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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ebenfalls freigesetzt und kann meine Seele aus dem Körper reißen – und dann verschwinden wir alle auf dieselbe Weise.« Er beschloss, sie nicht mit Rojeras anderer Theorie zu belasten.
    »Nein, Lord Caz. Ihr versteht mich nicht. Ich möchte wissen, wie Ihr es loswerden könnt, ohne dabei zu sterben.«
    »Das würde ich auch gern wissen«, seufzte Cazaril. Mit einiger Mühe setzte er sich gerade hin. »Nun, es spielt keine Rolle. Ich habe aus freien Stücken mein eigenes Leben gegen Dondos Tod eingetauscht, und ich habe meinen Preis erhalten. Die Begleichung meiner Schuld ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Die Herrin erhält mich anscheinend am Leben, weil ich ihr noch einen Dienst erweisen soll. Andernfalls würde ich mich selbst vor Abscheu umbringen und der Sache ein Ende machen.«
    Bei diesen Worten kniff Iselle die Augen zusammen, richtete sich auf und meinte scharf: »Aus meinen Diensten entlasse ich Euch nicht! Ist das klar, Cazaril?«
    Für einen Moment lächelte er aufrichtig.
    »Ja«, ergänzte Betriz. »Und Ihr könnt nicht erwarten, dass wir jetzt zimperlich werden, nur weil Ihr … bewohnt seid. Ich meine … von uns erwartet man, dass wir irgendwann unseren Körper teilen. Das macht uns doch zu nichts Schrecklichem, oder?« Sie zögerte, als ihr klar wurde, wohin sie dieser Vergleich führte.
    Cazaril erwiderte leise: »Ja, aber mit Dondo? Ihr beide habt bei Dondo eine Grenze gezogen.« Tatsächlich aber war jeder Mann, den er jemals getötet hatte, in sein Gedächtnis gewandert und begleitete ihn seither in gewisser Weise. So tragen wir unsere Sünden mit uns.
    In plötzlicher Sorge legte Iselle die Hand auf den Mund: »Cazaril – er kann doch nicht entkommen, oder?«
    »Ich bete zur Herrin, dass er das nicht schafft. Der Gedanke, er könne in meinen Geist einsickern, ist der Schlimmste von allen. Schlimmer als … aber reden wir nicht darüber. Oh. Das erinnert mich daran … ich sollte Euch vor den Geistern warnen.« Kurz wiederholte er, was der Erzprälat ihm gesagt hatte: dass sein Körper verbrannt werden müsse, und warum. Er fühlte sich seltsam erleichtert, als es geendet hatte. Die Damen waren bestürzt, lauschten aber aufmerksam. Cazaril konnte sich wahrscheinlich darauf verlassen, dass sie dieser Aufgabe gewachsen waren.
    »Doch hört mir zu, Hoheit«, fuhr er fort. »Der Fluch des Goldenen Heerführers folgt Fonsas Nachkommenschaft, aber auch Sara trägt diesen Schatten. Umegat und ich gelangten beide zu der Ansicht, dass sie in diesen Fluch eingeheiratet hatte.«
    »Ihr Leben ist jedenfalls unglücklich genug verlaufen«, pflichtete Iselle ihm bei.
    »Daraus lässt sich schließen, dass Ihr aus dem Fluch aus heiraten könnt. Es ist zumindest eine Hoffnung – eine große Hoffnung. Wir sollten über diese Möglichkeit nachdenken. Am liebsten würde ich Euch aus Cardegoss fortschaffen – weg von dem Fluch, fort von Chalion, so rasch es sich machen lässt.«
    »Solange der Hof so sehr in Aufruhr ist, sind Verhandlungen über Heiraten nicht …« Iselle verstummte abrupt. »Aber was ist dann mit Teidez? Und mit Orico? Und mit Chalion selbst? Soll ich sie im Stich lassen wie ein feiger Feldherr, der bei einer verlorenen Schlacht die Flucht ergreift?«
    »Feldherrn haben eine Verantwortung, die über die einzelne Schlacht hinausgeht. Wenn man ein Scharmützel verloren ist, hält ein Rückzug zumindest die Möglichkeiten offen, die Schlacht später neu zu beginnen und doch noch zu siegen.«
    Sie runzelte zweifelnd die Stirn, während sie darüber nachdachte. Dann senkten sich ihre Brauen wieder. »Cazaril … meint Ihr, meine Mutter und meine Großmutter wussten von diesem dunklen Etwas, das über uns schwebt?«
    »Von Eurer Großmutter kann ich das nicht sagen. Eure Mutter …« Wenn Ista die Geister des Zangres selbst gesehen hatte, musste sie eine Zeit lang über das zweite Gesicht verfügt haben. Was konnte man daraus schließen? Cazarils Vorstellungsvermögen scheiterte an dieser Frage. »Eure Mutter wusste gewiss etwas, aber wie viel, vermag ich nicht zu sagen. Genug jedenfalls, dass sie Furcht bekam, als Ihr nach Cardegoss gerufen wurdet.«
    »Und ich hielt sie für zu besorgt.« Iselles Stimme wurde leiser. »Ich hielt sie sogar für wahnsinnig … wie es auch unter der Dienerschaft geflüstert wurde.« Die Falten auf ihrer Stirn wurden tiefer. »Es gibt vieles, über das ich nachdenken muss.«
    Als ihr Schweigen andauerte, erhob sich Cazaril und wünschte den Damen höflich

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