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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seinen Fuß setzte.
    Als er sich auf den Boden zu konzentrieren begann, fiel es ihm auch leichter, die Illusion zu durchschauen. Iris’ Talent war wohl phänomenal, aber wenn es darum ging, die ganze Insel abzudecken, mußte es sich notgedrungen ausdünnen. Während er sich auf einen kleinen Ausschnitt konzentrieren konnte, mußte sie sich mit vielerlei befassen. Hinter der Fassade der Blumengärten lauerte die dschungelhafte Wildnis der Insel. Der Palast war lediglich eine baufällige Bude, so wie die Gehöfte, an denen er unterwegs vorbeigekommen war. Warum sollte man schließlich auch ein gutes Haus errichten, wenn es viel leichter war, eine Illusion aufzubauen?
    Auch seine geliehene Kleidung hatte sich verwandelt. Inzwischen trug er einen groben Frauenschal und, wie er zu seinem Entsetzen feststellen mußte, Schlüpfer. Richtige mädchenhafte Spitzenschlüpfer aus Seide. Sein niedliches Taschentuch war tatsächlich das, was es darstellte. Offenbar genehmigte sich die Magierin durchaus Echtes, und Spitzentaschentücher konnte sie sich leisten. Und Schlüpfer.
    Er blieb zögernd stehen. Sollte er umkehren, um seine eigene Kleidung zurückzuholen? Er wollte Iris zwar nicht noch einmal treffen, aber andererseits wollte er in diesen Sachen auch nicht gerade in die Wildnis hinausgehen oder dort gar Leuten begegnen…
    Vor seinem inneren Auge sah er sich bereits, wie er vor den Guten Magier Humfrey trat und um Hilfe bat:
    BINK: Sir, ich bin unter großen Gefahren durch Xanth gereist, um darum zu bitten…
    MAGIER: Ein neues Kleid zu bekommen? Vielleicht einen Büstenhalter? Hohoho!
    Bink seufzte und merkte, wie er rot wurde. Er kehrte um.
    Iris sah ihn sofort, als er die Hütte betrat. Ein Hoffnungsflackern überzog ihr Gesicht, und dieser kurze Ausdruck der Ehrlichkeit überzeugte ihn mehr als alle Illusionen. Bink schätzte menschliche Gefühlsäußerungen. Er kam sich vor wie ein schrecklicher Verbrecher.
    »Hast du es dir anders überlegt?« fragte sie. Plötzlich war sie wieder verführerisch jung, und um sie herum bildete sich wieder ein Teil des glitzernden Palastes.
    Damit war die Entscheidung gefallen. Sie war ein künstliches Wesen, und er zog die Wirklichkeit vor, selbst die Wirklichkeit einer Bretterbude mitten im Unkraut. Schließlich besaßen die meisten Bauern in Xanth auch nichts Besseres. Wenn die Illusion zu einer unabdingbaren Krücke des Lebens wurde, dann verlor dieses Leben seinen Wert. »Ich will nur meine Sachen holen«, sagte Bink. Obwohl seine Entscheidung nun unwiderruflich gefällt war, kam er sich immer noch wie ein Halunke vor, weil er ihre hochtrabenden Pläne derart durchkreuzte.
    Er ging ins Badezimmer – das sich als Anbau entpuppte. Die sagenhafte Toilette stellte sich als ganz gewöhnliches Brett heraus, in das ein Loch gesägt worden war. Darunter summten fröhlich die Fliegen. Die Badewanne war in Wirklichkeit eine umgebaute Pferdetränke. Wie hatte er dann duschen können? Er erblickte einen Eimer. Hatte er etwa Wasser über seinen Kopf geschüttet, ohne es zu wissen? Seine Kleider lagen auf der Erde in einem Bündel.
    Er begann damit, sich umzuziehen, und stellte fest, daß die ganze Anlage nichts als eine Öffnung an der Hinterwand der Hütte war. Iris sah ihm zu. Hatte sie ihn schon zuvor beim Umkleiden beobachtet? Wenn dem so gewesen sein sollte, dann mußte er es wohl als Kompliment werten, denn danach waren ihre Annäherungsversuche viel direkter und körperlicher geworden.
    Wieder fiel sein Blick auf den Eimer.   Irgend jemand   mußte ihn einfach mit Wasser übergossen haben, und er war sich jetzt sicher, daß er es nicht selbst getan hatte. Die einzige andere Person, die da in Frage kam – autsch!
    Aber er wollte sich ihr nicht noch einmal so offen zeigen, auch wenn es offensichtlich war, daß er keine körperlichen Geheimnisse mehr vor ihr hatte. Er hob seine Sachen auf und schritt zur Tür.
    »Bink…«
    Er blieb stehen. Das übrige Haus bestand aus mattem, altem Holz, von dem sich die Farbe pellte. Auf dem Boden lag Stroh, und durch die Ritzen schimmerte Licht. Doch die Magierin selbst war wunderschön anzusehen. Sie hatte kaum etwas am Körper und wirkte wie üppige achtzehn Jahre.
    »Was suchst du bei einer Frau?« fragte sie ihn. »Üppigkeit?« Sie wurde extrem gut gebaut, mit einer etwas übertriebenen Sanduhrfigur. »Jugendlichkeit?« Plötzlich sah sie aus wie vierzehn, sehr schlank, ohne Rundungen und sehr unschuldig. »Reife?« Jetzt war sie sie selbst,

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