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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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inzwischen der Kapitelherr vom Orden der Tochter in Palliar, musst du wissen – ich folge den Fußstapfen meines Vaters. Ich habe Verpflichtungen.«
    »Du hast dich den Ordensrittern angeschlossen?«
    »Eher dem Tross. Da geht es nur um die Buchführung, um das Eintreiben von Pacht und darum, der verdammten Ausrüstung hinterherzulaufen. Die Freuden des Befehlshabers – du weißt Bescheid. Von dir habe ich es ja gelernt. Zehn Schubkarren Dung schippen, um eine Fuhre Ruhm einzubringen.«
    Cazaril grinste. »Ein so guter Ertrag? Du bist gesegnet!«
    Palli grinste zurück und ließ sich vom Diener Kuchen und Käse reichen. »Ich habe meine Truppe unten in der Stadt einquartiert. Aber nun zu dir, Caz. Sobald ich Gotorget erwähnte, wurde ich gefragt, ob wir uns dort begegnet sind. Es traf mich wie ein Blitz, als Hoheit mir mitteilte, dass du hier aufgetaucht bist, nachdem du den ganzen Weg von Ibra bis Valenda gelaufen bist. Und dass du aussiehst wie … wie etwas, das eine Katze herausgewürgt hat …«
    Die Herzogin zuckte bloß mit den Schultern, als Cazaril leicht vorwurfsvoll in ihre Richtung blickte.
    »Die letzte halbe Stunde habe ich Geschichten aus dem Krieg erzählt«, fuhr Palli fort. »Wie geht’s deiner Hand?«
    Cazaril verbarg sie im Schoß. »Sie hat sich gut erholt.« Rasch wechselte er das Thema: »Was steht bei Hofe für dich an?«
    »Nun, seit dem Tod meines Vaters hatte ich noch keine Gelegenheit, Orico in aller Form meinen Eid zu leisten. Außerdem vertrete ich den Orden der Tochter von Palliar bei der Amtseinführung.«
    »Amtseinführung?«, erkundigte Cazaril sich verständnislos.
    »Ah, hat Orico endlich einen neuen Großmeister für den Orden der Tochter ernannt?«, fragte dy Ferrej. »Seit dem Tod des alten Großmeisters bedrängt ihn jede Hohe Familie in Chalion um diesen Posten!«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte die Herzogin. »Dieses Amt ist einträglich und mit viel Macht verbunden, auch wenn der Orden kleiner ist als der des Sohnes.«
    »O ja«, entgegnete Palli. »Es wurde von Amts wegen noch nicht verkündet, aber es ist bereits beschlossene Sache: Der neue Großmeister ist Dondo dy Jironal, der jüngere Bruder des Kanzlers.«
    Cazaril zuckte zusammen und nahm einen Schluck Wein, um seine Bestürzung zu verbergen.
    Nach einer längeren Pause meinte die Herzogin schließlich: »Was für eine seltsame Wahl. Für gewöhnlich erwartetet man vom Großmeister eines Ritterordens ein größeres Maß an … Enthaltsamkeit.«
    »Außerdem«, warf dy Ferrej ein. »Kanzler Martou dy Jironal ist doch schon Großmeister des Ordens des Sohnes! Zwei solche Ämter in einer Familie? Das ist eine gefährliche Ansammlung von Macht.«
    »Und wenn man den Gerüchten glauben darf«, murmelte die Herzogin, »wird Martou außerdem bald Herzog dy Jironal, sobald der alte dy Ildar endlich den Platz freimacht.«
    »Davon habe ich noch nichts gehört«, sagte Palli erschrocken.
    »In der Tat«, kommentierte die Herzogin trocken. »Die Familie von Ildar ist nicht sonderlich beglückt von dieser Entwicklung. Vermutlich haben sie sich darauf verlassen, dass einer ihrer Neffen das Herzogtum erhält.«
    Palli zuckte die Achseln. »Die Brüder Jironal stehen hoch in Oricos Gunst und steigen in Chalion steil auf. Wenn ich klug wäre, würde ich vermutlich nach ihren Rockschößen greifen und mich von ihnen mit nach oben ziehen lassen.«
    Cazaril starrte finster in seinen Weinkrug und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. »Was gibt es sonst noch Neues?«
    »Vor zwei Wochen hat der Thronfolger von Ibra ein weiteres Mal sein Banner erhoben und sammelt in den südlichen Provinzen seine Kräfte gegen den alten Fuchs, seinen Vater. Jeder hätte erwartet, dass der Vertrag aus dem letzten Sommer hält. Aber die beiden haben sich im Verlauf des Herbstes offenbar insgeheim überworfen, und der König hat den Frieden aufgekündigt – wieder einmal.«
    »Der Thronfolger ist allzu anmaßend«, warf die Herzogin ein. »Immerhin hat Ibra noch einen weiteren Sohn.«
    »Orico hat beim letzten Mal den Thronfolger unterstützt!«, bemerkte Palli.
    »Sehr zu Chalions Schaden«, stellte Cazaril leise fest.
    »Ich habe den Eindruck, Orico plant eher auf lange Sicht«, hielt Palli dagegen. »Am Ende wird der Thronfolger siegen. Auf die eine oder andere Weise …«
    »Es wäre ein freudloser Sieg für den alten Mann, würde sein Sohn unterliegen«, meinte dy Ferrej nachdenklich. »Nein, ich möchte wetten, sie

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