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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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voll funktionsfähiger König bot.
    »In meiner Feldflasche«, sagte Bink. »Ich habe es aufbewahrt. Sehen Sie, es hat meinen verlorenen Finger nachwachsen lassen.« Er reckte die linke Hand empor. »Es hat auch meine Erkältung kuriert, und ich habe gesehen, wie es andere geheilt hat. Es heilt alles, auf der Stelle.«
    Er entschloß sich, nichts von der damit zusammenhängenden Verpflichtung zu sagen.
    Munlys Talent bestand darin, kleinere Gegenstände herbeizuzaubern.
    »Mit deiner Erlaubnis…«
    »Es ist gestattet«, sagte Bink sofort.
    Die Feldflasche materialisierte in der Hand des Mannes. »Ist sie das?«
    »Ja.« Zum erstenmal empfand Bink echte Hoffnung.
    Munly wandte sich wieder an den König. »Bink hat Euer Majestät ein Geschenk mitgebracht«, meldete er ihm. »Magisches Wasser.«
    »Magisches Wasser?« wiederholte der König und nahm die Feldflasche entgegen. Er schien nicht zu begreifen, worum es ging.
    Der König blickte die Flasche an. Ein Schluck, und er wäre dazu in der Lage, die Nachricht des Magiers zu lesen, wieder richtige Stürme zu beschwören – und vernünftige Urteile zu fällen. Das könnte der ganzen Verhandlung einen anderen Lauf geben.
    »Wollt Ihr damit andeuten, daß ich krank bin?« fragte der König fordernd. »Ich benötige keine Heilung! Ich fühle mich so gesund wie eh und je.« Und er drehte die Feldflasche um, so daß das kostbare Naß auf den Boden tropfte.
    Bink hatte das Gefühl, als ob auch sein Lebensblut da vergossen würde, nicht nur das Wasser. Er sah, wie seine letzte Chance zunichte gemacht wurde, und zwar durch eben die Senilität, die er zu kurieren gehofft hatte. Und jetzt hatte er nicht einmal mehr heilendes Wasser für sich selbst. Er konnte sich nie wieder kurieren.
    War das die Rache des Quells des Lebens dafür, daß er ihm getrotzt hatte? Ihn mit dem sicheren Sieg zu versuchen, um ihn im letzten Augenblick im Stich zu lassen? Egal, auf jeden Fall war er nun verloren.
    Auch Munly wußte das. Er beugte sich vor, um die Feldflasche aufzuheben, und sie verschwand wieder in Binks Heim. »Tut mir leid«, murmelte er leise. Dann, laut: »Führe dein Talent vor!«
    Bink versuchte es. Er konzentrierte sich und befahl seiner Magie, wie immer sie aussehen mochte, den Bann zu brechen und sich zu zeigen. Irgendwie. Doch nichts geschah.
    Er hörte ein Schluchzen. War das Sabrina? Nein, es war Bianca, seine Mutter. Roland saß mit steinernem Gesicht da. Sein Ehrenkodex verbot es ihm, sich persönliche Betroffenheit anmerken zu lassen. Sabrina blickte ihn immer noch nicht an. Aber es waren andere da, die es taten: Zink, Jama und Potipher feixten. Jetzt hatten sie einen Grund, sich überlegen zu fühlen. Von ihnen war keiner ein zauberloses Wunder.
    »Ich kann nicht«, flüsterte Bink. Alles war vorbei.
    Wieder war er auf Wanderschaft. Diesmal ging es nach Westen, auf den Isthmus zu. Er trug einen neuen Stock mit sich, ein Beil und sein Messer. Seine Feldflasche hatte er mit frischem, normalem Wasser wieder aufgefüllt. Bianca hatte ihm wieder wunderbare Brote gemacht, die sie mit ihren Tränen gewürzt hatte. Von Sabrina hatte er nichts mitbekommen. Seit dem Urteil hatte er sie nicht wiedergesehen. Das Gesetz von Xanth erlaubte einem Exilanten nur, das mitzunehmen, was er bequem tragen konnte. Wertsachen waren untersagt, aus Furcht, die Mundanier könnten auf den Reisenden auf unliebsame Weise aufmerksam werden. Auch wenn der Schild Xanth schützte, konnte man doch nicht vorsichtig genug sein.
    Im Grunde war Binks Leben nun vorbei, denn man hatte ihn von allem verstoßen, was er je gekannt hatte. Nun war er eine Waise. Nie wieder würde er die Mutter der Magie miterleben. Nun würde er bald auf immer an den Boden gefesselt sein, um es bildlich auszudrücken, an die farblose Gesellschaft von Mundania.
    Hätte er auf das Angebot der Magierin Iris eingehen sollen? Dann hätte er wenigstens in Xanth bleiben können. Wenn er nur vorher gewußt hätte, daß… Aber das hätte nichts geändert. Was Recht war, mußte auch Recht bleiben.
    Seltsamerweise war er gar nicht sonderlich verzweifelt. Er hatte seinen Bürgerstatus verloren, seine Familie und seine Verlobte, und er stand im Begriff, mit dem großen, unbekannten Draußen konfrontiert zu werden; und doch hatte er beim Gehen ein geradezu schelmisches Wippen an sich. War das vielleicht nur eine Gegenreaktion, die verhindern sollte, daß er in Trübsinn verfiel und eventuell sogar Selbstmord beging? Unter dem magischen Volk war

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