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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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fressen wird –, werde ich mich an Eure Warnung erinnern. Obwohl ich natürlich keinen Grund zu der Annahme habe, dass nicht sogar beides geschehen kann. Erst das eine, dann das andere.«
    Mendenal räusperte sich. »Verzeiht, Lord Cazaril. Ich dachte nur, Ihr solltet Bescheid wissen.«
    Cazaril seufzte. »Ja, so ist es wohl auch.« Er blickte auf und erinnerte sich an den gestrigen Vorfall mit dy Joal. »Angenommen, der Griff der Herrin lockert sich nur wenig – könnte Dondos Seele dann in die meine einsickern?«
    Mendenal legte die Stirn in Falten. »Ich nehme an, Dondo käme so leichter zu einem neuen Körper, als wenn er ihn in einem Geschwulst heranwachsen ließe. Man sollte doch annehmen, ein solcher Körper wäre zu klein.«
    »Nicht, wenn man Rojeras Glauben schenkt«, wandte Cazaril ein.
    Mendenal rieb sich die Stirn. »Ach, der arme Rojeras. Er glaubte, ich hätte Interesse an seinem Spezialgebiet entwickelt, als ich ihn zu Eurem Fall befragte. Natürlich habe ich seine Fehleinschätzung nicht berichtigt. Ich hatte schon befürchtet, er würde die halbe Nacht weiterreden. Schließlich musste ich ihm eine Spende für seine Abteilung versprechen, um eine Besichtigung seiner Sammlung zu vermeiden.«
    »Ich würde auch etwas dafür geben, um sie nicht sehen zu müssen«, meinte Cazaril. Nach einer kurzen Pause erkundigte er sich: »Eminenz … weshalb wurde ich für den Mord an Dondo nicht verhaftet? Wie hat Umegat das hinbekommen?«
    »Mord? Es gab keinen Mord.«
    »Aber der Mann ist tot. Durch meine Hand und vermittels eines Todeszaubers, was als Kapitalverbrechen gilt.«
    »Oh. Ja, jetzt verstehe ich. Unter den Ungebildeten gibt es manche Vorurteile über Todeszauber. Nun, selbst die Bezeichnung ist nicht korrekt. Das ist ein interessanter theologischer Sachverhalt, müsst Ihr wissen. Einen Todeszauber zu versuchen, ist ein vorsätzliches und heimtückisches Verbrechen. Einen Todeszauber erfolgreich durchzuführen hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern ist ein Wunder der Gerechtigkeit. Das kann kein Verbrechen sein, denn es ist die Hand des Gottes selbst, die dem Opfer den Tod bringt. Was ich sagen will … es ist ja nicht so, als könne der König seine Beamten ausschicken und den Bastard verhaften, nicht wahr?«
    »Meint Ihr, der derzeitige Kanzler von Chalion würde Verständnis für diese Unterscheidung aufbringen?«
    »Äh … nein. Eben deshalb hat Umegat auch dazu geraten, dass die Kirche diesen überaus komplizierten Sachverhalt vertraulich behandeln sollte.« Mit neu erwachter Besorgnis kratzte Mendenal sich an der Wange. »Nicht, dass bisher jemals ein Bittsteller um eine solche göttliche Gerechtigkeit diesen Vorgang überlebt hätte … Die Unterscheidung war einfacher, als sie rein theoretisch war. Zwei Wunder. Ich hätte niemals mit der Möglichkeit eines doppelten Wunders gerechnet! Beispiellos. Die Frühlingsherrin muss Euch von ganzem Herzen lieben!«
    »So wie ein Lastenbeförderer das Maultier liebt, das seine Fracht trägt«, sagte Cazaril bitter. »Wenn er es mit der Peitsche über steile Pässe treibt.«
    Der Erzprälat blickte ein wenig verzweifelt, die Akolythin Clara jedoch voller Verständnis. Umegat hätte geschnaubt, dachte Cazaril. Allmählich verstand er, weshalb der roknarische Heilige so gern über ihre gemeinsame Berufung mit ihm geredet hatte. Nur die Heiligen konnten solche Scherze über die Götter machen, weil man darüber lachen musste, um nicht loszuschreien. Und nur die Heiligen wussten, dass für die Götter beides keinen Unterschied machte.
    »Ja, aber …«, sagte Mendenal, »Umegat meinte das auch. Ein so außerordentlicher Schutz muss gewiss einem außerordentlichen Zweck dienen. Habt Ihr denn gar keine Idee?«
    »Ich weiß überhaupt nichts, Eminenz.« Cazarils Stimme bebte. »Und ich …« Er verstummte.
    »Ja?«, ermunterte Mendenal ihn.
    Wenn ich es laut ausspreche, werde ich gleich hier zusammenbrechen. Er befeuchtete die Lippen und schluckte. Als er sich schließlich die Worte abrang, kam nur ein heiseres Flüstern heraus: »Ich habe große Angst.«
    »Oh«, meinte der Erzprälat nach langem Schwei gen. »Ja, ich sehe, dass … Ach, wenn doch nur U megat aufwachen würde!«
    Die Hebamme der Mutter räusperte sich zaghaft. »Lord dy Cazaril?«
    »Ja, Mutter Clara?«
    »Ich glaube, ich habe eine Botschaft für Euch.«
    »Wie bitte?«
    »Die Mutter hat letzte Nacht im Traum zu mir gesprochen. Ich war mir nicht ganz sicher, denn im Schlaf ersinnt mein Geist

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