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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Reisender mit einem Messer vorbei? Dann wurde ihm klar, daß er mit diesem Abwehrzauber viel anfangen könnte. Wenn es ihm gelingen sollte, einen Stock von einem solchen Baum zu schneiden, würde der dann alle Angriffe auf ihn abwehren?
    Diese Magie richtete sich ganz offensichtlich gegen die Heimsuchung durch Drachen, Biber und ähnliche, nicht gegen Messer allein, und mit einem Anti-Drachenstab würde er sich schon sicherer fühlen. Nein, den Baum zu beschneiden hieß, ihn zu töten. Dann würde auch seine Magie verschwinden. Aber vielleicht würde ein Same davon…
    Es hatte keinen Sinn, Zeit damit zu verschwenden, umzukehren. Es sollte ihm nicht allzu schwerfallen, noch mal einen solchen Baum ausfindig zu machen. Er mußte lediglich so tun, als wolle er mit gezücktem Messer einen weiteren Stab schneiden, und darauf achten, welcher Baum sein Messer beiseite drückte. Vielleicht könnte er einen kleinen Baum ausgraben und ihn ganz am Leben erhalten, so daß er wirkungsvoll blieb.
    Bink schritt weiter seitlich zu den Bäumen, um sie zu überprüfen. Das erwies sich jedoch als gefährlicher, als er erwartet hatte. Wenn sich das Messer den empfindlichen Rinden der Bäume näherte, wurden sie regelrecht wild. Der eine warf harte Früchte auf ihn herab und verfehlte seinen Kopf nur um Haaresbreite. Ein anderer blies Schlafparfüm aus, das Binks Reise beinahe ein vorzeitiges Ende gesetzt hätte. Doch es gab keinen Baum hier, der einen Abwehrzauber hatte, mit dem er Messer ablenkte.
    In einem der Bäume hauste eine Dryade, eine Waldnymphe, die sehr hübsch aussah, ungefähr so wie Iris mit vierzehn, die Bink jedoch mit äußerst undamenhafter Sprache beschimpfte. »Wenn du an wehrlosen Dingern herumschnippeln willst, dann tu’s bei
    deinesgleichen!« schrie sie. »Geh doch und schnitze an einem verwundeten Soldaten in einem Graben herum, du Sohn eines…« Glücklicherweise führte sie den Reim nicht zu Ende. Dryaden durften solche Ausdrücke eigentlich gar nicht kennen.
    Verwundete Soldaten? Bink entdeckte den Graben und musterte ihn gründlich. Tatsächlich, da lag ein Mann in Uniform. Sein Rücken war blutverkrustet, und er stöhnte jämmerlich.
    »Friede!« sagte Bink. »Ich werde Ihnen helfen, wenn Sie gestatten.« Früher hatte Xanth wirklich einmal eine Armee gebraucht, doch nun waren die Soldaten meistens nur als Boten des Königs tätig. Aber ihre Kostüme und ihren Stolz hatten sie sich erhalten.
    »Hilfe!« rief der Mann mit schwacher Stimme. »Ich werde mich irgendwie erkenntlich zeigen.«
    Jetzt wagte Bink es, sich dem Soldaten zu nähern. Er war schwer verwundet und hatte viel Blut verloren. Durch die Infektion fieberte er. »Ich kann nichts unternehmen. Ich bin kein Arzt, und wenn ich Sie auch nur vom Fleck schaffe, könnten Sie sterben. Ich werde Hilfe holen und zurückkommen«, sagte Bink. »Ich muß mir aber Ihr Schwert borgen.« Wenn der Soldat ihm sein Schwert gab, dann war er wirklich krank.
    »Komm bald wieder… oder gar nicht«, keuchte der Mann und hob den Knauf des Schwerts.
    Bink nahm die schwere Waffe entgegen und kletterte wieder aus dem Graben. Dann näherte er sich wieder dem Baum der Dryade. »Ich brauche Magie«, sagte er ihr. »Bluterneuerung, Wundenheilung, Fiebersenkung, solche Sachen eben. Sag mir sofort, wo ich die bekomme, sonst werde ich deinen Baum umsäbeln.«
    »Das würdest du nicht wagen!« rief sie entsetzt.
    Bink hob drohend das Schwert. Er sah plötzlich Jama vor sich, den Schwertzauberer seines Dorfes. Das Bild erfüllte ihn mit Widerwillen.
    »Ich sag’s ja schon! Ich sag’s ja schon!« schrie sie.
    »Gut, dann sag’s.« Er war erleichtert, denn er hatte Zweifel daran, daß er sich wirklich dazu hätte zwingen können, den Baum zu fällen. Das hätte sie getötet, und zwar ziemlich sinnlos. Dryaden waren harmlose Wesen, die hübsch anzusehen waren. Es gab keinen Grund, sie zu belästigen oder ihre geliebten Baumheime zu fällen.
    »Drei Meilen westlich. Der Quell des Lebens. Seine Wasser heilen alles.«
    Bink zögerte. »Da ist irgend etwas, was du mir verheimlichst«, sagte er. »Wo liegt der Haken?«
    »Das darf ich nicht sagen«, rief sie. »Jeder, der es verrät… der Fluch…«
    Bink tat so, als wolle er den Baum umhauen. Die Dryade schrie so erbärmlich auf, daß er nachließ. Er hatte gekämpft, um Justin Baum zu Hause zu beschützen, er konnte diesen Baum hier nicht fällen. »Also gut«, sagte er. »Ich will den Fluch riskieren.« Er machte sich auf, nach

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