinst, sie verprügeln ihn?“, warf Mellonius entsetzt ein.
    „Das kommt darauf an!“ Lucius dachte an die Geschichten, die Saxum ihm mit Genuss und Schadenfreude erzählt hatte. „Sie können ihm den Hintern versohlen, oder jeder gibt einen Streich auf die nackten Fußsohlen. Sie können ihn auch in die Latrine werfen oder ins nächste Schlammloch.“
    Carvus sah verunsichert aus. Während er seine Sachen packte, bemerkte er dennoch trotzig: „Es gehört mehr dazu als ein paar Hirten und Bauern, um einen Marcus Flavius Carvus zu ängstigen!“ Er rieb sich stöhnend die Schulter und hielt Lucius einen Napf mit Fett hin. „Kannst du mal?“ Lucius nickte und Carvus zog die Tunica aus. „Ich kann meinen Arm kaum noch bewegen, und dann grinst mich dieses Stück Scheiße auch noch hämisch an und verkündet, dass ich morgen meine Wurfkünste wieder zeigen soll!“ Er stöhnte. „Verflucht, soll ihn doch der Blitz treffen! Und wenn ich wieder versage, sagt Vulso mit einer Miene, als ob ich ein Saturnaliengeschenk bekäme, wird das Krafttraining zu meiner Lieblingsbeschäftigung werden!“
    Mellonius schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Wein. „Das ist reine Schikane und hat nichts mit Ausbildung zu tun. Die wollen uns fertigmachen.“
    „Das habe ich so auch zu Canidius gesagt!“
    Lucius stoppte die Massage. „DU HAST WAS GESAGT?“ Lucius’ Magen fühlte sich an, als wäre flüssige Lava hineingeschüttet worden. „Du hast mit dem Primipilus darüber gesprochen?“
    „Ja, natürlich!“ Carvus wirkte beinahe stolz. „Meine Familie und seine sind miteinander bekannt!“ – „War das klug?“, ließ sich Mellonius zaghaft vernehmen.
    „Nein, war es nicht, es war dumm, saudumm!“ Lucius war aufgesprungen und schrie fast.
    „Spiel dich nicht so auf, Marcellus!“ Carvus stand ihm Auge in Auge gegenüber. „Nur weil dein Vater Centurio war, weißt du auch nicht alles. Von Verbindungen hast du keine Ahnung!“ Mellonius versuchte zu vermitteln und fragte, um abzulenken: „Was hat Canidius gesagt? Wird er etwas unternehmen?“
    „Ja und nein! Er kann natürlich nicht offiziell eingreifen, da der
primi ordinis
Valens mit der Ausbildung betraut ist, also hat er mich zu ihm geschickt!“
    „Und ausgerechnet Valens hast du die Geschichte auch brühwarm erzählt!“ Lucius Stimme troff vor Hohn.
    „Allerdings, du kleiner Wichtigtuer!“
    „Sehr schlau, Carvus!“, ätzte Lucius. „Dich ausgerechnet bei Valens zu beschweren!“ Er schwang sich auf sein Bett und drehte sich zur Wand. Es herrschte Schweigen.
    „Warum sagst du ‚ausgerechnet’?“, fragte Mellonius vorsichtig nach.
    Lucius wendete sein Gesicht von dem Graffito „Spurius war hier!“ ab, das jemand in die Holzbalken geritzt hatte, und setzte sich auf. „Entweder Vulso und Antinius gehen zu weit oder nicht! So weit klar?“ Die beiden anderen nickten. „Wenn sie nicht zu weit gehen, ist deine Beschwerde für den Arsch und du bringst die beiden gegen dich auf.“
    „Aber sie gehen zu weit!“, sagte Carvus trotzig.
    „Und? Wer soll hinter ihnen stehen und ihnen auf die Finger sehen! Valens!“
    Mellonius sah so aus, als dämmerte ihm etwas.
    „Dann soll er nicht nur sehen, sondern auch handeln!“ Carvus war unbelehrbar.
    „Kommt dir Valens irgendwie so vor, als ob er nicht wüsste, was hier vor sich geht?“ Lucius hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen.
    „Nein!“, Mellonius wirkte zunehmend beunruhigt, wogegen Carvus’ Miene immer ablehnender wurde. Er zog seine Tunica wieder über.
    „Also …!“ Lucius machte eine Pause und Mellonius vollendete den Satz: „… er weiß es und tut nichts dagegen!“ „Oder steckt dahinter!“ Lucius ließ sich zurücksinken und starrte die Wand an.
    „Du hast doch keine Ahnung!“, schrie Carvus jetzt, packte seine Sachen und

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