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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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beeindruckt.
    Am nächsten Tag schritt er weiter nach Norden. Von der Harpyie war nichts zu sehen. Welch eine Erleichterung! Um ein Haar wäre er lieber allein durch den Pinienwald gegangen. Nach einem Tag in ihrer Begleitung fühlten sich sogar seine Ohren verschmutzt an. Er durchquerte den Rest des Zentaurengebiets, ohne jemandem zu begegnen, und kam gegen Abend im Norddorf an.
    »He, das Zauberlose Wunder ist wieder da!« schrie Zink. Vor Binks Füßen erschien ein Loch, so daß er unwillkürlich stolperte. Zink wäre ein wunderbarer Begleiter im Pinienwald gewesen. Bink beachtete die anderen Löcher nicht weiter und ging nach Hause. Er war wieder da. Warum hatte er sich damit nur so beeilt?
    Am nächsten Tag fand die Untersuchung im Amphitheater statt. Die königlichen Palmen bildeten Kolonnaden, die die Bühne abgrenzten. Die Bänke bestanden aus den vorspringenden Knien einer riesigen Trockenzypresse. Vier gewaltige Honigahornbäume bildeten die Außenwand. Bink hatte diese Formation stets gemocht, doch heute flößte sie ihm Unbehagen ein. Es war schließlich der Ort seiner Verhandlung.
    Der alte König führte den Vorsitz, denn das gehörte zu seinen königlichen Pflichten. Er trug seine juwelenbesetzte Robe und seine hübsche Goldkrone sowie das reichverzierte Zepter, die Symbole seiner Macht. Alle Bürger vereinigten sich, als die Fanfaren ertönten. Als die herrscherlichen Banner entrollt wurden, bekam Bink eine Gänsehaut.
    Der König hatte eine eindrucksvolle weiße Mähne und einen langen Bart, doch sein Blick huschte ununterbrochen hin und her. Ab und zu verpaßte ihm einer seiner Diener einen Rippenstoß, damit er wach blieb und sich auf das Ritual besann.
    Zu Beginn führte der König seine magische Zeremonie durch, indem er einen Sturm heraufbeschwor. Er hielt seine gichtigen Hände hoch und murmelte seine Beschwörungsformel. Zuerst herrschte Schweigen. Dann, als es schon fast so aussah, als sei der Zauber gescheitert, wisperte ein leichter Windhauch über die Lichtung und wirbelte eine Handvoll Blätter auf.
    Niemand sagte ein Wort, obwohl es eindeutig war, daß es genausogut ein Zufall hätte sein können. Es war alles andere als ein Sturm. Doch einige der Damen spannten pflichtbewußt ihre Regenschirme auf, und der Zeremonienmeister fuhr hastig fort.
    Binks Eltern, Roland und Bianca, saßen in der vordersten Reihe. Auch Sabrina, die schöner anzusehen war denn je, saß dort. Roland fing Binks Blick auf und nickte ihm ermutigend zu, und Biancas Augen waren feucht, doch Sabrina hatte den Kopf gesenkt. Sie alle fürchteten um ihn. Mit gutem Grund, wie Bink fand.
    »Welches Talent kannst du anbieten, um deinen Bürgerstatus zu rechtfertigen?« fragte der Zeremonienmeister Bink. Es war Munly, ein Freund von Roland. Bink wußte, daß der Mann alles tun würde, um ihm zu helfen, aber er mußte sich von Amts wegen an die Regeln halten.
    Jetzt war es soweit. »Ich… ich kann es nicht vorführen«, erwiderte Bink. »Aber ich habe ein Zertifikat des Guten Magiers Humfrey, das mir bescheinigt, daß ich magisches Talent habe.« Mit bebender Hand reichte er dem Zeremonienmeister den Brief.
    Der nahm ihn entgegen, blickte darauf und reichte ihn an den König weiter. Der König blinzelte, aber seine Augen waren so schwach, daß er ihn ganz offensichtlich nicht lesen konnte.
    »Wie Euer Majestät sehen können«, murmelte Munly taktvoll, »ist es eine Nachricht des Magiers Humfrey mit seinem magischen Siegel.« Das Siegel bestand aus dem Bild eines Flossenwesens, das einen Ball auf seiner Nase balancierte. »Sie besagt, daß diese Person ein nichtdefiniertes magisches Talent besitzt.«
    Einen Augenblick zuckte es wie Feuer in den aschfahlen Augen des Königs. »Das ist nichts wert!« murmelte er. »Humfrey ist nicht der König. Der König bin ich!« Er ließ das Papier zu Boden flattern.
    »Aber…« protestierte Bink.
    Der Zeremonienmeister blickte ihn warnend an, und Bink erkannte, daß es hoffnungslos war. Der König war auf geradezu närrische Weise eifersüchtig auf Humfrey, dessen Kraft noch immer ungebrochen war, und er wollte seine Nachricht nicht gelten lassen. Aber egal weshalb, der König hatte gesprochen. Zu diskutieren, würde die Dinge nur verschlimmern.
    Da hatte er eine Idee. »Ich habe dem König ein Geschenk mitgebracht«, sagte Bink. »Wasser von einem heilenden Quell.«
    Munlys Augen weiteten sich hoffnungsvoll. »Du hast magisches Wasser?« Ihm war sofort klar, welche Möglichkeiten ein

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