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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und Betriz zumindest nicht schutzlos zurückzulassen, sondern mit einem mächtigen Freund, an den sie sich wenden konnten … einem Freund mit Freunden. »Wie wir uns auch entscheiden – kann ich ihn morgen zu unseren Beratungen hinzuziehen?«
    Iselle schaute zu Betriz hinüber. Cazaril konnte nicht erkennen, dass irgendwelche Zeichen ausgetauscht wurden; trotzdem nickte Iselle schließlich entschlossen. »Ja. Bringt ihn so schnell wie möglich zu mir.«
    Die Prinzessin zog ein weiteres Blatt zu sich heran und nahm eine neue Schreibfeder auf. »Nun werde ich einen persönlichen Brief an den Prinzen Bergon verfassen, den Ihr versiegelt entgegennehmen und ungeöffnet an ihn weiterleiten werdet. Und dann«, sie seufzte, »kommt der Brief an meine Mutter. Ich fürchte, Ihr könnt mir bei keinem von beiden helfen. Geht und schlaft ein wenig, solange Ihr könnt.«
    Cazaril stand auf und verbeugte sich.
    Als er an der Tür war, fügte sie leise hinzu: »Ich bin froh, dass Ihr meiner Mutter die Nachricht überbringen werdet, Cazaril, und nicht irgendein Kurier aus der Kanzlei. Obwohl es schwierig werden wird.« Sie atmete tief durch und beugte sich über das Blatt. Das Kerzenlicht ließ ihr bernsteinfarbenes Haar um ihr Gesicht herum schimmern wie einen Heiligenschein. Cazaril ließ sie in dieser Insel des Lichts zurück und schritt hinaus in die Dunkelheit des kalten Gangs.
     
    Cazaril erwachte in der Morgendämmerung durch ein beharrliches Klopfen an der Tür seines Gemachs. Als er aus dem Bett taumelte und aufschloss, fand er draußen auf dem Flur keinen Pagen mit irgendwelchen Bestellungen vor, wie er es erwartet hatte, sondern Palli.
    Der sonst so ordentliche Graf dy Palliar sah aus, als hätte er sich im Dunkeln angekleidet und blind seine Sachen zusammengesucht. Sein Haar war noch vom Schlaf zerzaust und stand wirr vom Kopf ab, seine Augen waren dunkel und weit aufgerissen. Die Dy-Gura-Brüder standen gähnend im Flur und wirkten verschlafen, aber gut gelaunt. Als Palli sich ins Gemach drängte, lächelten sie Cazaril an. Dieser gab dem Größeren von den beiden, Ferda, die Kerze von seinem Nachttisch, damit er sie am Wandleuchter entzünden konnte. Ferda reichte sie an seinen Lehnsherrn und Hauptmann Palli weiter, der sie mit leicht zitternden Händen ergriff. Palli sagte nichts, bis die Tür hinter ihm und Cazaril geschlossen war.
    »Bei den Dämonen des Bastards, Caz! Was soll das bedeuten?«
    »Was soll was bedeuten?«, fragte Cazaril verwirrt.
    Palli zündete einen weiteren Kerzenständer auf Cazarils Waschtisch an und wirbelte herum. »Bete um Führung, hast du gesagt. In meinem Schlaf, wenn es recht ist. Fünf Mal habe ich letzte Nacht in meinen Träumen den Tod gefunden, solltest du wissen! Als ich irgendwo hingeritten bin! Und jedes Mal war schlimmer als das vorherige. In meinem letzten Traum wurde ich von den eigenen Pferden gefressen! Ich habe nicht die geringste Lust, mich auf irgendwas zu setzen – ob Pferd, Maultier oder Sägebock! Und das für mindestens eine Woche!«
    »Oh.« Die Botschaft war deutlich genug. »In diesem Fall möchte ich nicht, dass du irgendwohin reitest.«
    »Das erleichtert mich ungemein.«
    »Ich muss selbst aufbrechen.«
    »Wohin? Bei diesem Wetter? Es schneit, weißt du das?«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt. Hat dir denn noch niemand erzählt, dass Prinz Teidez Mitte der letzten Nacht an seiner entzündeten Wunde gestorben ist?«
    Palli wirkte von einem Moment auf den nächsten ernüchtert. »Das ändert einiges in Chalion.«
    »Allerdings. Lass mich mich erst mal anziehen, und dann komm mit mir nach oben.« Hastig spritzte Cazaril sich kaltes Wasser ins Gesicht und zwängte sich in die Kleidung von gestern.
    In den oberen Gemächern traf Cazaril auf Lady Betriz, die gleichfalls noch die schwarzen und lavendelfarbenen Gewänder trug wie am Abend zuvor. Offensichtlich hatte sie bisher noch nicht geschlafen. Cazaril zerrte die Brüder dy Gura aus dem Flur in sein Vorzimmer, wo sie erst einmal außer Sicht waren, und schloss die Tür hinter ihnen. Dann ging er mit Palli in den Aufenthaltsraum.
    Betriz legte die Hand auf ein versiegeltes Päckchen, das auf einem kleinen Tisch bereitlag. »Alle Briefe sind für die Reise vorbereitet.« Sie warf einen Blick auf Palli und zögerte. »Nach Valenda.«
    »Schläft Iselle?«, fragte Cazaril ruhig.
    »Sie ruht sich nur aus. Sie wird mit euch sprechen wollen. Mit euch beiden.« Betriz verschwand für einen Moment in den Schlafräumen,

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