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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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daß er sich zu einem großen Teil mit ihr identifizieren konnte. Magische Fähigkeiten schien sie keine zu besitzen, jedenfalls vermied sie das Thema geflissentlich. Vielleicht wollte sie ja zum Magier, um ihr Talent bestimmen zu lassen. Vielleicht hatte sie das mit dem Zauber gemeint, der sie kurieren sollte. Wer fühlte sich in Xanth ohne magische Fähigkeiten schon wohl?
    Doch wenn sie die Magierin Iris sein sollte, dann würde der Magier sie schon bald entlarven. So würde die Wahrheit doch noch an den Tag kommen.
    Sie blieben am Quell des Lebens stehen, um ihre Feldflaschen erneut zu füllen, reisten einen halben Tag lang und gerieten schließlich in einen Hagelsturm in Technicolor. Das war natürlich magisch oder magisch verstärkt. Die Farben verrieten es. Es würde also kaum zu allzu großer Durchnässung und Ausfärbung kommen; alles, was sie tun mußten, war, sich solange unterzustellen.
    Doch sie befanden sich auf einem kahlen Felsgrat. Meilenweit waren weder Bäume noch Höhlen, noch Häuser zu sehen. Das Land war hügelig und von Felsbrocken übersät, und es gab auch erodierte Gräben, doch nichts, was ihnen hinreichenden Schutz vor dem Sturm geboten hätte.
    Von immer größeren Hagelkörnern geprügelt, hasteten die drei schließlich in die Richtung, in die Crombies Magie sie wies: zu einem sicheren Schutz. Sie entdeckten ihn hinter einem großen Felsen: ein monströser Tentakelbaum.
    »Das ist ein Greifer!« rief Bink entsetzt. »Da können wir nicht hin!«
    Crombie blieb abrupt stehen und lugte angestrengt durch den Hagel. »Tatsächlich. Aber mein Talent hat sich bisher noch nie geirrt.«
    Außer, als es Dee beschuldigt hat, dachte Bink. Er fragte sich, wie zuverlässig die Magie des Soldaten wohl in Wirklichkeit sein mochte. Warum hatte sie ihn zum Beispiel nicht gewarnt, bevor er hinterrücks erdolcht worden war? Aber das sagte Bink nicht laut. Bei der Magie gab es häufig Verwicklungen und Verwirrungen, und er war überzeugt, daß Crombie es gut meinte.
    »Da liegt ja ein Hephalumph!« rief Dee. »Es ist schon halb verspeist.«
    Tatsächlich lag der gewaltige Kadaver vor der Öffnung im Stamm des Baumes. Sein Hinterteil war verschwunden, aber das Vorderteil war unversehrt. Der Baum hatte es offensichtlich eingefangen und so viel davon gefressen, wie er nur konnte. Doch ein Hephalumph war so groß, daß selbst ein Tentakelbaum es nicht auf einmal wegputzen konnte. Jetzt war der Baum satt, und seine Fangarme hingen schlapp herab.
    »Er ist also doch sicher«, sagte Bink und zuckte zusammen, als ein eigroßes rotes Hagelkorn seinen Kopf um Haaresbreite verfehlte. Der Hagel war zwar leicht und flockig, aber weh tun konnte er doch. »Es wird noch Stunden dauern, bis der Baum wieder aggressiv wird. Vielleicht sogar Tage. Und selbst dann wird er sich erst an den Hephalumph machen.«
    Doch Crombie zögerte immer noch, was man auch verstehen konnte. »Der Kadaver könnte auch eine Illusion sein«, warnte er. »Mißtraue allen Dingen – das ist das Motto des Soldaten. Eine Falle, die uns glauben machen soll, daß der Baum zahm ist. Was glauben Sie wohl, wie er das Hephalumph hierhergelockt hat?«
    Das war wahr. Periodische Hagelstürme auf dem Grat, um die Beute zu veranlassen, sich unterzustellen, und ein scheinbar idealer Unterschlupf – ein nettes System. »Aber wenn wir uns nicht bald unterstellen, dann wird uns der Hagel noch das Hirn aus dem Schädel trommeln«, sagte Bink.
    »Ich werd’ hingehen«, sagte Dee. Bevor Bink protestieren konnte, war sie schon unter den Baum gelaufen.
    Die Tentakel bebten und griffen nach ihr, aber es war eineziemlich matte Geste ohne große Überzeugungskraft. Sie lief zu dem Kadaver und trat mit dem Fuß dagegen – er war echt. »Keine Fata Morgana!« rief sie. »Kommen Sie!«
    »Wenn sie nicht eine Gehilfin ist!« brummte Crombie. »Ich will Ihnen was sagen, Bink, sie ist eine große Gefahr für Sie. Wenn sie für den Greifer Opfer einfängt, dann könnte sie Dutzende von Leuten in seine Fänge bugsieren und…«
    Der Mann litt unter Verfolgungswahn. Vielleicht war das ja eine ganz natürliche Eigenschaft für einen Soldaten – aber andererseitshatte sie ihn zuvor ja auch nicht vor Ärger bewahrt. »Das glaube ich nicht«, meinte Bink. »Aber ich glaube diesem Hagelsturm! Ich stelle mich unter.«
    Dann lief er los.
    Nervös schritt er unter den Tentakeln hindurch, doch die verhielten sich ruhig. Ein hungriger Greifer war nicht eben eine gewitzte Pflanze, er

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