Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Baumes spritzte immer mehr Bier heraus und erfüllte die Luft mit seinem Malzgeruch, doch noch immer war nichts Greifbares sichtbar.
    »Er ist unsichtbar«, flüsterte Trent und wischte sich das Bier von der Hand. »Ein unsichtbarer Riese.«
    Unsichtbar! Das bedeutete, daß Trent ihn nicht verwandeln konnte, denn er mußte sehen, was er verzauberte.
    Schweigend hielten sie sich hinter dem Baum in den Bierausdünstungen versteckt und sahen zu, wie der Riese an ihnen vorbeischritt. Monströse menschliche Fußstapfen erschienen: sie
    waren gut zehn Fuß lang und versanken mehrere Zoll tief im Boden. STAMPF! – die Bäume bebten und zitterten, Blätter und Früchte fielen herab. STAMPF! – ein Eiskrembusch verschwand, und übrig blieb nur eine verfärbte Patina auf dem flachgestampften Boden. STAMPF! – ein Gewirrbaum umschlang sich verschreckt mit seinen eigenen Tentakeln. STAMPF! – unter dem fünf Fuß breiten Stampf zersplitterte ein umgestürzter Baumstamm.
    Plötzlich wurden sie von einem erstickenden Gestank umhüllt wie von der Ausdünstung eines Stinkschnaubers, und Binks empfindliche Nase begann zu schmerzen.
    »Ich bin bestimmt kein Feigling«, murmelte Trent. »Aber langsam bekomme ich Angst. Wenn man einem Feind weder mit Zauber noch mit dem Schwert beikommen kann…« Er rümpfte die Nase. »Schon sein Körpergeruch ist tödlich. Wahrscheinlich hat er Aas gefrühstückt.«
    Dieses Nahrungsmittel kannte Bink nicht. Wenn das Obst sein sollte, das auf mundanischen Bäumen wuchs, dann wollte er damit nichts zu tun haben.
    Bink merkte, daß sein Fell sich sträubte. Er hatte zwar von solchen Ungeheuern gehört, hatte es jedoch immer für einen Witz gehalten. Ein unsichtbarer – aber nicht unriechbarer – Riese!
    »Wenn er einigermaßen proportioniert gebaut sein sollte«, bemerkte Trent, »dann ist dieser Riese etwa sechzig Fuß groß. In Mundania wäre so etwas schon aus rein physikalischphysiologischen Gründen nicht möglich, von wegen Quadrat- und Kubikwurzelgesetz und so weiter. Aber hier? Wer kann die Magie leugnen? Er kann über den größten Teil des Waldes hinwegsehen, aber nicht hindurch.« Er dachte eine Weile nach. »Uns hat er offensichtlich nicht verfolgt. Wo will er wohl dann hin?«
    Wo immer Chamäleon sein mag, dachte Bink. Er knurrte.
    »Richtig, Bink. Wir stöbern sie besser so schnell wie möglich auf, bevor sie zertrampelt wird.«
    Sie liefen den nun gut ausgetretenen Pfad entlang. Dort, wo die Fußstampfen des Riesen sich mit Chamäleons Spur trafen, überlagerte sein Gestank die Fährte, so daß Binks feine Nase rebellierte. Er lief um die Abdrücke herum und nahm Chamäleons wesentlich milderen Geruch wieder auf.
    Plötzlich hörten sie ein pfeifendes Geräusch zu ihrer Rechten, und als Bink emporblickte, sah er einen Greif, der vorsichtig zwischen den Bäumen auf den Boden zuflog.
    Trent zog sofort sein Schwert und stellte sich mit dem Rücken gegen einen Ölfaßbaum, um sich dem Ungeheuer zu stellen. Bink, der dem Wesen nicht gewachsen war, bleckte die Zähne und suchte ebenfalls den Schutz des Baumes auf. Er war froh daß es kein Drache war, denn der hätte mit einem einzigen kräftigen Feuerzüngeln den Baum zum Explodieren bringen können. Doch so würden die überhängenden Zweige und Äste des Baumes den Anflug des Ungeheuers behindern und es zum Bodenkampf zwingen. Das war zwar immer noch riskant, aber auf diese Weise brauchten sie sich nur in zwei Richtungen zu bewegen, was Bink und Trent zusammen einen gewissen Vorteil brachte. Wenn Bink das Wesen ablenkte, dann konnte Trent sich ihm vielleicht nähern, um es zu verwandeln.
    Der Greif setzte auf und legte seine riesigen, glänzenden Flügel zusammen. Sein geringelter Löwenschweif peitschte umher, und seine Adlerklauen bohrten sich in den Boden. Mit seinem Adlerkopf blickte er Trent an, »Kaaahp?« fragte er. Bink spürte bildhaft, wie sich der tödliche Schnabel durch sein Fleisch bohrte. Ein gesunder, kräftiger Greif konnte es mit einem mittelgroßen Drachen ohne weiteres aufnehmen, und dieser hier war durchaus gesund und kräftig. Er bewegte sich in Trents Verwandlungsbereich.
    »Immer der Spur des Riesen nach, dort entlang«, sagte Trent zu dem Ungeheuer. »Du kannst es nicht verfehlen.«
    »Baaahp!« sagte der Greif. Er drehte sich um, erblickte die Spur des Riesen, breitete seine Schwingen aus und flog im Tiefflug durch die Schneise, die der Riese durch den Wald geschlagen hatte.
    Verblüfft blickten Bink und Trent

Weitere Kostenlose Bücher