Chalions Fluch
hingen augenblicklich drei andere Männer daran. Es ist … die Art und Weise, auf die es ankommt.«
Angewidert verzog sie den Mund. »Allerdings. Eine Dirne, igitt. Und Lord Dondo … er ist dann wohl, was man einen Kuppler nennt, nicht wahr?«
»Hm, es gibt auch unhöflichere Bezeichnungen. Obwohl … obwohl Teidez durchaus an der Schwelle zur Mannbarkeit steht, und jeder Mann muss irgendwann lernen …«
»Ist den Männern ihre Hochzeitsnacht nicht gut genug? Wir müssen bis dahin warten, um alles Notwendige zu lernen.«
»Männer … heiraten meist später«, versuchte Cazaril zu erklären. Diese Auseinandersetzung hätte er besser vermieden! Zudem brachte ihn der Gedanke daran, wie spät er seine eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht hatte, in Verlegenheit. »Aber für gewöhnlich hat ein Mann einen Freund, einen Bruder oder zumindest einen Vater oder Onkel, der ihn … hm, damit vertraut macht. Was er zu tun hat. Bei den Damen. Aber Dondo dy Jironal? Nein.«
Betriz runzelte die Stirn. »Nun, abgesehen … abgesehen von König Orico, der zugleich sein Bruder wie sein Vater ist, in gewisser Weise.«
Ihre Blicke trafen sich, und Cazaril erkannte, dass er seine Gedanken nicht laut aussprechen musste: Aber nicht in sehr hilfreicher Weise.
Nach weiterem nachdenklichem Schweigen fügte Betriz hinzu: »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ser dy Sanda …«
Cazaril unterdrückte ein Schnauben. »Ich auch nicht! Ach, armer Teidez …« Er zögerte kurz, bevor er weitersprach: »Er ist in einem schwierigen Alter. Wäre Teidez die ganze Zeit bei Hofe gewesen, wäre ihm die Atmosphäre hier vertraut, und er wäre nicht so … beeindruckt. Hätte man ihn später an den Hof gerufen, wenn er schon älter wäre, hätte er womöglich einen stärkeren Charakter entwickelt, eine gefestigtere Persönlichkeit. Aber das Leben bei Hofe ist in jedem Alter beeindruckend, vor allem, wenn man unvermittelt in den Mittelpunkt der ganzen Aufmerksamkeit geschleudert wird. Aber wenn Teidez der Erbe König Oricos sein soll, ist es an der Zeit, dass er sich allmählich darauf vorbereitet, wie er die Vergnügungen mit den Pflichten in Einklang bringt.«
»Wird er denn darauf vorbereitet? Ich bemerke nichts davon. Dy Sanda gibt sich alle Mühe, aber …«
»Er steht allein«, beendete Cazaril bedrückt ihren Satz. »Und das ist die Wurzel aller Schwierigkeiten.« Er legte die Stirn in Falten und dachte darüber nach. »Im Haushalt der Herzogin hatte dy Sanda deren Rückhalt, ihre Autorität stützte die seine. Hier in Cardegoss wäre dies König Oricos Aufgabe, aber er kümmert sich nicht darum. Dy Sanda wurde sich selbst überlassen, um einsam auf verlorenem Posten zu kämpfen.«
»Hat dieser Hof …« Betriz runzelte die Stirn und versuchte sichtlich, unvertraute Gedanken in Worte zu fassen. »Hat dieser Hof ein Zentrum?«
Cazaril stieß einen leisen Seufzer aus. »Ein gut geführter Hof hat stets jemanden, der die Maßstäbe setzt. Wenn es nicht der König ist, dann vielleicht die Königin – jemand wie die Herzogin, der den Ton angibt und darauf achtet, dass ein gewisses Niveau gehalten wird. Orico …«, ist schwach, konnte er nicht sagen, und als krank wagte er ihn nicht zu bezeichnen, „… tut das nicht, und Königin Sara …«, Sara erschien Cazaril wie ein Geist, blass und dahinschwebend, „… auch nicht. Und das führt uns zum Kanzler dy Jironal. Der ist von den Angelegenheiten des Reiches sehr in Anspruch genommen und hat nicht das geringste Interesse daran, diese Rolle zu übernehmen und seinen Bruder zu zügeln.«
Betriz’ Blick wurde verkniffen. »Wollt Ihr damit sagen, dass er selbst Dondo darauf angesetzt hat?«
Verschwörerisch legte Cazaril den Finger auf die Lippen. »Erinnert Ihr Euch an Umegats kleinen Scherz, über die Krähen des Zangres und ihre höfischen Manieren? Probiert diesen Vergleich mal in die andere Richtung: Habt Ihr jemals gesehen, wie Krähen sich zusammentun, um das Nest eines anderen Vogels auszurauben? Eine Krähe lenkt die Elternvögel ab, während eine andere vorstürzt und die Eier oder Küken herausholt …« Trocken setzte er hinzu: »Zum Glück arbeiten die meisten Höflinge von Cardegoss nicht so geschickt zusammen wie eine Krähenschar.«
Betriz seufzte. »Ich frage mich, ob Teidez überhaupt versteht, dass es nicht allen nur um sein Wohlbefinden geht.«
»Ich fürchte, dy Sanda hat es ihm nie unverblümt genug erklärt – obwohl er sich ernsthaft um den Jungen
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