Chamäleon-Zauber
was die Schloßküche anging, unterstützt, kochte sie durchaus beachtenswerte Mahlzeiten. Das Spülen war kein Problem, denn es gab sogar einen ewigen magischen Springbrunnen mit aseptischen Eigenschaften. Man mußte die Teller nur einmal kurz darunterhalten, und schon glänzten sie wieder. Es war auch eine recht beeindruckende Erfahrung, in dem Wasser zu baden, denn es schäumte stark.
Die Innenwände des Schlosses waren genauso stabil wie das Dach. Offenbar waren hier Wasserdichtigkeitszauber vorhanden. Jeder von ihnen besaß ein luxuriöses Schlafzimmer mit kostbaren Wandvorhängen, weichen Teppichen, die sich bewegten, bebenden Daunenkissen und Nachttöpfen aus massivem Silber. Sie lebten wie die Fürsten. Bink stellte fest, daß die bestickte Tapete gegenüber seinem Bett in Wirklichkeit ein magisches Bild war: die winzigen Figuren darauf bewegten sich und spielten ihre Miniaturdramen. Da gab es winzige Ritter, die Drachen töteten, und winzige Damen, die an ihren Näharbeiten saßen, während sich diese Ritter und Damen im Inneren ihres Schlosses umarmten. Zuerst schloß Bink vor diesem Anblick die Augen, doch schon bald überwog seine natürliche Neugier, und er sah sich alles genau an. Und er wünschte sich, daß auch er – aber nein, das wäre nicht recht, obwohl er wußte, daß Chamäleon dazu bereit gewesen wäre.
Die Gespenster erwiesen sich als unproblematisch, und sie freundeten sich sogar mit ihnen an. Bink lernte sie alle kennen. Einer der Geister war der Torhüter, der nach ihnen gesehen hatte, als das Fallgitter hinter ihnen heruntergefallen war, dann gab es ein Zimmermädchen und auch eine Küchenhilfe. Alles in allem waren es sechs, die alle auf unpassende Weise umgekommen und deshalb nicht ordnungsgemäß unter Beachtung aller Zeremonien bestattet worden waren. Eigentlich waren es Schatten, aber ohne eigenen Willen. Nur der König von Xanth konnte sie freisprechen, und das Schloß durften sie nicht verlassen. Also waren sie dazu verdammt, auf ewige Zeiten hier im Dienst zu stehen, anstatt ihren eigentlichen Pflichten nachkommen zu können. Es waren alles im Grunde recht nette Leute, die keinerlei Macht über das Schloß selbst besaßen und nur einen Teil seiner Verzauberung darstellten. Sie halfen ihnen, wann immer sie konnten, und legten einen geradezu bemitleidenswerten Eifer an den Tag, ihnen zu gefallen.
Sie teilten Chamäleon mit, wo sie neue Nahrungsmittel finden konnte, und erzählten Bink ihre Lebensgeschichte aus der guten alten Zeit. Zuerst waren sie erschrocken gewesen, als lebende Wesen hier eingedrungen waren, denn sie hatten jahrhundertelang in ihrer Abgeschiedenheit allein gelebt, doch sie begriffen, daß dies auf Befehl des Schlosses geschah, und nun hatten sie sich daran gewöhnt.
Trent verbrachte die meiste Zeit in der Bibliothek, als wollte er ihr ganzes Wissen in sich aufnehmen. Zuerst hielt auch Chamäleon sich dort eine Weile auf, doch als ihre Intelligenz nachließ, widmete sie sich anderen Dingen. Sie suchte fieberhaft nach einem Zauber, der sie normal machen würde, doch als sie in der Bibliothek keinen solchen fand, irrte sie im Schloß und seinen Ländereien umher. Solange sie allein war, manifestierte sich nichts Bedrohliches, keine Ratten, kein fleischfressender Efeu, keine Zombies. Sie selbst war keine Gefangene, nur die Männer. Sie suchte nach Quellen der Magie und probierte alles Eßbare, sehr zur Beunruhigung von Bink, der sehr gut wußte, wie giftig viele magische Dinge sein konnten. Doch sie schien ein verzaubertes Leben zu führen – verzaubert von Schloß Roogna.
Durch Zufall machte sie eine Entdeckung: eine kleine rote Frucht, die in großen Mengen an einem der Bäume wuchs. Chamäleon wollte in eine der Früchte hineinbeißen, doch die Rinde war zu hart, also nahm sie sie in die Küche mit, um sie mit einem Beil zu zerteilen. Es waren keine Geister da, denn die erschienen jetzt meistens nur noch, wenn sie etwas zu tun hatten. Deshalb konnte auch niemand Chamäleon warnen. Sie war unvorsichtig und ließ eine der Früchte auf den Boden fallen.
Bink hörte die Explosion und kam in die Küche gerannt. Chamäleon, die jetzt schon recht hübsch war, kauerte in einer Ecke. »Was ist passiert?« fragte Bink und blickte sich nach feindseliger Magie um.
»Oh, Bink!« rief sie und drehte sich erleichtert zu ihm um. Ihr selbstgeschneidertes Kleid war durcheinander, und oben sah er ihre wohlgeformten Brüste, während unten ihre festen runden Schenkel
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