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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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machte Palli im kleinen alten Palais des Herzogs dy Yarrin ausfindig. Ein Dienstbote führte Cazaril zu einem Gästezimmer auf der Rückseite des Hauses. Dort saß Palli an einem kleinen Tisch und schrieb etwas in ein Hauptbuch. Als Cazaril eintrat, legte er die Schreibfeder beiseite und bot seinem Besucher einen Stuhl ihm gegenüber an.
    Als der Diener die Tür hinter sich geschlossen hatte, beugte Cazaril sich vor und sagte: »Palli, kannst du insgeheim im Auftrag der Prinzessin Iselle als Bote nach Ibra reiten, falls nötig?«
    Palli hob die Brauen. »Wann?«
    »Bald.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn du mit bald ›jetzt‹ meinst, dann wohl nicht. Meine Pflichten als Kapitelherr nehmen mich zu sehr in Anspruch. Ich habe dy Yarrin meine Unterstützung und meine Stimme in der Versammlung versprochen.«
    »Du könntest dy Yarrin oder einen anderen vertrauenswürdigen Mitbruder als Bevollmächtigten zurücklassen.«
    Palli strich sich über sein glatt rasiertes Kinn und gab ein zweifelndes »Hmmm« von sich.
    Cazaril zog in Erwägung, sich als Heiliger der Tochter zu erkennen zu geben und gegenüber Palli, dy Yarrin und deren Ritterorden den Vorgesetzten herauszukehren. Dies würde allerdings komplizierte Erklärungen erfordern. Er müsste das Geheimnis von Fonsas Fluch enthüllen. Er müsste seinen seltsamen Zustand nicht nur einräumen, sondern auch seine daraus hervorgehenden Ansprüche durchsetzen. Von den Göttern berührt. Von den Göttern vergewaltigt. Und damit würde er sich so verrückt anhören wie Ista – oder noch verrückter. Er versuchte es mit einem Mittelweg.
    »Ich denke, es könnte eine Angelegenheit der Tochter sein.«
    Palli verzog die Lippen. »Wie kannst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Ich aber nicht.«
    »Machen wir es doch so: Bete um Führung, bevor du dich heute Abend schlafen legst.«
    »Ich? Warum nicht du?«
    »Meine Nächte sind … ausgefüllt.«
    »Und seit wann glaubst du an prophetische Träume? Wenn ich mich recht entsinne, hast du das stets für Unsinn gehalten.«
    »Ich … habe mich kürzlich bekehren lassen. Bitte, Palli, tu es einfach. Versuch es. Um mir eine Freude zu bereiten.«
    Palli machte eine einlenkende Geste. »Um deinetwillen. Und was die Angelegenheit selbst betrifft …« Er kniff seine schwarzen Brauen zusammen. »Vor wem sollte mein Ritt geheim bleiben?«
    »Dy Jironal. In erster Linie.«
    »Ach? Das könnte dy Yarrin interessieren. Ist da was für ihn dabei?«
    »Nicht direkt … nein, ich denke nicht.« Zögernd fügte Cazaril hinzu: »Und vor Orico soll es ebenfalls geheim bleiben.«
    Palli lehnte sich zurück, neigte den Kopf und senkte die Stimme. »Warum so geheimnistuerisch, Caz? Was für eine Schlinge willst du mir da um den Hals legen? Geht es um Verrat?«
    »Schlimmer«, seufzte Cazaril. »Um Theologie.«
    »Wie bitte?«
    »Oh, das erinnert mich an etwas.« Cazaril drückte seinen Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger und versuchte zu ergründen, ob seine Kopfschmerzen schlimmer wurden. »Lass dy Yarrin wissen, dass irgendein Spion dy Jironal über die Beratungen auf dem Laufenden hält. Obwohl er vielleicht gerissen genug ist, dass er es inzwischen selber gemerkt hat.«
    »Das wird ja immer schlimmer! Bekommst du auch genug Schlaf, Caz?«
    Ein bitteres Lachen kam über Cazarils Lippen. »Nein.«
    »Du bist immer schon schrullig geworden, wenn du übermüdet warst. Nun, ich reite nirgendwohin, wenn ich nicht mehr habe als ein paar dunkle Andeutungen.«
    »Und wenn du in alles eingeweiht wirst?«
    »Wenn ich alles weiß, werde ich meine Entscheidung überdenken.«
    »Na schön«, seufzte Cazaril. »Ich werde mit der Prinzessin darüber sprechen. Aber ich wollte ihr keinen Mann vorschlagen, der sie im Stich lässt.«
    »He!«, rief Palli entrüstet. »Wann habe ich jemals irgendjemand im Stich gelassen?«
    »Nie. Deshalb habe ich an dich gedacht.« Cazaril grinste, und mit einem schmerzhaften Ächzen stemmte er sich auf die Füße. »Ich muss zum Zangre zurück.« Kurz beschrieb er die unerfreuliche Entwicklung von Teidez’ Kratzer.
    Palli wirkte mit einem Mal ernüchtert. »Wie schlimm ist es?«
    »Ich weiß nicht …« Vorsicht zügelte Cazarils Offenheit. »Teidez ist jung und stark. Ich sehe keinen Grund, warum er die Entzündung nicht überstehen sollte.«
    »Bei den fünf Göttern, Caz, die Hoffnung seines Hauses ruht auf ihm! Was wird aus Chalion, wenn er es nicht schafft? Und Orico liegt ebenfalls darnieder!«
    Cazaril

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