Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Westen zu gehen.
    Er fand einen Pfad, der in die gewünschte Richtung führte. Da er nicht sonderlich einladend wirkte, glaubte er, ihn mit angemessener Vorsicht entlanggehen zu können. Es sah so aus, als wüßten auch andere um den Weg zum Quell. Doch während er sich ihm näherte, wurde er immer nervöser. Was hatte die Sache für einen Haken, und was war das für ein Fluch? Er sollte das eigentlich vorher wissen, bevor er sein Leben riskierte oder dem verwundeten Soldaten sein Wasser reichte.
    Xanth war ein magisches Land, doch die Magie hatte ihre Gesetze und ihre Bedingungen. Es war gefährlich, mit der Magie zu spielen, solange man nicht genau wußte, mit welcher Art von Zauber man zu tun hatte. Wenn dieses Wasser den Soldaten wirklich heilen konnte, dann war das ein stark verzauberter Quell. Für diese Art von Hilfe mußte doch ein Preis zu zahlen sein.
    Er entdeckte den Quell unter einem großen, überhängenden Eichenbaum. Der gesunde Zustand des Baumes sprach für das Wasser. Es war wohl kaum vergiftet, aber es konnte irgend etwas anderes Unangenehmes damit verbunden sein. Ausgenommen, unter seiner Oberfläche verbarg sich ein Flußungeheuer, das das Wasser als Lockmittel für die Unvorsichtigen benutzte?
    Verwundete oder sterbende Lebewesen waren leichte Beute, und ein falscher Ruf, heilende Kräfte zu besitzen, würde sie im Umkreis von vielen Meilen anlocken.
    Bink hatte nicht die Zeit, zu warten und den Quell zu beobachten. Das Wasser wirkte kühl und klar. Er hielt seine Feldflasche hinein und hielt mit der anderen Hand das Schwert fest. Doch es geschah nichts. Kein grausiger Fangarm erschien aus den Tiefen, um ihn zu bedrohen.
    Als er die gefüllte Flasche ansah, kam ihm ein neuer Gedanke. Selbst wenn das Wasser nicht vergiftet sein sollte, dann hieß das noch nicht, daß es auch heilende Wirkung hatte. Was nutzte es dem Soldaten, wenn er es ihm brachte und es ihn nicht kurierte?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Durstig war er ohnehin. Also setzte er die Flasche an und nippte an dem Naß.
    Das Wasser war kühl und schmeckte gut. Er trank weiter und stellte fest, daß es sehr erfrischend war. Vergiftet war es bestimmt nicht.
    Wieder tauchte er seine Feldflasche in den Quell und beobachtete die aufsteigenden Blasen. Im verzerrten Bild seiner Hand unter Wasser sah es so aus, als habe er noch alle fünf Finger. Er dachte nicht oft an seinen Finger, den er ja schon vor so langer Zeit verloren hatte, doch dieses Bild einer vermeintlich unversehrten Hand berührte ihn recht unangenehm.
    Er holte die Flasche wieder hervor – und ließ sie beinahe fallen. Sein Finger war wirklich wieder vollständig! Tatsächlich! Die Verletzung seiner Kindheit war behoben worden!
    Er streckte und berührte ihn. Erstaunt zwickte er ihn und stellte fest, daß es weh tat. Keine Frage, sein Finger war echt.
    Also war das wirklich ein magischer Quell. Wenn er eine fünfzehn Jahre alte Amputation so sauber und schmerzlos heilen konnte, dann konnte er auch alles andere kurieren!
    Und eine Erkältung? Bink schniefte – und stellte fest, daß seine Nase wieder frei war. Das Wasser hatte auch seinen Schnupfen geheilt.
    Es war keine Frage, diesen Quell des Lebens konnte er nur empfehlen. Das war wirklich mächtige Magie. Wäre der Quell ein Mensch, er wäre ein ausgewachsener Magier.
    Wieder erwachte seine angeborene Vorsicht. Den Haken bei der Angelegenheit kannte er immer noch nicht, und er wußte auch nicht, um welchen Fluch es sich handelte. Warum durfte niemand das Geheimnis dieses Quells verraten? Was war das für ein Geheimnis? Doch wohl nicht die Tatsache, daß er heilende Kräfte besaß, davon hatte ihm die Dryade ja erzählt, und er könnte es weitererzählen. Der Fluch konnte kein Flußungeheuer sein, weil keins zugeschlagen hatte. Nun, da Bink unversehrt und gesund war, konnte er sich wesentlich besser verteidigen. Also ließ sich diese Theorie bereits wieder abschreiben.
    Aber das bedeutete keineswegs, daß es keinerlei Gefahren hier gab. Es hieß lediglich, daß diese noch subtiler sein mußten, als er erwartet hatte. Eine subtile Gefahr war die schlimmste von allen. Der Mann, der vor der offensichtlichen Bedrohung eines Feuerdrachen floh, konnte Schutz im trügerischen Friedenszauber der Pinien suchen.
    Der Soldat lag im Sterben. Die Zeit war kostbar, und doch zögerte Bink immer noch. Er mußte es herausbekommen, wenn er nicht den Soldaten und sich selbst in noch größere Gefahr bringen wollte, als

Weitere Kostenlose Bücher