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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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geblieben. Lass es einfach gut sein.«
    Palli blickte ungläubig. »Aber Valenda liegt nicht am Ende der Welt. Es wird sich herumsprechen, dass du am Leben bist.«
    »Valenda ist ein ruhiger, friedlicher Ort. Hier bin ich für niemanden eine Gefahr.«
    Andere Männer waren genauso tapfer gewesen, andere waren stärker: Sein scharfer Verstand hatte Palli in Gotorget zu Cazarils bevorzugtem Offizier werden lassen! Es bedurfte nur dieses einen Hinweises, um ihn auf die richtige Spur zu bringen … seine Augen wurden schmal, sie glühten im sanften Kerzenschein. »Dy Jironal? Er selbst? Bei den fünf Göttern, was hast du ihm getan?«
    Cazaril wand sich unbehaglich. »Es war nichts Persönliches. Ich denke, er hat nur … jemandem eine kleine Gefälligkeit erwiesen. Eine kleine, einfach zu bewerkstelligende Gefälligkeit.«
    »Damit sind schon zwei Männer darin verwickelt. Bei den Göttern, Cazaril, welche zwei Männer?«
    Palli würde der Angelegenheit nachgehen. Cazaril hätte ihm entweder gar nichts erzählen dürfen – dazu war es nun schon zu spät –, oder er musste ihm genug erzählen, um ihn aufzuhalten. Keine Andeutungen mehr. Palli würde versuchen, alles aufzudecken. Er versuchte es jetzt schon!
    »Wer könnte einen solchen Hass auf dich empfinden? Du bist stets freundlich aufgetreten. Du warst beinahe schon berühmt dafür, Duellen aus dem Weg zu gehen und die Streithähne so dumm aussehen zu lassen, wie sie waren. Und du warst bekannt dafür, Frieden zu schließen, die erstaunlichsten Vertragsbedingungen herauszuschmeicheln. Stets hast du gemeinsame Interessen betont – bei der Hölle des Bastards, du lässt dich ja noch nicht einmal auf Wetten ein! Eine kleine, schlichte Gefälligkeit! Was also kann einen derart unversöhnlichen, grausamen Hass auf dich rechtfertigen?«
    Cazaril rieb sich die Stirn. Sie schmerzte zuneh mend, und das lag nicht am Wein. »Furcht, denke ich.«
    Palli hob überrascht die Brauen.
    »Und wenn man erfährt, dass du etwas von der Sache weißt, werden sie auch dich fürchten. Ich will nicht, dass du mit hineingezogen wirst, Palli. Halt dich da raus.«
    »Wenn es diese Art von Furcht ist, werde ich schon deshalb verdächtig sein, weil wir miteinander geredet haben. Deren Furcht und meine Unwissenheit – bei den Göttern, Caz! Schick mich nicht mit verbundenen Augen in die Schlacht!«
    »Ich möchte überhaupt niemanden mehr in die Schlacht schicken!« Cazaril war selbst überrascht von der Heftigkeit in seiner Stimme. Palli riss die Augen auf, doch im selben Moment fand Cazaril die Lösung, eine Möglichkeit, Pallis unbändige Neugier gegen ihn selbst auszuspielen: »Wenn ich dir alles erzähle, was ich weiß, und woher ich es weiß, gibst du mir dann dein Wort – dein Wort! –, dass du der Sache nicht weiter nachgehst? Sie nicht erwähnst? Mich nicht erwähnst? Keine rätselhaften Bemerkungen fallen lässt? Keine Aufmerksamkeit für das Thema erweckst …«
    »Ungefähr so, wie du es tust?«, warf Palli trocken ein.
    Cazaril ächzte, halb belustigt, halb vor Unbehagen. »Genau so.«
    Palli lehnte sich gegen die Wand und knetete seine Unterlippe. »Krämerseele«, sagte er liebenswürdig. »Du willst mir die Katze im Sack verkaufen, ohne dass ich das Tier jemals zu sehen bekomme.«
    »Miau«, machte Cazaril leise.
    »Ich will ohnehin nur das Miauen, meinst du? Also gut! Du hast mich noch nie ohne Warnung auf unsicheren Boden geführt, oder in einen Hinterhalt. Ich werde auch diesmal deinem Urteilsvermögen vertrauen – und zwar genau so weit, wie du auf meine Diskretion vertraust. Das kann ich dir versprechen!«
    Eine saubere Riposte. Cazaril konnte sie nur bewundern. Er seufzte. »Also gut.« Nach dieser durchaus willkommenen beiderseitigen Kapitulation saß er für einen Augenblick still da und ordnete seine Gedanken. Womit sollte er anfangen? Aber er hatte oft genug darüber nachgedacht. Inzwischen hatte er eine sauber geschliffene Geschichte parat, auch wenn er sie noch nie jemandem erzählt hatte.
    »Die Sache ist schnell berichtet. Es ist nun vier … nein, fünf Jahre her, dass ich zum ersten Mal näheren Kontakt mit Dondo dy Jironal hatte. Ich gehörte zum Heerzug des Herzogs von Guarida während dieses kleinen Grenzkriegs gegen den verrückten Roknari-Fürsten Ollis. Du erinnerst dich? Das war der Bursche, der seine Feinde bis zur Hüfte in Exkrementen vergrub und sie anschließend lebendig verbrannte – und der etwa ein Jahr darauf von seiner eigenen Leibwache

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