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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sie dem König auch persönlich übergebe.«
    Der Schreiber neigte nachdenklich den Kopf. »Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann, Lord Cazaril. Aber der König wird derzeit von Antragstellern förmlich bedrängt, zumeist von den Verwandten vormaliger Aufständischer, die um seine Gnade ersuchen.« Er musterte Cazaril von oben bis unten. »Ich glaube, man hat Euch nicht vorgewarnt – der König hat dem Hof untersagt, für den verschiedenen Thronfolger Trauer zu tragen, da dieser im Zustand der Rebellion gestorben ist. Nur wer offen seine Auflehnung zeigen will, trägt diese Gewänder. Wenn Ihr also keine Beleidigung beabsichtigt, schlage ich vor, dass Ihr Euch umzieht, ehe Ihr um eine Audienz ersucht.«
    Cazaril runzelte die Stirn. »Hat denn niemand vor mir die Nachricht überbracht? Wir sind schnell geritten, aber ich hätte nicht gedacht, dass wir diese Neuigkeit hinter uns gelassen haben. Ich trage diese schmerzlichen Farben nicht für den Thronfolger von Ibra, sondern für den Thronfolger von Chalion. Prinz Teidez verstarb vor kaum einer Woche an einer Entzündung.«
    »Oh«, brachte der Schreiber erschrocken hervor. »Mein aufrichtiges Beileid dem Hause Chalion, das eine so strahlende Hoffnung verloren hat.« Er zögerte. »Briefe von Prinzessin Iselle, habt Ihr gesagt?«
    »Allerdings.« Um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen, fügte Cazaril hinzu: »König Orico liegt mit einer schweren Krankheit darnieder und kann den Regierungsgeschäften nicht nachkommen. So war es zumindest, als wir in großer Eile aus Cardegoss aufbrachen.«
    Der Schreiber machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Schließlich sagte er: »Folgt mir.« Er führte sie in ein behaglicher ausgestattetes Gemach, wo in einem Kamin in der Ecke ein kleines Feuer flackerte. »Ich will sehen, was ich erreichen kann.«
    Cazaril ließ sich auf einem gepolsterten Stuhl nahe der wohltuenden Glut nieder. Foix setzte sich auf eine Bank, während Ferda umherstreifte und die Wandbehänge betrachtete.
    »Werden sie uns empfangen, Herr?«, frage Ferda. »Dass wir diesen ganzen Weg geritten sind, nur damit man uns wie Hausierer an der Türschwelle warten lässt …«
    »Oh, sie werden uns empfangen.« Cazaril lächelte leicht, als ein atemloser Dienstbote herbeieilte und den Reisenden Wein sowie die kleinen gewürzten Butterkuchen anbot, die mit einer ibranischen Robbe verziert waren und eine Spezialität Zagosurs darstellten.
    »Warum hat der Hund keine Beine?«, wollte Foix wissen und starrte auf die eingeprägte Kreatur, bevor er in seinen Kuchen biss.
    »Es ist ein Seehund. Er hat Flossen statt Pfoten und jagt nach Fischen. Diese Tiere bilden Kolonien am Strand entlang der Küste bis hinunter nach Darthaca.« Cazaril ließ sich von dem Diener nur einen Schluck Wein einschenken, teilweise um der Nüchternheit willen, teilweise um Verschwendung zu vermeiden. Wie er es erwartet hatte, konnte er kaum seine Lippen befeuchten, ehe der Schreiber zurückkehrte.
    Der Mann verneigte sich tiefer als zuvor. »Hier entlang, bitte, wenn es Euch beliebt, Lord Cazaril … meine Herren.«
    Ferda leerte sein Glas mit dunklem, ibranischem Wein in einem Zug, und Foix wischte sich Krümel von seinem weißen Wollmantel. Hastig folgten sie Cazaril und dem Schreiber, der sie mehrere Treppen hinauf und über eine kleine, steinerne Bogenbrücke in einen neueren Trakt der Burg führte. Nach ein paar weiteren Biegungen erreichten sie eine zweiflügelige Tür, die in roknarischem Stil mit Meeresgetier beschnitzt war.
    Das Portal schwang auf. Ein gut gekleideter Edelmann erschien Arm in Arm mit einem weiteren Höfling. »Aber ich habe fünf Tage auf diese Audienz gewartet!«, beschwerte er sich. »Was ist das für eine Dummheit …!«
    »Ihr werdet nur noch ein wenig länger warten müssen, mein Herr«, sagte der Höfling, der den anderen mit sicherem Griff am Ellbogen davonführte.
    Mit einer Verbeugung ließ der Schreiber dann Cazaril und die Dy-Gura-Brüder eintreten, wobei er ihren Namen und ihren Rang ankündigte.
    Es war nicht der Thronsaal, sondern eine weniger förmliche Empfangshalle, die für Besprechungen eingerichtet war und nicht für zeremonielle Anlässe. Ein breiter Tisch nahm ein Ende des Gemachs in Anspruch und war geräumig genug, um darauf Karten und Dokumente auszubreiten. Die Längsseite gegenüber wurde von einer Reihe Türen unterbrochen, die von oben bis unten mit viereckigen Fensterscheiben versehen waren und auf einen zinnenbewehrten

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