Chamäleon-Zauber
sie sicher an seiner Seite herunterrutschen konnte.
Trent nutzte die Pause, um sich die Füße zu vertreten. Er ging um Bink herum, bis er zu einem riesigen Gesicht emporblicken konnte. »Ich würde Sie ja zurückverwandeln, aber es ist wohl besser, wenn man bei einer Gestalt bleibt, bis man sie nicht mehr braucht«, sagte er. »Ich habe zwar keine wirklichen Beweise dafür, daß es einem schaden kann, öfters verwandelt zu werden, aber im Augenblick sollten wir besser kein Risiko eingehen. Da die Sphinx ein intelligentes Lebewesen ist, leiden Sie intellektuell ja nicht darunter.«
»Nein, mir geht es gut«, bestätigte Bink. »Sogar besser denn je. Können Sie dieses Rätsel lösen? Was ist das: Am Morgen geht es auf vier Beinen, am Mittag auf zweien und am Abend auf drei Beinen?«
»Das werde ich nicht beantworten«, sagte Trent erschrocken. »In allen Legenden, von denen ich gehört habe, haben Sphinxe Selbstmord verübt, wenn ihre Rätsel richtig gelöst wurden. Das waren zwar kleinere Sphinxarten, eine andere Art also, aber offenbar habe ich bei der Verwandlung irgend etwas durcheinandergebracht. Ich möchte mich lieber nicht daraufverlassen, daß es keinerlei Ähnlichkeit zwischen beiden Arten gibt.«
»Nein, lieber nicht«, sagte Bink entsetzt. »Ich schätze, das Rätsel stammt wohl aus dem Geiste der Sphinx, nicht aus meinem. Ich bin sicher, daß alle Sphinxe von gemeinsamen Vorfahren abstammen, obwohl ich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten auch nicht kenne.«
»Seltsam. Nicht Ihr Unwissen bezüglich der mundanischen Legenden, sondern seltsam wegen Ihres Rätselgedächtnisses. Sie sind die Sphinx. Ich habe Ihren Verstand nicht in einen bereits existierenden Körper verlegt, denn die ursprünglichen Wesen sind alle tot oder versteinert. Ich habe Sie in ein ähnliches Ungeheuer verwandelt, in eine Bink-Sphinx. Aber wenn Sie tatsächlich auch ein echtes Sphinxgedächtnis haben, ein Sphinx-Erinnerungsvermögen…«
»Es gibt wohl Auswirkungen Ihrer Magie, die Sie selbst nicht verstehen«, meinte Bink. »Ich wünschte, ich verstünde das wahre Wesen der Magie… jeglicher Magie.«
»Ja, das ist wirklich ein Rätsel. Magie existiert nur in Xanth, nirgendwo sonst. Warum? Was ist das für ein Mechanismus? Warum scheint Xanth an jedes andere mundanische Land zu grenzen, geographisch, sprachlich, kulturell? Wie wird diese Magie in ihrer ganzen Vielschichtigkeit aus dem geographischen Gebiet in seine Bewohner übertragen?!«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Bink. »Ich dachte, daß vielleicht irgendeine Felsstrahlung oder der Nährwert des Bodens…«
»Wenn ich erst einmal König geworden bin, dann werde ich ein Forschungsprogramm aufstellen, um die wahren Hintergründe der Einmaligkeit von Xanth zu untersuchen.«
Wenn Trent erst einmal König war… Es war wirklich ein lohnendes, ja sogar faszinierendes Projekt – aber nicht um diesen Preis. Einen Augenblick lang war Bink versucht, den Bösen Magier mit einem einzigen Prankenhieb zu zerquetschen, damit diese Bedrohung für immer aufhörte.
Nein. Selbst wenn Trent nicht wirklich sein Freund war, so durfte Bink das Abkommen trotzdem nicht auf solche Weise verletzen. Außerdem wollte er nicht sein Leben lang ein Ungeheuer sein, weder körperlich noch moralisch.
»Die Dame läßt sich aber Zeit«, meinte Trent.
Bink drehte seinen gewaltigen Schädel zur Seite, um nach Chamäleon Ausschau zu halten. »Sonst ist sie bei diesen Dingen immer ziemlich schnell. Sie ist nicht gern allein.« Dann fiel ihm etwas ein. »Es sei denn, sie hat sich auf die Suche nach ihrem Zauber gemacht, Sie wissen schon, damit sie normal wird. Sie hat Xanth verlassen, um die Magie zunichte zu machen, und jetzt, da
sie wieder hier sein muß, will sie eine Art Gegenzauber. Im Augenblick ist sie nicht besonders klug…«
Trent fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Das hier ist ein Dschungel. Ich möchte mich ja wirklich nicht in ihre Privatsphäre einmischen, aber…«
»Vielleicht sollten wir sie besser suchen.«
»Hm. Na ja, ich schätze, eine weitere Verwandlung werden Sie schon aushalten«, entschied Trent. »Ich werde einen Bluthund aus Ihnen machen. Das ist ein mundanisches Tier, eine Hundeart, die besonders gut Spuren wiederfinden kann. Wenn Sie sie bei ihrem Geschäft aufstöbern sollten… na ja, dann sind Sie eben nur ein Tier und kein menschlicher Voyeur.«
Plötzlich war Bink ein schlappohriges Wesen mit spitzer Nase und loser
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