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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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entfernt. Lucius war allein.
    Lucius hatte Wache auf dem Lagerwall. Er schritt den Wehrgang entlang und warf von Zeit zu Zeit einen Blick in die dunkle Nacht. Als er den Turm erreichte, vergewisserte er sich, dass er vorschriftsmäßig besetzt war, und machte dann kehrt. Im Lager war alles ruhig und auch vor dem Lager rührte sich nichts. Er blieb einen Moment stehen, stellte den schweren Schild ab und reckte sich. Oh Jupiter, bin ich müde, dachte er ‚bevor er seinen Rundgang wieder aufnahm.
    Er war nun der letzte der drei Centurionen-Anwärter und ganz auf sich gestellt. Dank Saxum und Pertinax war es ihm leichter gefallen, den Anforderungen gerecht zu werden und sich die alltäglichen Dinge des Soldatenhandwerkes anzueignen. Das hatte Carvus und Mellonius zu den bevorzugten Zielen der Ausbilder und ihrer Schikanen gemacht. Lucius hatte einfach weniger Angriffsfläche geboten. Nun, da die beiden weg waren, ruhte das Augenmerk der
primi ordines
auf ihm. Und er hatte ja bereits verstanden, dass er den erfahrenen Centurionen immer ein Dorn im Auge sein würde.
    Ich muss nur noch einen Monat durchhalten, dann habe ich die Grundausbildung überstanden, sagte er sich im Stillen. Besser, als auf dem Hof zu arbeiten! Angriff ist die beste Verteidigung, ich werde nicht warten, bis jemand zu mir kommt, sondern ich werde mir die Leute greifen! Ich muss mir irgendwie Respekt verschaffen.
    Zwei der Angreifer, die ihn und Mellonius überfallen hatten, kannte er. Einen hatten seine geschwollene Nase und sein blaues Auge verraten. Ein zweiter aus demselben Contubernium hatte sich krankgemeldet, weil er angeblich gestürzt war und sich das Bein vertreten hatte. Er lag im Lazarett. Ob sie wirklich auf Gerste waren? Er wusste es nicht. Aber es war an der Zeit, etwas zu unternehmen.

    LUGDUNUM
    Als sie das nächste Mal Ausgang hatten, folgte Lucius dem Rekruten mit der immer noch arg geschwollenen Nase nach Lugdunum zu einem Bordell und wartete geduldig darauf, dass er wieder herauskam. Lucius hatte keinen genauen Plan, was er unternehmen wollte. Zuerst würde er nur mit ihm reden. Alles Weitere würde sich schon finden.
    Nach einer ganzen Weile verließ der andere endlich das Haus. Lucius packte ihn und zog ihn in den Hof. Dort pickten einige Hühner auf dem Lehmboden herum, ein wenig Feuerholz war an der Wand aufgestapelt. Ansonsten war der Hof leer.
    „Hallo, Quintus Servanus!“, sagte Lucius forsch.
    „Hallo, Marcellus!“, entgegnete der andere kühl und seine Hand wanderte zu seinem Pugio.
    Lucius schüttelte den Kopf. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich will nicht gegen dich kämpfen, ich will dich nur warnen und dir von weiteren nächtlichen Besuchen bei mir abraten!“
    Servanus begann zu kichern. „Angst? Vor dir, du lächerliche Figur? Du wirkst wie der glorreiche Centurio von Plautus, wie jemand, der gerne Centurio spielen möchte.“ Lucius schluckte.
    „Selbst wenn du nicht der letzte Dreck der Centurie wärest und dir jeder von uns ungestraft die Eingeweide aus dem Leib prügeln dürfte, hätte ich keine Angst vor dir. Ich bin im Hafen von Massilia aufgewachsen und habe da ganz andere Typen als dich kennengelernt. Typen, die respekt- und angsteinflößender waren, als du es jemals sein wirst!“
    Bei der Erwähnung des Hafens von Massilia spürte Lucius wieder die Schmerzen im Unterleib und die Scham über den Überfall in sich aufsteigen. Das Geräusch des Dolches, der gezogen wurde, brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    „Am besten, ich befreie die Legion von dir, du Missgeburt!“, sagte Servanus und kam mit dem gezogenen Dolch auf ihn zu.
    „Du willst mich ermorden?“, fragte Lucius mit erzwungener Ruhe. Er hatte gedacht, dass es einfacher wäre, Servanus einzuschüchtern, aber er war bereit, zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte.
    „Wieso ermorden? Du hast mir doch aufgelauert und mich in den Hof gezerrt. Vor Angst irre geworden, wie dein Freund Mellonius.“
    Er ging zur Seite und stellte sich zwischen Lucius und den Hofeingang. Lucius wich zurück. Es wäre Wahnsinn, sich unbewaffnet gegen einen Messerstecher zu stellen. Selbst wenn er ihn mit seinen Ring- und Boxfähigkeiten ausschalten würde, könnte dieser ihm noch schwere Verletzungen zufügen. Er machte eine Finte nach rechts und sprang dann auf den Ausgang zu. Servanus stach zu und verfehlte ihn. Lucius hob ein Bündel Brennholz auf und schleuderte es nach dem Angreifer. Dieser stolperte und Lucius trat ihm gegen den Arm. Der

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