Chamäleon-Zauber
meinte.
Plötzlich flog er durch die Luft und landete hart auf dem Rücken. Das Wesen klemmte seinen Arm ein. Trolle waren aber zäh! Er blinzelte und versuchte, seinen Gegner am Bein zu packen, doch das Ding ließ sich auf ihn fallen und nagelte ihn so am Boden fest. »Immer mit der Ruhe, Bink«, sagte es. »Ich bin’s, Crombie.«
Bink wirbelte so gut herum, wie es unter den Umständen möglich war, und erkannte den Soldaten.
Crombie ließ ihn aufstehen.
»Ich wußte, daß du dich nie durch das Gewirr dort draußen schlagen würdest, also habe ich dich am einzigen Körperteil zurückgezogen, den ich zu packen bekam, am Fuß. Du hattest magischen Staub in den Augen, deshalb konntest du mich nicht erkennen. Tut mir leid, daß ich dich habe flachlegen müssen.«
Magischer Staub – natürlich! Der verzerrte den Blick, ließ Menschen wie Trolle aussehen oder wie Menschenfresser oder noch schlimmer – und umgekehrt. Das war eine weitere Gefahr solcher Stürme, die dazu führte, daß man nie wieder herausfand. Wahrscheinlich hatten schon viele Menschen den Greifer für einen harmlosen Deckenbaum gehalten… »Das ist schon in Ordnung«, sagte Bink. »Ihr Soldaten wißt ja wirklich, wie man kämpft.«
»Gehört zum Beruf. Greif nie einen Mann an, der weiß, wie man wirft.« Crombie legte den gestreckten Zeigefinger neben sein Ohr. Er hatte offenbar eine Idee. »Ich werde dir zeigen, wie das geht. Das ist ein nichtmagisches Talent, das sehr nützlich sein kann.«
»Und Dee?« rief Bink. »Sie ist immer noch da draußen!«
Crombie zog eine Grimasse. »Also gut, ich habe sie hinausgetrieben. Wenn sie dir so viel bedeutet, dann werde ich dir auch bei der Suche helfen.«
Also hatte der Mann doch noch etwas Ehrgefühl, sogar gegenüber Frauen. »Haßt du sie wirklich alle?« fragte Bink, als er sich anschickte, wieder in den Hagel hinauszutreten. »Selbst die, die keine Gedanken lesen?«
»Gedanken lesen sie alle«, behauptete Crombie. »Die meisten tun es bloß ohne Magie, das ist alles. Aber ich würde auch nicht darauf schwören, daß es in ganz Xanth kein passendes Mädchen für mich gäbe. Wenn ich mal eine Hübsche finden sollte, die weder hinterhältig noch geizig, noch zänkisch ist…« Er schüttelte den Kopf. »Aber wenn es eine solche geben sollte, dann würde sie mich bestimmt nicht heiraten.«
Also lehnte der Soldat alle Frauen ab, weil er meinte, daß sie ihn ablehnten. Na ja, das entbehrte nicht einer gewissen Logik.
Jetzt hatte sich der Sturm endgültig gelegt. Sie traten in die Hagelkornhaufen hinaus und setzten vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um nicht wieder auszurutschen. Die farbigen Sturmwolken verteilten sich nun schnell, da der Zauber nachließ.
Was löste wohl solche Stürme aus? fragte sich Bink. Belebt konnten sie eigentlich nicht sein, aber das, was er im Verlauf seiner bisherigen Reise gelernt hatte, hatte ihn davon überzeugt, daß tote Gegenstände durchaus Magie besaßen, manchmal sogar sehr wirkungsvolle. Vielleicht lag es in der Substanz von Xanth selbst begründet, so daß die Magie langsam in alles hineinsickerte, was sich in diesem Land befand. Die Lebewesen kontrollierten ihre Magie und setzten sie so ein, wie es ihrem Willen entsprach. Die unbelebten Dinge ließen ihr völlig willkürlich freien Raum, so wie dieser Sturm gerade. Es mußte eine ganze Menge Magie hier geben, die aus einem großen Gebiet zusammenströmte. Und all das wurde in einem nutzlosen Hagelschauer vertan.
Aber ganz so nutzlos war das nun auch wieder nicht. Der Tentakelbaum profitierte offensichtlich von solchen Stürmen, und vermutlich gab es auch noch andere Weisen, in denen sie dem Gleichgewicht der Natur förderlich waren. Vielleicht eliminierte der Hagel die schwächeren Geschöpfe, Tiere, die nicht überlebensfähig waren, und ermöglichte dadurch die natürliche
Auswahl der Wildnis. Und es gab durchaus zweckgebundene Magie toter Dinge, wie etwa die des Ausblicksfelsens oder des Quells des Lebens, dessen Wasser durch die Ströme des ganzen Gebiets gespeist wurde, so daß sich seine magische Kraft dadurch vielleicht erhöhte. Vielleicht war es erst die Magie, die den Dingen ein Selbstbewußtsein verlieh. Alles in Xanth wurde von der Magie berührt und beherrscht. Ohne Magie wäre Xanth (schon der bloße Gedanke daran erschreckte ihn) nicht anders als Mundania.
Die Sonne brach durch die Wolken. Dort, wo ihre Strahlen niedergingen, verdampften die Hagelkörner zu bunten Schwaden. Direkter
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