Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Götter, der Prinz war verrückt, nach all dem rasenden Galopp über Ebene und Berge, schließlich doch nicht für Iselle geeignet …
    »Nun, meine Freunde nennen mich …« Cazarils Worte wurden erstickt, als der Prinz unvermittelt die Arme um ihn schlang und ihn beinahe von den Füßen hob.
    »Vater«, rief Bergon erfreut, »das ist der Mann! Das ist der Mann!«
    »Was …«, setzte Cazaril an – und plötzlich, durch eine kleine Veränderung im Blickwinkel und der Stimme, wusste er Bescheid. Cazarils ungläubiges Starren wurde zu einem Grinsen. Der Junge ist gewachsen! Wenn man ein Jahr in der Zeit und zwei Handbreit in der Höhe wegnimmt, den Bartschatten löscht und den Kopf rasiert, ein wenig Babyspeck und einen heftigen Sonnenbrand hinzufügt …
    »Bei den fünf Göttern«, hauchte er. »Danni!«
    Der Prinz ergriff seine Hände und küsste sie. »Wohin seid Ihr gegangen? Nach meiner Heimkehr war ich eine Woche krank. Und als ich schließlich Männer ausschickte und nach Euch suchen ließ, wart Ihr verschwunden. Ich habe andere Männer vom Schiff gefunden, Euch aber nicht. Und niemand wusste, wohin Ihr gegangen wart.«
    »Ich war ebenfalls krank, im Siechenhaus der Mutter hier in Zagosur. Anschließend begab ich mich nach Hause, nach Chalion.«
    »Hier! Die ganze Zeit direkt vor meiner Nase! Ich könnte platzen. Ah! Aber ich habe meine Leute auch in die Siechenhäuser gesandt – wie konnten sie Euch dort übersehen? Ich dachte, Ihr wärt Euren Verletzungen erlegen. Sie waren fürchterlich.«
    »Ich war mir sicher, dass er tot ist«, sagte der Fuchs langsam und verfolgte das Schauspiel mit einem undeutbaren Blick. »Nicht vorbeizukommen und die große Schuld einzulösen, die mein Haus ihm gegenüber hatte …«
    »Ich wusste nicht, wer Ihr wart, Prinz Bergon.«
    Der Fuchs hob die Brauen. »Tatsächlich?«
    »Nein, Vater«, bestätigte Bergon eifrig. »Ich habe niemandem erzählt, wer ich war. Ich habe den Spitznamen verwendet, mit dem Mutter mich zu rufen pflegte, als ich noch klein war. Es erschien mir sicherer, unerkannt zu bleiben, als meinen Rang einzufordern.« An Cazaril gewandt fügte er hinzu: »Als die Handlanger meines verstorbenen Bruders mich entführten, erzählten sie dem roknarischen Kapitän nicht, wer ich war. Ich hatte auf dieser Galeere sterben sollen, nehme ich an.«
    »Diese Heimlichtuerei war töricht, Hoheit«, tadelte ihn Cazaril. »Die Roknari hätten Euch geschont, um ein Lösegeld zu herauszuschlagen.«
    »Ja, ein gewaltiges Lösegeld, und obendrein politische Zugeständnisse, die sie meinem Vater ohne Zweifel auch entrungen hätten, wäre ich unter meinem richtigen Namen zur Geisel geworden.« Bergon biss die Zähne zusammen. »Nein. Für dieses Spiel wollte ich mich nicht hergeben.«
    »Demnach«, sagte der Fuchs mit merkwürdiger Stimme und schaute zu Cazaril auf, »habt Ihr nicht den Prinzen von Ibra unter Einsatz Eures Lebens gerettet, sondern nur irgendeinen Jungen.«
    »Irgendeinen Sklavenjungen, Majestät.« Cazaril verzog den Mund, während er dem Fuchs zusah. Dieser grübelte offensichtlich darüber nach, ob diese Tat Cazaril zu einem Helden oder zu einem Narren machte.
    »Ich muss an Eurem Verstand zweifeln.«
    »Ich bin mir sicher, zu diesem Zeitpunkt hatte ich den schon nicht mehr beisammen«, räumte Cazaril liebenswürdig ein. »Ich war auf den Galeeren, seit ich nach dem Fall von Gotorget als Kriegsgefangener verkauft wurde.«
    Der Fuchs kniff die Augen zusammen. »Oh. Dieser Cazaril seid Ihr also?«
    Cazaril machte eine knappe Verbeugung und fragte sich, was der König von diesem fruchtlosen Feldzug gehört hatte. Dann schüttelte er seine Tunika aus. Bergon half ihm eilig dabei, sich wieder anzuziehen. Cazaril stellte fest, dass jeder im Gemach ihn verblüfft anblickte, eingeschlossen Ferda und Foix. Beinahe wäre er vor Lachen herausgeplatzt, obwohl unter dem Gelächter eine neue Furcht brodelte, die er kaum benennen konnte. Wie lange folge ich nun schon diesem Weg?
    Er zog den letzten Brief aus seinem Päckchen und verneigte sich tief vor dem Prinzen. »Wie das Dokument bestätigt, das Euer ehrwürdiger Vater in Händen hält, bin ich gekommen, um für eine stolze und schöne Dame zu sprechen. Und ich bin nicht nur zu Eurem Vater gekommen, sondern auch zu Euch. Die Thronfolgerin Chalions bittet um Eure Hand.« Er überreichte dem überraschten Bergon das versiegelte Sendschreiben. »Zunächst möchte ich Prinzessin I selle für sich selbst sprechen lassen, wozu

Weitere Kostenlose Bücher