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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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folgten den gewundenen Pfaden entlang des Flusses, im flirrenden goldenen und grünen Licht, das gedämpft durch das frische Grün über ihren Köpfen fiel. Schließlich war es sein Pferd, das ein Reh aus dem Dickicht aufscheuchte, worauf es scheute und Cazaril heftig in ein Gewirr aus Steinen und Baumwurzeln schleuderte. Der Aufprall raubte ihm den Atem, und eine Verwachsung in seinem Rücken platzte wieder auf. Keuchend lag er auf dem Boden, Tränen des Schmerzes ließen den Wald vor seinen Augen verschwimmen, bis sich schließlich zwei erschrockene Frauengesichter unklar in seinem Gesichtsfeld vor dem Geflecht von Laub und Himmel abzeichneten.
    Es bedurfte der Kraft beider Damen, ihn auf sein wieder eingefangenes Pferd zu hieven – und sie mussten noch einen umgestürzten Baum zur Hilfe nehmen. Der Rückweg den Hügel zur Burg hinauf ging auf zurückhaltende, damenhafte Weise vonstatten, und in sehr schuldbewusster Atmosphäre. Es war ein Ritt, wie ihn sich die früheren Gouvernanten nur hätten wünschen können. Als sie unter dem Torbogen hindurchritten, drehte die Welt sich nicht länger in merkwürdig ruckartigen Schüben um Cazarils Kopf. Aber die aufgerissene Verletzung auf seinem Rücken brannte vor Schmerz und zeichnete sich unter dem Gewand durch einen angeschwollenen Bluterguss von der Größe eine Hühnereis ab. Er würde sich vermutlich bald schwarz verfärben und erst in Wochen abheilen. Als Cazaril endlich sicher im Hof angelangt war, dachte er nur noch an die Trittbank, den Reitknecht und daran, wie er lebendig von der verfluchten Mähre herunterkommen sollte. Auf festem Boden angelangt, blieb er einen Augenblick stehen, auf den Sattelbaum gestützt, das Gesicht schmerzverzerrt.
    »Caz!«
    Die vertraute Stimme traf Cazarils Ohr aus heiterem Himmel. Sein Kopf fuhr nach oben, und er blickte blinzelnd umher. Mit ausgebreiteten Armen schritt ein großer, athletischer Mann auf ihn zu. Er hatte dunkles Haar, trug ein elegantes Gewand aus rotem Brokat und hohe Reitstiefel. »Bei den Göttern«, flüsterte Cazaril. »Palli?«
    »Caz, Caz! Ich küsse deine Hände! Ich küsse deine Füße!« Der hoch gewachsene Mann packte ihn und stieß ihn dabei fast zu Boden. Die erste Hälfte seines Grußes setzte er im Wortsinne um, die zweite Hälfte tauschte er allerdings gegen eine Umarmung. »Caz, Mann! Ich dachte, du bist tot!«
    »Nein …« Beinahe vergaß er seinen Schmerz, ergriff die Hände des Dunkelhaarigen und wandte sich Iselle und Betriz zu, die ihre Pferde den Knechten überlassen hatten und in offensichtlicher Neugierde heranschlenderten. »Prinzessin Iselle, Lady Betriz – bitte erlaubt mir, Euch Ser dy Palliar vorzustellen. Er war meine rechte Hand bei Gotorget. Bei den Göttern, Palli, was tust du hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen, und das mit größerer Berechtigung!«, erwiderte Palli und verneigte sich vor den Damen, die ihn mit wachsendem Wohlgefallen musterten. Mehr als zwei Jahre waren seit dem Fall von Gotorget verstrichen, und die Zeit hatte einiges dazu beigetragen, sein ohnehin ansprechendes Äußeres noch zu verbessern – obwohl sie unmittelbar nach dem Ende der Belagerung alle wie Vogelscheuchen ausgesehen hatten. »Prinzessin, verehrte Dame, es ist mir eine Ehre – allerdings musst du mich mittlerweile als Graf dy Palliar vorstellen, Caz!«
    »Oh«, meinte Cazaril und schenkte ihm umgehend ein entschuldigendes Nicken. »Dann möchte ich dir mein Beileid aussprechen. Bist du noch in Trauer?«
    Palli nickte verstehend. »Es ist fast zwei Jahre her. Den alten Herrn traf der Schlag, während wir noch in Gotorget eingeschlossen waren. Aber er hat durchgehalten bis kurz nach meiner Rückkehr, dem Wintervater sei Dank. Er hat mich erkannt, und ich konnte mich noch von ihm verabschieden und ihm vom Feldzug erzählen. Er hat noch seinen Segen für dich dargebracht – stell dir vor, an seinem letzten Tag. Obwohl wir beide eigentlich angenommen hatten, dass wir die Gebete für einen Toten sprechen. Caz, Mann, wohin bist du denn verschwunden?«
    »Man hat … mich nicht ausgelöst.«
    »Nicht ausgelöst? Was soll das heißen, nicht ausgelöst? Wie kann es sein, dass man dich nicht ausgelöst hat?«
    »Es war ein Versehen. Mein Name fehlte auf der Liste.«
    »Dy Jironal zufolge haben die Roknari behauptet, du seist an einem plötzlichen Fieber verstorben.«
    Cazarils Lächeln wurde verkniffen. »Nein. Ich wurde auf die Galeeren verkauft.«
    Palli riss den Kopf zurück. »Ein Versehen!

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