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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Schloß zufliegen, ohne sich von optischen Eindrücken ablenken zu lassen. Also schoß er in die Wolke hinein.
    Wieder hatte er recht gehabt. Es gab keinerlei wirklichen Sturm, so überzeugend alles auch ausgesehen hatte. Schon bald würde er das Schloß des Magiers erreicht haben.
    Immerhin lichtete sich das Grau nicht wieder. Wie sollte er das Schloß erreichen, wenn er es überhaupt nicht sehen konnte? Iris konnte ihm zwar nichts vormachen, aber blenden konnte sie ihn auf jeden Fall. Vielleicht schützte ihn persönlich sein Talent ja vor Magie, aber das schien sich nicht auf das Wohlergehen anderer zu beziehen, egal wie Bink für sie empfinden mochte. Er würde auch dann überleben, wenn Chamäleon starb. Er wäre zwar vielleicht todunglücklich darüber, aber rein technisch gesehen, wäre dann alles in Ordnung.
    Verdammt, Talent! dachte er wütend. Kümmere dich mal weniger um technische Einzelheiten als um mein allgemeineres Wohlbefinden! Wenn ich finden sollte, daß mein Leben nicht mehr lebenswert sein sollte, dann werde ich mich mit mundanischen Mitteln umbringen. Ich brauche Chamäleon. Wenn du es also zuläßt, daß diese feindselige Magie mich daran hindert, Chamäleon zu retten, wo willst du dann noch bleiben?
    Noch immer blieb alles um ihn herum grau. Sein Talent war offenbar kein denkendes Wesen. Also war es letztlich doch nutzlos. Es war eine ziellose Magie, wie ein bunter Fleck auf der Wand.
    Er blinzelte und blickte um sich, entschlossen, es aus eigener Kraft zu schaffen. Er war bisher im Leben auch ohne Wissen um sein Talent ausgekommen, also würde es in Zukunft wohl kaum anders sein. Irgendwie mußte er es schaffen.
    War er wirklich direkt auf das Schloß zugeflogen? Er glaubte es, aber sicher war er sich nicht. Die Wolken hatten ihn abgelenkt, und es war durchaus möglich, daß er die Orientierung verloren hatte und vom Kurs abgekommen war. Trent hätte ihn besser in
    eine zielsichere Brieftaube verwandelt. Doch ein solcher Vogel wäre nicht auffällig genug gewesen, um die Aufmerksamkeit des Guten Magiers auf sich zu lenken. Na ja, darüber nachzudenken, was hätte sein können oder müssen, war jetzt sinnlos. Er war das, was er nun einmal war, und damit hatte er sich abzufinden. Wenn er jetzt das Schloß verfehlte, dann würde er dennoch versuchen, es wiederzufinden.
    Er flog tiefer, um irgendein Landschaftsmerkmal auszumachen. Doch die Wolke umhüllte ihn weiterhin. Er konnte nicht das geringste sehen. Wenn er zu tief flog, dann würde er möglicherweise gegen einen Baum prallen. Hatte Iris also doch gewonnen?
    Dann stieß er durch die untere Wolkenschicht und erblickte das Schloß. Er schoß darauf zu – und hielt entsetzt inne. Das war ja gar nicht die Residenz des Guten Magiers! Das war Schloß Roogna! Er war in die völlig falsche Richtung geflogen, nach Westen, anstatt nach Osten. Die Zauberin hatte das bestimmt gemerkt und den Nebel aufrechterhalten, damit er in die falsche Richtung weiterflog, bis es zu spät war. Wieviel wertvolle Zeit hatte er wohl schon vergeudet? Wenn er nun umkehrte und in die entgegengesetzte Richtung flog, würde er es dann innerhalb der ihm gesetzten Zeit noch schaffen? Vorausgesetzt, daß er sich in dem Nebel überhaupt zurechtfand? Oder wäre Chamäleon dann schon tot, nur wegen seiner Verspätung?
    Er hörte ein leises Schnauben. Sofort hörte er von allen Seiten um sich herum weiteres Schnauben. Wieder senkte sich die untere Wolkenschicht, um ihm die Sicht zu versperren.
    Irgend etwas hier stimmte nicht! Er hätte das Geräusch vielleicht überhaupt nicht bemerkt, wenn da nicht der angestrengte Versuch gewesen wäre, die Richtung zu verheimlichen, aus der es gekommen war. Warum sollte die Zauberin ihn daran hindern, auf Schloß Roogna zu landen? Gab es dort vielleicht auch Heilwasser, mit dem die Zombies wieder auf Vordermann gebracht wurden?
    Also war das Schnauben irgendwie wichtig. Aber woher stammte es wohl? Auf Roogna gab es keinen Wassergrabendrachen; Zombies konnten sowieso nicht besonders gut schnauben. Und doch hatte irgend etwas dieses Geräusch von sich gegeben, wahrscheinlich ein Lebewesen. Zum Beispiel ein Flügelpferd, oder –
    Da begriff er, was geschehen war. Das hier war überhaupt nicht Schloß Roogna, sondern doch das Schloß des Guten Magiers. Die Zauberin hatte es nur wie Schloß Roogna erscheinen lassen, damit er umkehrte. Sie war eine Meisterin der Illusion, und er ließ sich immer wieder von ihr täuschen. Doch der Hippocampus im

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