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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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um in Xanth zu bleiben – nur nicht dazu, es zu verraten.
    Der Ozean war ruhig. Die tödlichen Klippen der Küste waren auch eine Illusion gewesen. Schließlich gab es sogar einen kurzen Strand, doch nicht dort, wo er vorher gewesen zu sein schien. An einer Seite des Abgrunds führte ein Landvorsprung schräg ins Wasser hinein. Den war er entlanggelaufen, bis er einfach am Ende baden gegangen war. In vielerlei Hinsicht.
    Er ruderte auf die südliche Küste zu. Sollte er der Magierin nun das Boot zurückbringen?
    Das ging nicht. Wenn sie kein zweites Boot besaß, dann mußte sie eben hierherschwimmen, um es zu holen. Das tat ihm zwar leid, aber er wollte nicht noch einmal zur Insel der Illusion zurückkehren. Mit ihren Fähigkeiten konnte sie wahrscheinlich alles Seegetier verscheuchen, das ihr bedrohlich wurde, und er war sich sicher, daß sie eine gute Schwimmerin war.
    Er zog seine eigenen Kleider an, so salzverkrustet diese auch sein mochten, nahm seinen Rucksack auf und wandte sich gen Westen.

 
5 Frühling
     
    Südlich des Erdspalts war die Landschaft wesentlich rauher als im Norden. Es gab keine Hügel, sondern Berge, deren höchste Gipfel mit weißem Schnee bedeckt waren. Die schmalen Pfade waren bis zur Undurchdringlichkeit überwuchert, so daß Bink einen Umweg nach dem anderen nehmen mußte. Disteln und Juckgestrüpp wären nicht weiter schlimm gewesen, aber man konnte ja nicht wissen, welcher Magie sich diese fremdartigen Pflanzen bedienten. Es war durchaus angezeigt, einen hohen Gewirrbaum zu meiden, und hier gab es ganze Haine verwandter Gewächse. Er durfte das Risiko nicht eingehen.
    Wann immer der Dschungel ihn also zurückwarf, versuchte Bink es ein Stück weiter aufs neue. Er mied auch die offensichtlichsten Pfade, denn die waren ebenfalls suspekt. So stapfte er durch mittelhohes Gestrüpp im Grenzgebiet zwischen Dschungel und Feld, das oft am schwersten begehbar war: kahle, brennende Felsplatten, steile Felsenhänge, hohe windige Plateaus. Gebiete, die sogar von magischen Pflanzen verachtet wurden, waren es in der Regel auch nicht wert, daß man es damit versuchte, es sei denn,man wollte als Reisender jeden Ärger vermeiden. Eine große Lichtung stellte sich als Landeplatz eines riesigen Flugdrachen
    heraus. Kein Wunder, daß es hier also keine weiteren Raubtiere gab. Bink kam so langsam voran, daß es noch Tage dauern mußte, bis er das Schloß des Guten Magiers erreichte.
    Er grub sich eine Kerbe in den Boden, schichtete Steine als Schutz gegen den Wind darum auf und bestreute den Boden mit totem Gestrüpp als Unterlage. Dort schlief er ziemlich schlecht. Er fragte sich, warum er nicht wenigstens das Angebot der Magierin angenommen hatte, über Nacht zu bleiben. Das wäre sicherlich um einiges bequemer gewesen.
    Nein, er wußte schon, warum er hatte aufbrechen müssen. Möglicherweise hätte er die Insel nach dieser Nacht niemals wieder verlassen. Nicht als er selbst. Und wenn er es getan hätte, dann hätte Sabrina ihm niemals verziehen. Schon die bloße Tatsache, daß eine solche Nacht ihn im nachhinein noch reizen konnte – und nicht nur wegen des bequemen Schlafs –, war ein Indiz dafür, daß er sie sich nicht leisten durfte.
    Er erinnerte sich selbst mehrmals daran, bevor er sich in den Schlaf zitterte. Dann träumte er von einem Palast aus Diamantkristall, wachte mit gemischten Gefühlen auf und mußte sich erneut in den Schlaf zittern. Einer Versuchung zu widerstehen war gewiß kein Vergnügen, wenn man allein in freier Wildbahn war. Morgen wollte er sich einen Deckenbaum und einige Heißsuppenkürbisse suchen.
    Am dritten Morgen seiner Reise südlich der Spalte stapfte er an einer Felsspalte Richtung Westen. Er hatte sich einen neuen Stock geschnitten, nachdem er nach mehreren Anläufen einen Ast erwischt hatte, der sich ihm nicht mit allerlei Abwehrzaubern entzog. Er war überzeugt davon, daß es eine Menge geeigneter Bäume gab, die er überhaupt nicht sehen konnte, weil sie mit ›Beachte-mich-nicht‹-Zaubern arbeiteten. Einer der Bäume setzte einen Abstoßungszauber gegen Schneidewerkzeuge ein: Jedesmal, wenn er mit seinem Messer daranging, wurde es beiseite gedrückt.
    Eine Stunde nachdem er seinen Stab fertig und sich mit ihm wieder auf den Weg gemacht hatte, dachte er immer noch über die natürliche Auswahl der Magie nach. Die Pflanzen mit den stärksten Zaubern überlebten am besten, also verbreiteten sie sich auch am meisten. Aber wie oft kam denn hier wohl ein

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