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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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natürlich frei vom Selbstschutzzauber des Quells, versteht sich. Aber behalte das hier ruhig, es kann sehr nützlich sein.«
    Der Magier hängte einen Zeiger, der an einem Bindfaden befestigt war, vor eine Wandtafel, auf der das lächelnde Gesicht eines Cherubs und das grollende Gesicht eines Teufels aufgemalt waren. »Dann spielen wir mal zwanzig Fragen.«
    Er machte Zeichen mit den Händen und beschwor den Zeiger. Bink merkte, daß er wohl zu voreilige Schlüsse gezogen hatte. Humfrey beschwor keineswegs nur Dämonen. Aber auf Informationsmagie hatte er sich tatsächlich spezialisiert. »Bink vom Norddorf«, summte er. »Hast du dich auf ihn eingestellt?«
    Der Zeiger drehte sich und zeigte auf den Cherub.
    »Hat er Magie?«
    Wieder der Cherub.
    »Starke Magie?«
    Cherub.
    »Kannst du feststellen, welche?«
    Cherub.
    »Sagst du mir, was für eine Magie es ist?«
    Der Zeiger drehte sich auf den Teufel zu.
    »Was ist das bloß!« rief Humfrey wütend. »Nein, du Idiot, das war keine Frage, das war ein Ausruf! Ich verstehe nicht, wieso ihr Geister euch vor der Antwort drücken wollt.« Zornig führte er einen Entlassungszauber durch und wandte sich wieder an Bink. »Da ist irgend etwas mächtig komisch bei der Sache! Aber jetzt fühle ich mich herausgefordert. Ich werde dich mit einem Wahrheitszauber beschwören. Wir werden der Sache schon noch auf den Grund gehen!«
    Wieder wedelte der Magier mit seinen kurzen Armen, murmelte eine übel klingende Beschwörung – und mit einemmal fühlte Bink sich sehr seltsam. Er hatte noch nie diese merkwürdige Form der Magie erlebt, die mit Gesten, Formeln und Geräten arbeitete. Er kannte nur angeborene Talente, die dann funktionierten, wenn man es wollte. Der Gute Magier schien so etwas wie ein Wissenschaftler zu sein – obwohl Bink auch nicht so recht wußte, was dieses mundanische Wort bedeutete.
    »Wer bist du?« verlangte Humfrey zu wissen.
    »Bink vom Norddorf.« Das war die Wahrheit, aber diesmal sagte Bink es, weil der Zauber ihn dazu zwang, nicht aus freien Stücken.
    »Weshalb bist du gekommen?«
    »Um festzustellen, ob ich magisches Talent besitze und was das wohl für eins sein mag. Damit ich Xanth nicht verlassen muß und heiraten…«
    »Genügt. Die schmutzigen Einzelheiten interessieren mich nicht.« Der Magier schüttelte den Kopf. »Also hast du die ganze Zeit die Wahrheit gesagt. Das Geheimnis wird immer dunkler, die Spannung wächst. Also – was ist dein Talent?«
    Bink öffnete den Mund, der Zauber zwang ihn zum Sprechen – doch da ertönte das Brüllen eines Tiers.
    Humfrey zuckte zusammen. »Oh, die Manticora hat Hunger. Zauber – verschwinde! Warte hier, während ich sie füttere.« Dann war er auch schon fort.
    Was für ein ungünstiger Augenblick für die Manticora, Hunger zu bekommen! Aber Bink konnte es dem Magier kaum verdenken, sich so damit zu beeilen, das Ungeheuer zu füttern. Wenn es aus seinem Käfig ausbrechen sollte…
    Bink war sich nun selbst überlassen. Er ging im Raum umher und vermied es sorgfältig, nichts dabei anzufassen. Er kam an einen Spiegel. »Spieglein, Spieglein an der Wand«, sagte er scherzhaft, »wer ist die Schönste im ganzen Land?«
    Der Spiegel bewölkte sich, dann wurde er wieder klar. Eine große, fette, warzenübersäte Kröte blickte ihn an. Bink zuckte zusammen. Dann begriff er, was geschehen war: Das hier war ein magischer Spiegel. Er hatte ihm die Schönste von allen gezeigt – von allen Kröten.
    »Ich meine, die schönste Menschenfrau«, erklärte er.
    Nun blickte Sabrina ihn an. Zuerst hatte Bink ja gescherzt, doch er hätte eigentlich begreifen müssen, daß der Spiegel ihn ernst nehmen würde. War Sabrina wirklich das schönste aller Mädchen? Objektiv gesehen, war das unwahrscheinlich. Der Spiegel zeigte sie, weil sie in seinen voreingenommenen Augen die Schönste war. Ein anderer Mann …
    Das Bild verwandelte sich. Nun blickte Wynne ihn an. Ja, auch sie war schön, wenn auch viel zu dumm, als daß sie sich gelohnt hätte. Aber manche Männer würden wahrscheinlich auch das mögen. Andererseits…
    Jetzt sah er die Magierin Iris in ihrer verführerischsten Illusion. »Na, wird auch langsam Zeit, daß du dich für mich entscheidest, Bink«, sagte sie. »Ich kann dich immer noch…«
    »Nein!« rief Bink, und das Spiegelbild verschwand.
    Er beruhigte sich etwas und sah dann den Spiegel erneut an. »Kannst du auch informative Fragen beantworten?« Natürlich konnte er es, sonst würde er nicht hier

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