Chamäleon-Zauber
Fortbewegungsmethode; zweifellos half er etwas mit Magie nach. Schließlich war es ein magisches Wesen.
Aber was war denn dann mit seiner Theorie, daß kein Wesen Magie und Intelligenz besitzen konnte, wenn es selbst magischer Art war? Wenn das stimmte, dann war dieses Ungeheuer nicht besonders klug. Bink hoffte, daß das der Fall wäre, denn er würde lieber einen dummen als einen schlauen Drachen zu überlisten versuchen. Besonders dann, wenn sein Leben davon abhing.
Also rannte er los – doch er wußte bereits, daß das hoffnungslos war. Dies hier war das Jagdrevier des Drachen, weshalb niemand die Schlucht zu Fuß durchqueren mochte. Er hätte wissen müssen, daß eine Schlucht, die mit magischen Mitteln erzeugt worden war, nicht unbewacht sein würde. Irgend jemand oder irgend etwas wollte nicht, daß man sich vom nördlichen ins südliche Xanth frei bewegen konnte, besonders nicht magieunfähige Menschen wie Bink.
Bink keuchte jetzt bereits und bekam langsam Seitenstiche. Er hatte die Schnelligkeit des Drachen unterschätzt. Er war nicht nur ein wenig schneller als er, sondern wesentlich schneller! Der riesige Kopf schnappte vor, und Dampf umhüllte ihn.
Bink atmete das Zeug ein.
Es war nicht so heiß, wie er befürchtet hatte, und es roch schwach nach brennendem Holz. Aber unangenehm war es doch. Er keuchte, rang nach Luft – stolperte über einen Stein und stürzte flach zu Boden. Sein Stab wurde ihm aus der Hand gerissen. Dieser tödliche Augenblick des Abgelenktseins!
Der Drache, der seine Geschwindigkeit nicht so schnell verlangsamen konnte, stampfte über ihn hinweg. Er war so lang, daß er nicht stürzen konnte, dafür war er auch viel zu dicht am Boden. Der metallische Körper schoß vorbei, und sofort war der gewaltige Kopf außer Reichweite. Wenn das Ding mit Magie seine Schnelligkeit vergrößerte, dann konnte es sie jedenfalls nicht mit magischen Mitteln bremsen, was immer das auch wert sein mochte.
Bink blieb einen Augenblick lang von seinem Sturz die Puste weg. Er konnte sich nur darauf konzentrieren, wieder Luft zu bekommen, an Flucht war gar nicht zu denken. Das mittlere Beinpaar stampfte auf ihn herab und drohte, ihn zu zermalmen – da landete der massige rechte Fuß mit seinen Krallen auf dem Felsen, über den Bink gestolpert war. Es war ein Felsen, der viel größer war, als er aussah, und Bink war neben seine niedrigere Kante gefallen, wo er nun in einem vom Wasser ausgespülten Graben lag, so daß ihn die drei vom Felsen auseinandergespreizten Krallen verfehlten. Welch ein Glück!
Jetzt hatte er seine Puste wiedererlangt, und der Fuß hob sich bereits zum nächsten Aufstampfen. Wäre Bink dazu in der Lage gewesen, sich beiseite zu rollen, dann hätte ihn bestimmt eine der Krallen erwischt.
Aber einmal Glück gehabt zu haben war noch lange keine Garantie für das nächste Mal. Der Drache kringelte sich bereits herum, um ihn anzugreifen, und schnaubte seinen Dampf an seinem eigenen Körper entlang nach hinten. Er war außerordentlich geschmeidig und konnte eine vollkommene Drehung vollführen. Aus sicherer Entfernung hätte Bink diese Biegung vielleicht sogar bewundern können. Wenn es wollte, konnte sich das Ungeheuer wie eine Schlange zu Knoten verknäueln und ihn erreichen, wo immer er sich auch verstecken
mochte. Es war kein Wunder, daß es stampfte, denn es besaß kein festes Rückgrat.
Bink wußte, daß es zwecklos war, dachte aber dennoch über Fluchtmöglichkeiten nach. Er huschte unter den baumstammdicken Schwanz des Drachen. Der Kopf folgte ihm, und die Nüstern witterten ihn genauso zuverlässig, wie die Augen seine Bewegungen aufmerksam verfolgten.
Bink sprang über den Schwanz und griff mit beiden Händen nach den Schuppen, um sich festzuhalten. Er hatte Glück: manche Drachen besaßen Schuppen mit scharfen Kanten, die einem ins Fleisch schnitten, doch diese hier waren gerundet und harmlos. Das war vielleicht eine Frage des Überlebens in dieser Schlucht, doch Bink war sich dessen nicht so sicher. Neigten scharfkantige Schuppen dazu, sich zu verfangen und damit die Schnelligkeit des Wesens zu beeinträchtigen?
Er kletterte über den Schwanz, und der Kopf des Drachen folgte ihm geschmeidig. Diesmal gab er keinen Dampf von sich, vielleicht wollte er nicht sein eigenes Fleisch verbrühen. Das Ungeheuer genoß offensichtlich ohnehin schon dieses Katz-undMaus-Spiel und freute sich auf seinen Sieg und das anschließende Fressen. Allerdings hatte Bink noch nie eine
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