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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nicht«, antwortete die Ärztin schließlich und wiederholte damit Cazarils eigene, in Gedanken formulierte Diagnose.
    »Dann lasst uns allein. Die Akolythin wird erst mal auf ihn Acht geben.«
    »Jawohl, Eure Eminenz.« Die Ärztin verneigte sich und wies die Hebamme an: »Lasst sofort nach mir schicken, sobald er erwacht, oder wenn er Fieber oder Krämpfe bekommt.« Sie sammelte ihre Geräte ein.
    »Ihr, Lord Cazaril, bitte bleibt«, sagte der Erzprälat. »Und Euch, Lord dy Palliar, Dank für Eure Hilfe.«
    »Keine Ursache, Eminenz«, erwiderte Palli zunächst nur. Dann, einen Herzschlag später, drang der versteckte Hinweis zu ihm durch. »Äh. Wenn du mich nicht mehr brauchst, Cazaril …«
    »Im Moment nicht.«
    »Dann sollte ich vielleicht zum Haus der Tochter zurückkehren. Wenn du noch irgendwas benötigst, kannst du mich dort jederzeit erreichen. Oder im Palast der dy Yarrins. Ich stehe dann sofort zu deiner Verfügung. Du solltest nicht alleine herumlaufen.« Er blickte Cazaril streng an, um sicherzustellen, dass es auch als Befehl aufgefasst wurde und nicht als unverbindliche Abschiedsfloskel. Dann verneigte er sich ebenfalls, hielt der Ärztin die Tür auf und folgte ihr.
    Nachdem die Tür wieder geschlossen war, wandte Mendenal sich Cazaril zu und streckte bittend die Hände aus. »Lord Cazaril, was sollen wir tun?«
    Cazaril wich zurück. »Bei den fünf Göttern, das fragt Ihr mich ?«
    Bedauernd verzog der Erzprälat das Gesicht. »Lord Cazaril, ich bin erst seit zwei Jahren Erzprälat von Cardegoss. Ich wurde gewählt, weil ich ein guter Verwalter bin, hoffe ich jedenfalls, und um meiner Familie einen Gefallen zu tun, weil mein Bruder und vor ihm mein Vater einflussreiche Herzöge waren. Im Alter von vierzehn Jahren trat ich der Kirche des Bastards bei, mit einer stattlichen Stiftung von meinem Vater, die meine Betreuung und mein Fortkommen gewährleisten sollte. Mein Leben lang habe ich den Göttern treu gedient, aber … sie sprechen nicht zu mir.« Er starrte Cazaril an; dann warf er der Hebamme der Mutter einen Seitenblick zu, und ein seltsamer Ausdruck von Neid zeigte sich in seinen Augen, dem jede Feindseligkeit fehlte. »Wenn ein gewöhnlicher, frommer Mann sich mit drei leibhaftigen Heiligen in einem Gemach befindet – und noch ein wenig Verstand übrig hat –, sucht er nach Anleitung und gibt nicht vor, es besser zu wissen.«
    »Ich bin kein …« Cazaril verstummte. Er hatte wichtigere Anliegen, als über die theologische Definition seines derzeitigen Zustands zu diskutieren – obwohl er nicht wissen wollte, was die Götter sich als Verdammnis einfallen ließen, wenn das hier Heiligkeit war! »Ehrenwerte Akolythin, verzeiht bitte, aber ich habe Euren Namen vergessen …«
    »Ich heiße Clara.«
    Cazaril verbeugte sich leicht. »Akolythin Clara. Seht Ihr … seht Ihr nicht … Umegats Aura? Ich habe ihn nie gesehen, wenn er … verschwindet sie für gewöhnlich, wenn man schläft oder ohne Bewusstsein ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Götter sind mit uns, ob wir wach sind oder schlafen, Lord Cazaril. Ich bin sicher, dass ich nicht so viel erkennen kann wie Ihr, aber der Bastard hat seine Gegenwart vom Gelehrten Umegat genommen.«
    »O nein!«, hauchte Mendenal.
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Cazaril. »Kann es nicht ein Mangel in meinem – in Eurem zweiten Gesicht sein?«
    Sie schaute ihn an und zuckte leicht zusammen. »Nein. Denn ich kann Euch deutlich genug erkennen. Ich konnte Euch sehen, noch ehe Ihr durch diese Tür geschritten seid. Es ist beinahe schmerzhaft, mit Euch zusammen im selben Gemach zu sein.«
    »Also ist das Wunder der Menagerie erloschen?«, erkundigte Mendenal sich ängstlich und wies auf den bewusstlosen Tierpfleger. »Haben wir nun keinen Damm mehr, der uns vor der Flut des finsteren Fluches schützt?«
    Sie zögerte. »Umegat beherbergt dieses Wunder nicht länger. Ich weiß nicht, ob der Bastard es dem Willen eines anderen übertragen hat.«
    Mendenal wandte sich hoffnungsvoll Cazaril zu. »Seinem womöglich?«
    Sie musterte Cazaril und runzelte die Stirn. Abwesend legte sie die Hand über die Augen, als müsse sie ihren Blick vor hellem Licht abschirmen. »Wenn ich eine Heilige bin, wie der Gelehrte Umegat von mir behauptet hat, so nur eine unbedeutende, gewöhnliche. Hätte Umegats Unterweisung im Laufe der Jahre nicht meine Wahrnehmung geschärft, hätte ich selbst allenfalls angenommen, dass ich in der Ausübung meiner Tätigkeit von ungewöhnlichem

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