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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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duckte sich, packte den Arm des anderen mit seiner blutigen Hand, drehte sich um, knickte in den Knien ein und ruckte vor. Es war der Wurf, den der Soldat Crombie ihn gelehrt hatte, um einen bewaffneten Angreifer auszuschalten.
    Doch der Magier war auf der Hut gewesen. Als Bink versuchte, ihn über seine Schulter zu werfen, tänzelte er um ihn herum und hielt sich auf den Beinen, riß seinen Schwertarm frei und zielte erneut. »Sehr hübsches Manöver, Bink. Leider kennt man in Mundania so etwas auch.«
    Trent stieß mit tödlicher Präzision vor, und Bink, der das Gleichgewicht zu verlieren drohte, konnte nicht mehr ausweichen und sah, wie die Klinge auf sein Gesicht zufuhr. Jetzt war er endgültig erledigt!
    Da schoß das Flügelreh zwischen sie, die Klinge bohrte sich in seinen Körper und trat an der anderen Seite wieder hervor, nur um Haaresbreite von Binks Nasenspitze entfernt.
    »Dummes Vieh!« schrie Trent und zog die blutige Klinge wieder heraus. »Der war nicht für dich gedacht’.«
    Das Reh stürzte blutüberströmt zu Boden. Sein Bauch war durchbohrt. »Ich werde dich in eine Qualle verwandeln!« schrie der Böse Magier zornig. »Dann wirst du auf dem Land verdampfen!«
    »Sie stirbt sowieso gerade«, erwiderte Bink und verspürte einen stechenden Schmerz der Verzweiflung in seinem eigenen Magen. Solche Wunden waren nicht sofort tödlich, aber sie taten entsetzlich weh, und im Endeffekt lief es auf dasselbe hinaus. Chamäleon würde langsam und qualvoll sterben.
    Das Omen! Nun war es also endlich in Erfüllung gegangen! Das Chamäleon war plötzlich gestorben. Oder würde bald –
    Bink stürzte sich mit einem nie zuvor gekannten Haß- und Rachegefühl auf seinen Gegner. Mit bloßen Händen wollte er ihn…
    Trent wich ihm tänzelnd aus und verpaßte Bink einen Handkantenschlag an die linke Halshälfte. Bink stolperte und fiel wie im Tran zu Boden. Blinde Wut war kein Ersatz für kühles Kalkül und Erfahrung. Er sah, wie Trent auf ihn zutrat, das Schwert mit beiden Händen packte und es emporzog, um ihm den letzten Hieb zu verabreichen.
    Bink schloß die Augen. Er hatte alles getan, was er tun konnte, und er hatte verloren. »Aber töten Sie sie bitte auch – und zwar sauber!« bettelte er. »Lassen Sie sie nicht leiden!«
    Er wartete resigniert auf sein Ende. Doch der Hieb blieb aus. Bink öffnete die Augen – und sah, wie Trent sein fürchterliches Schwert wieder in seinen Gürtel steckte.
    »Ich kann nicht«, sagte der Magier nüchtern.
    Die Zauberin Iris erschien. »Was ist los?« fragte sie. »Sind Sie etwa zur Memme geworden? Erledigen Sie die beiden, dann haben wir es hinter uns. Ein Königreich wartet auf Sie!«
    »Auf diese Weise will ich es nicht bekommen«, sagte Trent. »Früher hätte ich es getan, aber in den letzten zwanzig Jahren habe ich mich geändert, und in den vergangenen beiden Wochen auch. Ich habe einiges über die wahre Geschichte Xanths erfahren, und den frühen Tod kenne ich selbst nur zu gut aus eigener Anschauung. Mein Ehrgefühl hat sich ja spät entwickelt, aber es wird immer stärker. Er läßt nicht zu, daß ich einen Mann töte, der mir einmal das Leben gerettet hat und der einem Monarchen bis zum Tod die Treue hält, der ihn ins Exil verbannt hat.« Er blickte auf das sterbende Reh hinab. »Und ich würde niemals freiwillig ein Mädchen töten, das mangels eigener Klugheit sein Leben für diesen Mann aufopfert. Das ist wahre Liebe von der Art, wie ich sie auch einmal gekannt habe. Meine habe ich nicht retten können, aber die eines anderen würde ich niemals vernichten. Diesen Preis ist der Thron einfach nicht wert.«
    »Idiot!« keifte Iris. »Du wirfst ja dein eigenes Leben damit weg!«
    »Ja, das tue ich wohl«, sagte Trent. »Aber das Risiko bin ich von Anfang an eingegangen, und so soll es auch sein. Besser, ehrenvoll zu sterben, als in Schande zu leben, auch wenn ein Thron dabei in Aussicht stehen mag. Vielleicht habe ich eigentlich weniger die Macht als die Selbstvervollkommnung gesucht.« Er kniete neben dem Reh nieder, berührte es, und es wurde wieder zu Chamäleon. Aus ihrer schrecklichen Unterleibswunde strömte das Blut. »Ich kann sie nicht mehr retten«, sagte er traurig. »Genausowenig wie ich meine Frau und mein Kind habe retten können. Ich bin kein Arzt. Jedes Wesen, in das ich sie verwandeln könnte, würde genausosehr leiden. Sie braucht Hilfe – magische Hilfe.«
    Der Magier blickte hoch. »Iris, Sie können uns helfen. Projizieren Sie Ihr

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