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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Finsternis hervortreten, die sie umhüllte wie eine Rauchwolke eine brennende Stadt. Das war die Gestalt, die der Fluch ihrer Familie in der nächsten Generation annehmen würde: nicht persönlicher Kummer, sondern ein Bürgerkrieg zwischen der königlichen Partei und den Edlen, der das Land von einem Ende bis zum anderen auseinanderriss.
    Es sei denn, sie konnte die Familie und den Fluch gemeinsam ablegen und sich unter den Schutz Bergons begeben.
    »Ich werde für Euch reiten, Hoheit.«
    »Gut.« Sie lehnte sich zurück und strich mit der Hand über das unbeschriebene Pergament. »Nun müssen wir noch einige Briefe aufsetzen. Der erste soll Euer Beglaubigungsschreiben für den Fuchs sein – ich denke, den sollte ich eigenhändig verfassen. Ihr habt bereits Verträge gelesen und geschrieben. Ihr müsst mir die richtigen Ausdrücke vermitteln, damit ich nicht wie ein unwissendes kleines Mädchen klinge.«
    »Ich werde mein Bestes tun, aber ich bin kein Rechtsgelehrter, Iselle.«
    Sie zuckte die Achseln. »Wenn wir Erfolg haben, werde ich über Schwerter verfügen, um meinen Worten Rückhalt zu verleihen. Und wenn nicht, helfen auch keine rechtlichen Winkelzüge. Formuliert einfach und verständlich. Fangen wir an …«
    Nach einer aufreibenden Dreiviertelstunde äußerster Konzentration brachten sie einen sauberen Entwurf zu Stande, den Iselle schwungvoll unterzeichnete und mit ihrem Ring versiegelte. In der Zwischenzeit war Betriz damit fertig geworden, den kleinen Haufen an Münzen und Juwelen zu sammeln und sich einen Überblick über den Bestand zu verschaffen.
    »Sind das alle unsere Münzen?«, fragte Iselle.
    »Leider ja«, seufzte Betriz.
    »Nun, dann muss er eben den Schmuck verpfänden, sobald er in Valenda ist, oder an einem anderen sicheren Ort.« Iselle wickelte das Seidentuch um das Geschmeide und schob es übers Schreibpult zu Cazaril. »Eure Reisekasse, Lord Cazaril. Gebe die Tochter, dass es ausreicht, Euch ans Ziel und wieder zurück zu bringen.«
    »Es ist mehr als ausreichend.«
    »Denkt daran – es ist zum Ausgeben, nicht zum Aufbewahren! Ihr müsst als mein Stellvertreter in Ibra etwas hermachen. Achtet auf angemessene Kleidung! Und Prinz Bergon muss auf eine Weise reisen, die seinem und meinem Rang gebührt und Chalion keine Schande bereitet.«
    »Das könnte schwierig werden. Ich meine, ohne die erforderlichen Soldaten. Ich werde darüber nachdenken. Vieles hängt von mehreren ungeklärten Punkten ab. Das erinnert mich an etwas: Wir müssen einen Weg finden, uns sicher zu verständigen. Dy Jironal oder seine Spione werden gewiss alle Anstrengungen unternehmen, sämtliche Briefe abzufangen, die Ihr erhaltet.«
    »Oh.«
    »Es gibt eine einfache Geheimschrift, die dennoch nahezu unmöglich zu entschlüsseln ist. Sie beruht darauf, dass man zwei identische Ausgaben desselben gedruckten Buches zur Hand hat. Eins nehme ich mit, das andere bleibt bei euch beiden. Jedes Wort wird als Abfolge von drei Ziffern angegeben – die Seitenzahl, die Zeile und die Stellung in der Zeile –, die der Empfänger dann nachschlagen muss, um das richtige Wort wiederzufinden. Man verwendet nicht immer dieselben Nummern für dasselbe Wort, sondern versucht, dasselbe Wort auf anderen Seiten zu finden, wenn man kann. Es gibt bessere Schlüssel, aber es bleibt keine Zeit, Euch damit vertraut zu machen. Ich habe allerdings keine zwei Ausgaben irgendeines Buches.«
    »Ich werde zwei solche Bücher ausfindig machen, bevor Ihr morgen aufbrecht«, erwiderte Betriz.
    »Habt Dank.« Cazaril rieb sich die Stirn. Einen solchen Ritt zu unternehmen, krank und womöglich mit Blutungen, mitten im Winter über die Berge – es war Wahnsinn! Er würde vom Pferd fallen, im Schnee liegen bleiben und erfrieren. Er selbst, sein Pferd und seine Beglaubigungsschreiben würden von den Wölfen gefressen …
    »Iselle. Mein Herz ist willig, doch mein Körper ist besetztes Gebiet und zur Hälfte verwüstet. Ich habe Angst, dass ich bei dieser Reise scheitere. Mein Freund, der Graf dy Palliar, ist ein guter Reiter und führt eine schnelle Klinge. Kann ich ihn stattdessen als Gesandten vorschlagen?«
    Nachdenklich legte Iselle die Stirn in Falten. »Um Bergons Hand zu erlangen, wird ein Zweikampf ge gen den Fuchs erforderlich werden – ein Zweikampf, der mit dem Verstand ausgetragen wird, nicht mit dem Schwert. Es ist also besser, den Verstand nach Ibra zu schicken und das Schwert in Chalion zu lassen.«
    Es war ein verlockender Gedanke, Iselle

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