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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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er eine Mißgeburt gewesen; jetzt würde er sich unter seinesgleichen aufhalten.
    Nein, das war es nicht. Er besaß Magie. Er war keine Mißgeburt. Starke Magie, vom Kaliber eines echten Magiers. Humfrey hatte es ihm gesagt, und er glaubte es. Er war nur nicht dazu in der Lage, sie einzusetzen. Wie ein Mensch, der auf einer Wand farbige Flecken erscheinen lassen, aber es nicht vorführen konnte, wenn keine Wand in der Nähe war. Warum er, magisch gesehen, stumm sein mußte, wußte er nicht, aber es bedeutete, daß er im Recht war und daß die Entscheidung des Königs falsch war. Wer nicht für ihn war, dem war nur anzuraten, sich von ihm fernzuhalten.
    Nein, auch das nicht. Seine Eltern hatten sich nicht gegen das Gesetz von Xanth stellen wollen. Es waren gute, ehrliche Leute, und Bink teilte ihre Werte. Er hatte selbst einen ähnlichen Kompromiß abgelehnt, als die Magierin Iris ihn versucht hatte. Roland und Bianca würden ihm nicht dadurch helfen, daß sie ihm in ein Exil folgten, das er überhaupt nicht verdiente, und sie konnten ihm auch nicht dabei helfen, hierzubleiben, indem er das System betrog. Sie hatten getan, was ihrem Empfinden nach richtig gewesen war, unter großen persönlichen Opfern, und er war stolz auf sie. Er wußte, daß sie ihn liebten, aber ihn hatten fortgehen lassen, ohne sich einzumischen. Das machte einen Teil seiner versteckten Freude aus.
    Und was war mit Sabrina? Auch sie hatte sich geweigert, zu betrügen. Und doch hatte er das Gefühl, daß sie dabei nicht ganz so prinzipientreu gewesen war wie seine Eltern. Wenn sie einen ausreichenden Grund gehabt hätte, dann hätte sie auch geschummelt. Sie hatte sich oberflächlich so integer gegeben, weil Binks Mißgeschick sie nicht allzu stark berührt hatte. Dazu ging ihre Liebe nicht tief genug. Sie hatte ihn um des magischen Talents willen geliebt, von dem sie glaubte, daß er es besaß, weil er der Sohn von Eltern mit starker Magie war. Der Verlust dieses potentiellen Talents hatte auch ihre Liebe untergraben. Sie hatte ihn gar nicht wirklich als Mensch gewollt.
    Und seine Liebe zu ihr erwies sich nun als ebenso oberflächlich. Sicher, sie war schön, aber sie hatte weniger echte Persönlichkeit als etwa das Mädchen Dee. Dee war fortgegangen, weil man sie beleidigt hatte, und sie war bei dieser Entscheidung geblieben. Sabrina würde das gleiche tun, aber aus anderen Gründen. Dee hatte nicht gespielt, sie war wirklich wütend gewesen. Bei Sabrina wäre alles stärker durchkalkuliert gewesen, angestrengter und freier von Gefühlen – weil sie weniger Gefühle besaß. Ihr war der Schein wichtiger als die Wirklichkeit.
    Was Bink wieder an die Magierin Iris erinnerte – das Schein-Wesen schlechthin. Was die doch für ein Temperament gehabt hatte! Bink respektierte Temperament, es war ein Fenster zur Wahrheit in Zeiten, in denen wenig anderes übrigblieb. Aber Iris war zu heftig. Diese Szene mit der Vernichtung des Palastes, komplett mit Sturm und Drachen…
    Selbst diese dumme… wie hieß sie noch… das schöne Mädchen beim Vergewaltigungsprozeß… Wynne, ach ja, das war ihr Name, selbst die hatte Gefühl gehabt. Er hoffte, daß er es ihr ermöglicht hatte, dem Spaltendrachen zu entkommen. Sie war nicht besonders raffiniert gewesen. Aber Sabrina war die perfekte Schauspielerin, deshalb war er sich ihrer Liebe auch nie wirklich sicher gewesen. Sie war ein Bild in seinem Kopf gewesen, das herbeibeschworen werden konnte, wenn man es brauchte, nur zum Betrachten. Er hatte sie gar nicht wirklich heiraten wollen.
    Er hatte der Exilierung bedurft, um sich über seine eigenen Motive Klarheit zu verschaffen. Was immer er bei einem Mädchen erwarten mochte, Sabrina besaß es jedenfalls nicht. Sie war schön, was ihm gefiel, und sie war eine Persönlichkeit – was nicht dasselbe war wie ein Charakter – und besaß eine anziehende Magie. Alle diese Dinge waren gut, sehr gut, und er hatte geglaubt, sie zu lieben. Doch als ihre Krise gekommen war, da hatte Sabrina die Augen abgewandt. Das sagte doch alles. Crombie, der Soldat, hatte wirklich die Wahrheit gesagt: Bink wäre ein Narr gewesen, Sabrina zu heiraten.
    Bink lächelte. Wie wären Crombie und Sabrina wohl miteinander ausgekommen? Der unendlich fordernde und mißtrauische Mann und die unendlich raffinierte und wankelmütige Frau. Würde die Wildheit des Soldaten einen Ausgleich zu der Anpassungsfähigkeit des Mädchens bilden? Würde es auf diese Weise doch zu einer dauerhaften Beziehung

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