Chamäleon-Zauber
bei mir«, sagte Bink. »Ich bin nur ein Dörfler, niemand Besonderes. Ich hoffe, der Magier wird aus mir jemand Besonderes machen, indem er feststellt, daß ich irgendein gutes magisches Talent besitze, das früher nie jemand vermutet hätte. Ich bin bereit, dafür ein Jahr lang für ihn zu arbeiten.«
»Ja«, sagte sie und lächelte ihn verständnisvoll an. Plötzlich merkte er, wie sehr er sie mochte. Sie war normal, so wie er auch. Sie war motiviert, wie er auch. Sie hatten etwas gemeinsam.
»Sie wollen Ihre magischen Fähigkeiten feststellen lassen, damit Ihr Mädchen zu Hause Sie heiratet?« fragte Crombie. Es klang zynisch.
»Ja«, sagte Bink und erinnerte sich mit einem plötzlichen Stich an Sabrina. »Und damit ich in Xanth bleiben kann.«
»Sie sind ein Narr, ein Zivilistennarr«, sagte der Soldat väterlich.
»Na ja, es ist die einzige Chance, die ich habe«, erwiderte Bink. »Jedes Spiel lohnt sich, wenn die einzige Alternative…«
»Ich meine nicht die Magie, die ist ja natürlich. Und in Xanth bleiben zu wollen, das klingt auch ganz vernünftig. Ich meine die Ehe.«
»Die Ehe?«
»Die Frauen sind die Geißel der Menschheit«, sagte Crombie mit großer Heftigkeit. »Sie locken die Männer in die Ehe wie dieser Greifer hier seine Opfer anlockt, und dann quälen sie sie für den Rest ihres Lebens.«
»Das ist aber ungerecht«, warf Dee ein. »Hatten Sie etwa keine Mutter?«
»Die hat meinen ehrenwerten Vater in den Suff getrieben. Und zu den Locobeeren«, sagte Crombie. »Hat ihm das Leben zur Hölle gemacht – und mir auch. Sie konnte unsere Gedanken lesen, das war ihr Talent.«
Eine Frau, die die Gedanken der Männer lesen konnte – das war wirklich die Hölle für jeden Mann! Wenn je eine Frau Binks Gedanken hätte lesen können – pfui!
»Das wird wohl auch für sie die Hölle gewesen sein«, meinte Dee.
Bink unterdrückte ein Lächeln, aber Crombie zog eine Grimasse. »Ich bin abgehauen und bin zwei Jahre vor meiner Volljährigkeit in die Armee eingetreten. Hab’s nie bereut.«
Dee blickte mißmutig drein. »Sie hören sich auch nicht gerade an, als wären Sie ein Gottesgeschenk für jede Frau. Wir können alle dankbar dafür sein, daß Sie nie eine angerührt haben.«
»Oh, anrühren tu ich sie schon«, sagte Crombie mit derbem
Lachen. »Ich heirate sie nur nicht. Mich fängt keine ein.«
»Sie sind ekelhaft«, fauchte sie.
»Ich bin nur schlau genug. Und wenn Bink auch schlau genug ist, dann wird er es nicht zulassen, daß Sie damit anfangen, auch ihn in Versuchung zu führen.«
»Das habe ich doch gar nicht getan!« rief sie wütend.
Crombie wandte sich angewidert ab. »Ach, ihr seid doch alle gleich! Was soll ich meine Zeit damit verschwenden, mit euch zu reden. Genausogut könnte ich versuchen, dem Teufel das Beten beizubringen.«
»Gut, wenn Sie das so sehen, dann gehe ich eben!« sagte Dee. Sie sprang auf und schritt an den Rand der Schutzzone.
Zuerst dachte Bink, daß sie nur bluffte, denn obwohl der Sturm nachgelassen hatte, wehte ab und zu noch immer eine ziemlich steife Brise. Die bunten Hagelkörner lagen zwei Fuß hoch, und die Sonne war immer noch nicht hervorgetreten.
Doch Dee lief hinaus ins Freie.
»He, warte!« rief Bink und rannte ihr nach.
Dee war im Sturm verschwunden. »Lassen Sie sie ruhig laufen. Ab mit Schaden!« brummte Crombie. »Sie hatte es sowieso auf Sie abgesehen. Ich weiß, wie die vorgehen. Und daß sie Ärger bedeutet, das habe ich von Anfang an gewußt.«
Bink legte seine Arme schützend über seinen Kopf und sein Gesicht und trat hinaus. Seine Füße rutschten auf den glatten Hagelkörnern aus, und er stürzte in den Hagelhaufen hinein.
Über seinem Kopf rollten die Hagelkörner wieder zusammen. Jetzt wußte er, was mit Dee passiert war: Sie lag irgendwo dort draußen begraben.
Er mußte die Augen schließen, weil das Pulver der zermalmten Steine hineinzudringen drohte. Es war kein echtes Eis, sondern verdichteter Dampf, Magie eben. Die Körner waren trocken und nicht wirklich kalt, aber sehr rutschig.
Irgend etwas packte ihn am Fuß, und er trat wild um sich. Das Seeungeheuer in der Nähe der Insel der Magierin fiel ihm ein, und er vergaß, daß das nur eine Illusion gewesen war und daß es hier eigentlich keine Seeungeheuer geben konnte. Doch es packte ihn noch fester und zerrte ihn wieder zurück.
Als es losließ, sprang er mühselig auf die Füße und griff die Trollsgestalt an, die er durch den Staubschleier zu erkennen
Weitere Kostenlose Bücher