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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ungefähr eine Stunde, um einen lebenden Körper zu durchdringen, und man konnte vorher einfach fortgehen und war frei. Als Roland einmal außergewöhnlich wütend gewesen war, da hatte er einem aufdringlichen Störenfried angedroht, ihn einzufrieren und am nächsten Schattengrab abzulegen. Der Mann hatte sich daraufhin sofort aus dem Staub gemacht.
    Nun war Bink weder gefroren noch schlief er, aber wenn er sich bewegte, dann würde der Drache zupacken. Wenn er sich nicht bewegte, dann würde der Schatten in seinen Körper eindringen. Das wäre wirklich noch schlimmer als der Tod!
    Und alles nur, weil er versucht hatte, ein schönes, dummes Mädchen vor einem Drachen zu retten. In den Legenden erhielt ein solcher Held immer die verlockendsten Belohnungen. In Wirklichkeit war es sehr wahrscheinlich, daß der Held damit endete, selbst in Not zu geraten, und gerettet werden mußte. Na ja, so war es eben um die Gerechtigkeit des wirklichen Lebens in Xanth bestellt…
    Der Schatten wurde frecher, da er wohl der Meinung war, daß er entweder hilflos war oder ihn nicht beachtet hatte. Er leuchtete nicht mehr, sondern war lediglich etwas weniger dunkel als die übrige Höhle. Bink konnte ihn nun ganz gut erkennen, wenn er ihn nicht ansah: Es war eine verschwommene, menschenähnliche Gestalt, die sehr traurig wirkte.
    Bink wollte davonspringen, doch die feuchte Wand befand sich dicht hinter ihm, und außerdem konnte er es sich nicht erlauben, einen einzigen Schritt zu machen. Er mochte dabei noch so leise vorgehen, der Drache würde ihn bestimmt hören. Er konnte nach vorn fliehen, indem er einfach durch den Schatten hindurchschritt; alles, was er dabei spüren würde, wäre ein leiser Kälteschauer, wie bei einem Grab. Es war ihm schon früher ab und zu passiert; es
    war unangenehm, aber nicht weiter gefährlich. Doch diesmal wartete der Drache auf ihn.
    Vielleicht konnte er loslaufen, jetzt, da er sich etwas entspannt hatte, und dadurch einen Vorsprung erlangen, so daß der Drache vielleicht erst zu spät aufwachte. Der Drache war bestimmt am Schlafen und ruhte sich aus, während seine empfindlichen Ohren auf seine Beute gerichtet blieben.
    Der Schatten berührte ihn, und Bink riß seinen Arm zur Seite – da rührte sich der Drache über ihm. Er war also wirklich noch da! Bink rührte sich nicht mehr, und der Drache verlor die Orientierung. Das leichte Zucken hatte offenbar nicht genügt, um ihn zu orten.
    Der Drache kreiste um die Höhle und versuchte, Bink zu erschnüffeln. Seine gewaltige Nase erschien über dem oberen Spalt, und Dampf zischte hinunter. Der Schatten zog sich erschreckt zurück. Dann ließ der Drache sich nieder und gab die Jagd vorläufig auf. Er wußte, daß sich sein Opfer früher oder später selbst verraten würde. Wenn es ums Warten ging, war ein Drache wesentlich besser gerüstet als ein Mensch.
    Das Reptil machte einen Schlenker, und sein Schwanzende fiel durch den Spalt und hing fast bis zum Höhlenboden herunter. Wenn Bink noch entkommen wollte, dann mußte er daran vorbei. Was für eine Chance hatte er jetzt noch?
    Plötzlich hatte er eine Idee. Der Drache war ein Lebewesen, ein Tier, wenn auch ein magisches. Warum sollte der Schatten nicht ›seinen‹ Körper übernehmen? Ein von einem Schatten beherrschter Drache würde vermutlich andere Dinge im Kopf haben, als einen versteckten Menschen aufzufressen. Wenn er sich nur so weit bewegen konnte, daß der herabhängende Schwanz zwischen ihm und dem Schatten lag…
    Er versuchte es und verlagerte mit nervtötender Langsamkeit sein Gleichgewicht. Doch als er leise versuchte, seinen Fuß zu heben, um ihn vorzusetzen, stach ihn der Schmerz im Knöchel so, daß er zusammenzuckte. Der Schwanz des Drachen zuckte
    ebenfalls, und Bink blieb stocksteif stehen. Das war ziemlich unangenehm, da sein Gleichgewicht in dieser halb kauernden Stellung alles andere als bequem war. Und außerdem fühlten sich nun beide Füße und Fußknöchel so an, als würden sie brennen.
    Der Schatten näherte sich wieder.
    Bink versuchte, seinen Fuß vorwärts zu schieben, um wenigstens ein bequemeres Gleichgewicht zu erlangen, ohne vornüber zu stürzen. Fort von dem Schatten! Wieder durchzuckte ihn der Schmerz, wieder bewegte sich der Schwanz, und wieder wagte er es nicht, sich zu bewegen. Und doch kam der Schatten näher. So ging es nicht weiter.
    Der Schatten berührte seine Schulter. Diesmal bemühte Bink sich, nicht zusammenzuzucken, denn dann hätte er mit Sicherheit

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