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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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packte seine Opfer normalerweise, sobald es irgendwie ging.
    Schließlich folgte Crombie ihm. Der Baum bebte etwas, wie wegen seiner Unfähigkeit, sie zu verspeisen, aber das war auch schon alles. »Na, ich wußte doch, daß mein Talent die Wahrheit angezeigt hat. Das tut es schließlich immer«, sagte er etwas lahm.
    Eigentlich war es ganz nett hier. Die Hagelkörner waren inzwischen faustgroß geworden, doch sie wurden vom oberen Blattwerk des Baumes abgehalten, sprangen hinunter und sammelten sich im Kreis in einer kleinen Vertiefung um sie herum. Raubbäume standen meistens in solchen Vertiefungen, die sie sich dadurch schufen, daß sie mit ihren Fangarmen Unterholz und Steine aus dem Weg schafften, um eine lockende Wiese für vorbeikommende Lebewesen zu schaffen. Sie warfen alles um sich herum in einem Kreis fort, so daß das sie umgebende Land mit der Zeit höher wuchs. Greifer waren eine recht erfolgreiche Baumart, und manche bildeten sogar Brunnen, deren Wände aus den Knochen ihrer Opfer bestanden. In der Umgebung des Norddorfes hatte man sie alle fortgeräumt, aber jedes Kind wurde über diese Gefahr belehrt. Theoretisch konnte jemand, der von einem Drachen verfolgt wurde, einen Greifer streifen und den Drachen in die Reichweite seiner Tentakel locken – sofern er mutig und geschickt genug dazu war.
    Innerhalb des abgeschirmten Gebiets befand sich ein grüner Rasen mit kleinen Buckeln, der fast so aussah wie ein Frauentorso. Die Luft war angenehm warm, und süße Düfte zogen an ihnen
    vorüber. Es war also ein geradezu idealer Ort, um Schutz zu suchen – und so sollte er auch aussehen. Auf jeden Fall hatte er das Hephalumph zum Narren gehalten. Offenbar war die Stelle recht einträglich, denn der Greifer war gewaltig breit. Doch im Augenblick konnten sie sich unbeschadet hier aufhalten.
    »Na, da hat meine Magie aber diesmal funktioniert«, sagte Crombie. »Ich hätte mich gleich darauf verlassen sollen. Aber das heißt auch…« Er blickte vielsagend zu Dee hinüber.
    Bink dachte darüber nach. Er glaubte, daß der Soldat es ernst meinte, und seine Ortungsmagie funktionierte offensichtlich. Hatte er sich im Fall von Dee nur geirrt, oder stellte sie wirklich eine schlimme, wenn auch versteckte Gefahr dar? Und wenn, welche? Er mochte nicht glauben, daß sie ihm übelwollte. Er hatte sie im Verdacht gehabt, die Magierin Iris zu sein, aber das glaubte er nun nicht mehr. Sie zeigte nichts von dem Temperament der Meisterin der Illusion, und ein Charakter ließ sich durch Magie nicht lange verbergen.
    »Warum hat Ihre Magie Sie denn nicht vor dem Messerstich in den Rücken gewarnt?« fragte Bink den Soldaten bei einem neuerlichen Versuch, herauszubekommen, worauf man sich nun verlassen konnte und worauf nicht.
    »Ich habe sie nicht befragt«, sagte Crombie. »Ich war ein verdammter Trottel. Aber wenn ich Sie erst mal sicher zu Ihrem Magier gebracht habe, dann werde ich schon noch fragen, wer mich überfallen hat, beim Teufel! Und dann…« Bedeutungsvoll befingerte er seine Schwertklinge.
    Das war eine ehrliche Antwort. Das Talent war kein Warnsignal. Es funktionierte nur bei Befragung. Crombie hatte offenbar keinerlei Veranlassung gehabt, Gefahr zu wittern, so wie es Bink jetzt gerade erging. Worin unterschieden sich natürliche Vorsicht und Paranoia voneinander?
    Der Sturm wütete weiter. Keiner von ihnen wollte schlafen, weil sie dem Baum nicht trauten, also setzten sie sich hin und redeten.
    Crombie erzählte eine wüste Geschichte von einer alten Schlacht in den Tagen der vierten Welle. Bink war kein Soldat, aber er merkte, wie ihn die Tapferkeit mitriß, und fast hätte er sich gewünscht, daß er in jenen abenteuerlichen Zeiten gelebt hätte, als auch Männer ohne magische Fähigkeiten immer noch als Männer galten.
    Als die Geschichte fertig war, hörte auch der Sturm auf, doch der Hagel war inzwischen derart hoch aufgetürmt, daß es sich nicht lohnte, schon hinauszugehen. Meistens schmolzen die Hagelkörner eines magischen Sturmes sehr schnell dahin, sobald die Sonne wieder hervorkam, also wollten sie das erst abwarten.
    »Wo wohnen Sie?« fragte Bink Dee.
    »Ach, ich bin nur ein Mädchen vom Lande«, sagte sie. »Niemand wollte mich durch die Wildnis begleiten.«
    »Das ist keine Antwort!« schnappte Crombie mißtrauisch.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist die einzige Antwort, die ich darauf geben kann. Ich kann nicht ändern, was ich bin, so gern ich das auch täte.«
    »Das ist dasselbe wie

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