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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Haut silbrig glänzte. Ein durchschimmernder rosa Ausfluss und gelber Eiter sickerten aus den Schnitten. Cazaril zwang sich zu einem gleichmütigen Gesichtsausdruck, während er die erhitzten roten Streifen untersuchte, die über dem Knie des Jungen und der Innenseite seines Oberschenkels verliefen. Teidez’ Blick war glasig. Er warf den Kopf zurück, als Cazaril die Hand nach ihm ausstreckte. »Rührt mich nicht an!«
    »Sei still«, befahl Cazaril leise. Teidez’ Gesicht glühte unter seinen Fingern.
    Cazaril schaute zu dem blassen Schreiber auf, der das Geschehen missbilligend beobachtete. »Wie lange hat er schon Fieber?«
    »Erst seit heute Morgen, nehme ich an.«
    »Wann hat sein Arzt sich ihn zuletzt angeschaut?«
    »Er wollte keinen Arzt, Lord Cazaril. Er hat einen Stuhl nach mir geworfen, als ich ihm beistehen wollte, und sich dann selbst verbunden.«
    » Und das habt Ihr zugelassen?« Cazarils donnernde Stimme ließ den Schreiber zurückspringen.
    Verängstigt zuckte der Mann die Achseln. »Er wollte es so.«
    »Manche Leute gehorchen mir eben«, murrte Teidez. »Ich werde mich später daran erinnern, wer … und wer nicht.« Durch halb geschlossene Augenlider schaute er zornig zu Cazaril und seiner Schwester auf.
    »Die Verletzung hat sich entzündet. Ich werde dafür sorgen, dass sofort ein Arzt aus dem Tempel zu ihm geschickt wird.«
    Verärgert zog Teidez sich wieder die Decken über den Körper. »Kann ich jetzt weiterschlafen? Falls Ihr nichts dagegen habt, versteht sich! Und zieht die Vorhänge vor, das Licht tut mir in den Augen weh.«
    »Ja, bleibt im Bett«, sagte Cazaril, ehe er sich zurückzog.
    Iselle folgte ihm ins Vorzimmer. Dort senkte sie die Stimme: »Es ist nicht in Ordnung, stimmt’s?«
    »Stimmt. Gut beobachtet, Hoheit. Eure Einschätzung war richtig.«
    Zufrieden nickte sie ihm zu. Er verabschiedete sich mit einer Verbeugung und hielt auf die Treppen am Ende des Gangs zu. Nan dy Vrits düsterem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, erkannte zumindest sie, wie sehr es ›nicht in Ordnung‹ war.
    Cazaril eilte die Treppen hinunter und weiter über den gepflasterten Hof zu Ias’ Turm. Er konnte an nichts anderes denken als daran, wie selten ein Mann – egal wie jung und stark er war – eine Amputation so hoch am Oberschenkel überlebt hatte. Cazaril beschleunigte seine Schritte.
    Zum Glück fand er dy Jironal in der Kanzlei. Eben versiegelte er eine Satteltasche und reichte diese dem wartenden Kurier.
    »Wie sind die Straßen?«, fragte dy Jironal den Burschen, der die typische schlanke und drahtige Statur eines Botenreiters zeigte und den Wappenrock der Kanzlei über einer wundersamen Zusammenstellung winterlicher Wollsachen trug.
    »Schlammig, Herr. Es wird gefährlich sein, nach Einbruch der Dunkelheit zu reiten.«
    »Tut Euer Bestes.« Dy Jironal seufzte und klopfte dem Mann auf die Schulter. Dieser salutierte und ging an Cazaril vorbei hinaus.
    Dy Jironal musterte den neuen Besucher missmutig. »Cazaril.«
    »Herr.« Cazaril entbot ihm eine knappe Verbeugung und trat ein.
    Dy Jironal setzte sich auf eine Ecke seines Schreibpults und verschränkte die Arme. »Euer Versuch, Euch hinter dem Orden der Tochter bei dessen Verschwörung zu meinem Sturz zu verstecken, ist zum Scheitern verurteilt«, sagte er im Plauderton. »Und ich habe die Absicht, dafür Sorge zu tragen, dass dieses Scheitern besonders kläglich ausfallen wird.«
    Cazaril winkte ungeduldig ab. Es hätte ihn mehr überrascht, wenn dy Jironal nicht gewusst hätte, was in der Versammlung des Ordens besprochen wurde. »Ihr habt heute Morgen weit größere Sorgen, als ich sie Euch jemals bereiten kann, Herr.«
    Dy Jironals Augen weiteten sich, und in einer Geste plötzlicher Aufmerksamkeit neigte er den Kopf. »Ach?«
    »Wie sah Teidez’ Verletzung aus, als Ihr sie gesehen habt?«
    »Was für eine Verletzung? Er hat mir keine Verletzung gezeigt.«
    »An seinem rechten Bein. Er wurde von Oricos Leopard gekratzt – allem Anschein nach, während er das arme Tier getötet hat. Eigentlich sahen die Kratzer nicht gefährlich aus, aber sie haben sich entzündet. Seine Haut glüht. Und Ihr wisst, wie eine schwärende Wunde mitunter Fiebermale auf der Haut entstehen lässt, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte dy Jironal besorgt.
    »Bei Teidez verlaufen sie vom Knöchel bis zur Leiste. Sie sehen aus wie eine Feuersbrunst!«
    Dy Jironal fluchte.
    »Ich würde Euch raten, die ganze Horde nutzloser Ärzte für eine Weile von Orico

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