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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zusammen und unterdrückte jede weitere Reaktion.
    Cazaril fuhr fort: »Was ich nun wirklich gerne wüsste, und Ihr kennt die Antwort darauf sicher besser als ich: Wüsste Dondo darüber Bescheid, was die Menagerie tatsächlich für Orico bewirkte?«
    Ruckartig wandte dy Jironal sich wieder Cazaril zu: »Ihr etwa?«
    »Mittlerweile weiß es jeder im Zangre: Orico wurde mit Blindheit geschlagen und fiel vom Stuhl – in genau dem Augenblick, als seine Tiere starben. Sara und ihre Damen brachten ihn zu Bett und ließen nach den Ärzten des Tempels schicken.« Diese Antwort wich der Frage aus und lenkte zugleich dy Jironals Aufmerksamkeit abrupt in eine andere Richtung. Der Kanzler erbleichte, wirbelte herum und eilte auf die Tore des Zangres zu. Cazaril fiel auf, dass er nicht verweilte und sich nach Umegat erkundigte. Offensichtlich wusste dy Jironal, was die Menagerie bewirkte – aber verstand er auch, wie sie funktioniert hatte?
    Du etwa?
    Cazaril schüttelte den Kopf und wandte sich in die andere Richtung, für einen weiteren ermüdenden Marsch hinunter in die Stadt.
    Das Siechenhaus von der Mutter Gnade in Cardegoss war ein altes, weitläufiges Anwesen, das der Kirche von einer frommen Witwe hinterlassen und für den neuen Zweck umgebaut worden war. Es lag an der Straße, die vom Tempelplatz aus gesehen hinter dem Haus der Mutter verlief. Cazaril folgte Pallis und Umegats Weg durch das Gewirr der Gänge bis zu einer Galerie, die im zweiten Stock oberhalb eines Innenhofs verlief. Das richtige Gemach erkannte er rasch an den wiedervereinten Dy-Gura-Brüdern, die vor den verschlossenen Türen auf Posten standen. Sie grüßten und ließen ihn durch.
    Er trat ein und sah Umegat bewusstlos auf einem Bett liegen. Eine weißhaarige Frau in den grünen Roben eines Tempelarztes war über ihn gebeugt und nähte den aufgerissenen Fetzen seiner Kopfhaut. Ihr zur Seite stand eine vertraute, untersetzte Frau mittleren Alters, umgeben von grünlichem Glanz, der jedoch nicht von der grünen Kleidung herrührte. Selbst mit geschlossen Augen konnte Cazaril die schwache Aura erkennen. Der Erzprälat von Cardegoss höchstpersönlich, in seiner fünffarbigen Amtstracht, drückte sich besorgt im Gemach herum. Palli lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand. Als er Cazaril erblickte, erhellte sich sein Gesicht, und er trat ein Stück vor.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Cazaril mit gedämpfter Stimme.
    »Der arme Bursche ist immer noch weggetreten«, entgegnete Palli flüsternd. »Ich nehme an, er hat einen mächtigen Schlag abbekommen. Und wie sieht es bei dir aus?«
    Cazaril erzählte ein weiteres Mal von Oricos plötzlichem Zusammenbruch. Erzprälat Mendenal trat ein wenig heran und hörte zu, und die Ärztin blickte über die Schulter zu ihnen. »Hat man Euch von dieser Wendung in Kenntnis gesetzt, Eminenz?«, fügte Cazaril hinzu.
    »Oh, allerdings. Ich werde Oricos Ärzten zum Zangre folgen, sobald ich kann.«
    Wenn die weißhaarige Ärztin sich fragte, weshalb ein verletzter Tierpfleger mehr von der Aufmerksamkeit des Erzprälaten in Anspruch nahm als der heimgesuchte König, zeigte sie es nur durch ein leichtes Heben der Augenbrauen. Sie machte den letzten, sauberen Stich ihrer Naht und tauchte einen Lappen in eine Schale, um das verkrustete Blut rings um die Wunde von der rasierten Kopfhaut zu waschen. Dann trocknete sie sich die Hände ab, warf einen Blick auf die verdrehten Augen unter Umegats Lidern und richtete sich auf. Die Hebamme der Mutter sammelte Umegats abgeschnittenen linken Zopf auf sowie den Rest des von der Behandlung zurückgebliebenen Durcheinanders und machte alles sauber.
    Erzprälat Mendenal verschränkte die Finger und fragte die Ärztin: »Nun?«
    »Der Schädelknochen ist nicht gebrochen, so viel kann ich ertasten. Ich werde die Wunde unbedeckt lassen, um Blutungen oder Schwellungen besser erkennen zu können. Solange er nicht wieder zur Besinnung kommt, kann ich nicht mehr sagen. Wir können ihn jetzt nur warm halten und beobachten, bis er sich bewegt.«
    »Und wann wird das sein?«
    Die Ärztin musterte ihren Patienten unsicher. U megat zeigte immer noch die kränkliche, graue Färbung, die seine goldfarbene Roknari-Haut wie einen schmutzigen Lumpen aussehen ließ. Sein Atem rasselte. Das ist nicht gut, ging es Cazaril durch den Kopf. Er hatte schon Männer gesehen, die so aussahen und sich wieder erholt hatten. Er hatte allerdings auch solche gesehen, die dahinschwanden und starben.
    »Ich weiß es

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