Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
Vom Netzwerk:
die Bewohner der Insula geholt!“ Servanus sah ihn ratlos an. „Du hast recht. Scheiße! Das wird ein Fest beim nächsten Appell!“, sagte er frustriert. „Sie werden mich auf kleiner Flamme rösten und ich darf einen neuen Dolch kaufen!“
    „Warte einen Moment!“, sagte Lucius und trat in seine Unterkunft. Er kramte im Regal herum und zog Mellonius’ Pugio hervor. Er ging wieder hinaus. „Hier!“, sagte er und warf Servanus den Dolch zu. „Sie hatten es so eilig, ihn rauszuwerfen, dass sie vergessen haben, alle Dinge von ihm wieder einzusammeln!“
    Servanus dankte verblüfft und erleichtert. Dann grüßte er noch einmal und ging zu seiner Unterkunft hinüber. Lucius sah ihm nach. Das Wecksignal riss ihn wieder einmal viel zu früh aus dem Schlaf. Er kroch aus dem Bett und schleppte sich zur Waschschüssel hinüber. Ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Der Himmel war wieder wolkenverhangen. Da es immer noch schwül war, brauchte man kein Augur zu sein, um ein Gewitter vorherzusagen. Die schwarzen Wolken bedeuteten viel Regen, und Regen bedeutete viel Schlamm und Schmutz. Aber – und er pries Jupiter in den höchsten Tönen – es waren nur noch wenige Tage bis zur Vereidigung.
    Lucius aß ein kaltes Frühstück: getrocknetes Fleisch, Käse, Brot und Oliven. Nachdem ihm Vulso bereits so zugesetzt hatte, konnte es kaum noch schlimmer werden. Er hatte Lucius eine Reihe von Sonderaufgaben aufgehalst: Latrinen graben, schanzen und Einzelmärsche mit Gepäck – alles Dinge, die normalerweise als Strafaktionen gedacht waren. Bei ihm schienen sie zur Standardausbildung zu gehören. Er hatte alles über sich ergehen lassen und fühlte sich müde und erschöpft wie noch nie in seinem Leben, aber er hatte noch genug Kraft, um die letzten Tage durchzustehen. Immerhin ließen die anderen Rekruten ihn seit seiner Begegnung mit Servanus weitgehend in Ruhe. Offenbar hatte Servanus dafür gesorgt, dass ihn keiner mehr belästigte. Mit einem lauten Krachen polterte Vulso herein.
    „Marcellus!“, schnaubte er und sah ihn ausdruckslos an. „Lege deine komplette Ausrüstung an! Ich erwarte dich in einer halben Stunde vor der Porta Principalis Dextra. Und wenn ich sage ‚komplett’, dann meine ich das auch so, also auch Mantel, Strümpfe und Beinschienen!“ Und er rauschte wieder hinaus.
    Lucius stand zur angegeben Zeit vor dem Tor, wo Vulso ihn bereits ungeduldig erwartete. Er beschied ihm stumm, zu folgen. Sie marschierten nach Westen. Damit wusste Lucius, wohin es ging, nämlich zu dem kleinen Hügel, der schon oft das Ziel von Ausbildungsmärschen gewesen war. Unterwegs fing es an zu regnen.
    Als sie den Hügel erreichten, musste Lucius zunächst einmal seine ganze Ausrüstung wieder ablegen. Nur mit einer Leinentunica und den Sandalen bekleidet stand er im Regen. So erklommen sie die Hügelkuppe. Oben angekommen wies Vulso mit seiner Vitis auf einen Baum auf der anderen Seite des Hügels.
    „Du läufst den Hügel hinunter, um den Baum und wieder zu deiner Ausrüstung. Dort legst du das Teil an, welches ich dir nenne, und läufst wieder über den Hügel. Bereit? Los!“
    Lucius lief und schlitterte den Hügel hinab, auf den Baum zu und den Hügel hinauf.
    „
Tibialia!
Strümpfe!“, sagte Vulso knapp.
    Unten zog Lucius seine Sandalen aus und zog die Strümpfe über, dann zog er die Sandalen wieder an. Unterdessen beschimpfte ihn Vulso als lahme Schnecke und forderte ihn brüllend auf, sich gefälligst zu beeilen. Lucius kletterte wieder den Hügel hinauf. Oben hieb ihm Vulso mit der Vitis auf den Rücken. „Los, schneller!“
    Lucius kletterte den Hügel wieder hinunter, umrundete den Baum und lief wieder hinauf.
    „Tunica!“
    Unten angekommen hob er die Wolltunica auf, die vom Regen schwer geworden war, und zog sie sich über. Das Wasser rann ihm kalt den Rücken herunter. Ihn schauderte es. „Du bist hier nicht zum Urlaub in Baiae“, brüllte Vulso vom Hügel herunter.
    Er lief den Hügel hinauf und hinunter, um den Baum herum, wieder hinauf.
    „Beinschienen!“
    Wieder eilte er den Hügel hinab, legte die Beinschienen an. Wieder hinauf auf den Hügel, hinunter, Baum umrunden und erneuter Aufstieg.
    „Kettenhemd!“
    Während Lucius das Kettenhemd überzog, bedachte Vulso ihn wieder mit Flüchen. Er schlug ihm mit dem Rebstock auf die Waden, als Lucius nach dem Aufstieg an ihm vorbeikam.
    „Los, du Bastard, schneller!“
    Lucius keuchte den Hügel hinunter. Mittlerweile war er vollständig

Weitere Kostenlose Bücher