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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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aber besser gekleidet. »Kompetenz?« Nun war sie sehr konservativ gekleidet, war etwa fünfundzwanzig und recht wohlgeformt, trug aber einen sehr sachlichen Ausdruck im Gesicht. »Gewalttätigkeit?« Wieder die Amazone, robust, aber immer noch hübsch.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Bink. »Da würde mir die Wahl ziemlich schwerfallen. Manchmal das eine, manchmal das andere.«
    »Du kannst alles haben«, sagte sie. Die betörende Vierzehnjährige verschwand. »Keine andere Frau kann dir das versprechen.«
    Plötzlich war Bink stark versucht, ihr doch nachzugeben. Es gab Zeiten, da er sich so etwas wünschte, obwohl er es niemals offen einzugestehen gewagt hätte. Die Magie der Magierin war wirklich machtvoll, die stärkste, der er je begegnet war. Gut, es war alles Illusion, aber in Xanth herrschten doch überall die Illusionen, und sie waren durchaus legitim. Es war niemals möglich, genau zu wissen, was eigentlich wirklich war. Die Illusion war vielmehr ein Teil der Realität von Xanth, ein entscheidender Teil. Iris konnte ihm Reichtum und Macht und den Bürgerstatus bescheren, und sie konnte ihm jede Art von Frau sein, die er sich wünschte. Oder alle Arten auf einmal.
    Und wenn sie ihre Illusion politisch einsetzte, dann konnte sie mit der Zeit eine richtige Wirklichkeit aufbauen. Sie konnte einen echten Kristallpalast erbauen lassen, mit allem, was dazugehört, das wäre ihr als Königin durchaus möglich. So gesehen, bot sie durchaus Realität an, wobei ihre Magie nur ein Mittel zu diesem Zweck war.
    Aber was hatte sie wirklich vor?
    Es war durchaus denkbar, daß die Realität ihrer geheimsten Gedanken alles andere als lieblich war. Er konnte sich niemals sicher sein, sie ganz zu verstehen, folglich würde er ihr auch niemals vertrauen können. Er war sich gar nicht sicher, daß sie eine gute Königin abgeben würde, dazu interessierte sie sich viel zu sehr für das Intrigenspiel der Macht, als für das Wohl des Landes Xanth.
    »Es tut mir leid«, sagte er und wandte sich ab.
    Sie ließ ihn gehen. Kein Palast mehr, kein Sturm. Sie hatte seine Entscheidung akzeptiert – und gerade das reizte ihn wieder auf perverse Weise. Er konnte nicht behaupten, daß sie böse war. Sie war nur eine Frau mit einem bestimmten Verlangen, und sie hatte ihm ein Geschäft vorgeschlagen. Sie war auch reif genug, sich dem Unabdingbaren zu unterwerfen, sobald sich ihr Gemüt erst wieder beruhigt hatte. Doch er zwang sich dazu, weiterzugehen, verließ sich lieber auf seine Logik als auf das Schwanken der Gefühle.
    Er ging zu dem zerfallenen Pier hinunter, an dem das Ruderboot vertäut war. Das Schiff sah nicht sehr vertrauenerweckend aus, aber wenn es ihn hierhergebracht hatte, dann würde es ihn auch wieder zurückbringen.
    Er kletterte in das Boot und trat sofort in eine Pfütze. Das Boot war leck. Er ergriff einen rostigen Eimer und schöpfte etwas von dem Wasser, um es über Bord zu schütten. Dann setzte er sich hin und packte die Ruder.
    Iris mußte ganz schön hart gearbeitet haben, um dieses Boot zu rudern und dabei auszusehen wie eine müßige Königin. Sie besaß offenbar eine ganze Menge praktischer Talente, die ihre Magie ergänzten. Wahrscheinlich würde sie doch eine ganz gute Herrscherin über Xanth abgeben – wenn sie jemals einen Mann fand, der ihr Spiel mitspielte.
    Warum hatte er sich geweigert, das zu tun? Während er ruderte, dachte er gründlicher darüber nach und blickte zu der Insel der Illusionen zurück. Seine oberflächlichen Begründungen genügten wohl für den Augenblick, nicht aber, um endgültige Entscheidungen zu treffen. Er mußte doch irgendeine Begründung dafür haben, der er sich verpflichtet fühlte und die mit dem, was er an die Oberfläche ließ, nicht unbedingt etwas zu tun haben mußte. Es konnte nicht bloß seine Erinnerung an Sabrina sein, so bezaubernd die auch sein mochte, denn Iris war genauso weiblich wie Sabrina und noch viel, viel magischer als sie. Es mußte irgend etwas anderes sein, etwas Diffuses, aber ungemein Wichtiges. Ah, er hatte es! Es war seine Liebe zu Xanth.
    Er durfte sich nicht zum Werkzeug der Zersetzung seines Heimatlandes machen lassen. Obwohl der gegenwärtige König unfähig war und sich vielerlei Probleme zusammenbrauten, blieb Bink der überlieferten Ordnung dennoch treu. Die Zeit der Anarchie und des Faustrechts war vorbei. Es gab genaue Richtlinien für die Erlangung von Autorität und Würde, und man mußte sie respektieren. Bink war bereit, alles zu tun,

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