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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aus denen gedämpftes Geflüster zu hören war. Dann kehrte sie mit zwei Büchern unter dem Arm zurück.
    »Ich habe mich in die königliche Bibliothek geschlichen und zwei identische Bände gefunden. Es gab nur wenige wirkliche Duplikate. Ich habe mir gedacht, ich nehme am besten das größte Buch mit, damit wir mehr Worte zur Auswahl haben.«
    »Gut«, entgegnete Cazaril und nahm eines der Bücher entgegen. Er warf einen Blick darauf und unterdrückte ein bitteres Lachen. Ordol, besagten die goldenen Lettern auf dem Rücken. Der fünffache Weg der Seele. »Wunderbar. Meine Theologiekenntnisse bedurften ohnehin einer Auffrischung.« Er legte den Band zu dem Päckchen mit den Briefen.
    Iselle kam herein, eingehüllt in einen Morgenmantel aus schwerem, blauem Samt, unter dem noch die weiße Spitze ihres Nachthemds hervorschaute. Das bernsteinfarbene Haar fiel ihr über die Schultern. Ihr Gesicht war vom fehlenden Schlaf so bleich und verquollen wie Betriz’ Antlitz. Sie nickte Cazaril zu, dann Palli. »Lord dy Palliar. Ich danke Euch, dass Ihr zu meiner Unterstützung herbeigeeilt seid.«
    »Ich, äh …«, stammelte Palli und warf Cazaril einen verzweifelten Blick zu. Worauf lasse ich mich hier ein?
    »Wird er an Eurer Stelle reiten?«, fragte Betriz besorgt. »Ihr solltet das nicht versuchen. Ihr wisst, dass Ihr das nicht sollt!«
    »Ah … nein. Palli, ich möchte dich stattdessen bitten, der Prinzessin Iselle deine Dienste und deinen Schutz anzubieten und den Eid darauf zu leisten – bei deiner Ehre, bei den Göttern und ganz besonders im Namen der Frühlingsherrin. Darin liegt kein Verrat; sie ist die rechtmäßige Thronfolgerin von Chalion! Und du wirst daher die Ehre haben, der erste ihrer Höflinge zu sein, der diesen Schwur leistet.«
    »Ich … ich … kann Euch die Lehnstreue schwören, zusätzlich zu dem Eid, den ich Eurem Bruder Orico geleistet habe, Herrin. Aber ich kann Euch nicht an seiner Stelle die Treue schwören.«
    »Ich verlange nicht von Euch, dass Ihr mir mehr dient als Orico. Ich verlange nur, dass Ihr mir mehr dient als Oricos Kanzler.«
    »Das kann ich beschwören«, sagte Palli, und sein Gesicht hellte sich auf. »Mit dem größten Vergnügen.« Er küsste Iselles Stirn, ihre Hände und ihre Hausschuhe; dann, noch immer vor ihr kniend, schwor er die Eide eines Edlen von Chalion, wobei Betriz und Cazaril als Zeugen dienten. Immer noch auf den Knien fügte er hinzu: »Eure Hoheit, was haltet Ihr von Lord dy Yarrin als nächstem Großmeister des Ordens der Tochter?«
    »Ich glaube, es steht mir noch nicht an, so weitreichende Vergünstigungen zu gewähren. Aber er wäre mir sicherlich willkommener als irgendein Kandidat aus dy Jironals Sippe.«
    Palli nickte zustimmend zu ihren wohl erwogenen Worten und erhob sich wieder. »Ich werde es ihn wissen lassen.«
    »Iselle wird jede Hilfe benötigen, die du ihr zukommen lassen kannst, während der gesamten Vorbereitungen für Teidez’ Bestattung«, sagte Cazaril zu Palli. »Er soll in Valenda beigesetzt werden. Darf ich vorschlagen, dass sie deine Truppe aus Palliar als Bestandteil des Leichenzugs des Prinzen auswählt? Das dürfte euch einen guten Vorwand für weitere Treffen geben, und es wird dafür sorgen, dass du an ihrer Seite bist, wenn sie Cardegoss verlässt.«
    »Schnell gedacht«, merkte Iselle an.
    Doch Cazaril fühlte sich nicht schnell. Er hatte e her den Eindruck, dass sein Verstand sich hinter dem von Iselle hermühte, als würde er Stiefel tragen, die beide mit zwanzig Pfund Schlamm verkrustet waren. Die Autorität, die ihr letzte Nacht zugefallen war, schien irgendeine verborgene Kraft in ihr freigesetzt zu haben; sie brannte förmlich damit innerhalb ihres Kokons aus Dunkelheit.
    »Aber müsst Ihr denn alleine reiten, Cazaril?«, wollte Betriz wissen. »Das gefällt mir nicht.«
    Iselle schürzte die Lippen. »Ich denke, bis Valenda muss er das. Es gibt kaum jemanden in Cardegoss, dem ich genug vertrauen kann, um ihn mit Cazaril auszuschicken.« Sie musterte Cazaril zweifelnd. »In Valenda kann vielleicht meine Großmutter Männer zur Verfügung stellen. Er sollte am Hofe des Fuchses nicht allein und ohne Begleitung auftreten. Ich möchte nicht, dass man uns für verzweifelt hält.« Ein wenig verbittert fügte sie hinzu: »Auch wenn wir es sind.«
    Betriz zupfte an ihrem schwarzen Samt. »Aber was ist, wenn Ihr unterwegs erkrankt? Angenommen, Euer Geschwulst verschlimmert sich? Und wer weiß von der Einäscherung, wenn Ihr

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