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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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anderen ihn festhielten. »Jetzt hör mal gut zu, Xanthi! Wenn du es mit Magie versuchen solltest, dann schlagen wir dich bewußtlos und tragen dich!«
    Magie? Sie wußten nicht, daß Bink gar keine Magie hatte, die er hätte einsetzen können, und daß sie ihm, hätte er sie wirklich gehabt, auf dieser Seite des Schilds nichts genutzt hätte. Doch er nickte, um zu zeigen, daß er verstanden hatte. Vielleicht würden sie ihn besser behandeln, wenn sie glaubten, daß er irgendwie zurückschlagen konnte.
    Sie führten ihn auf der anderen Seite des Berges den Paß hinab zu einem Militärlager auf dem Festland.
    Was hatte eine Armee hier zu suchen? Wenn sie eine Invasion Xanths vorhaben sollten, dann würde sie scheitern, denn der Schild konnte genausogut tausend Männer auf einmal töten wie einen einzelnen.
    Sie brachten ihn zum Hauptzelt. Dort saß ein gutaussehender Mann um die Vierzig in einem abgetrennten Raum. Er trug irgendwie grüne mundanische Uniform, ein Schwert und einen säuberlich getrimmten Schnurrbart, ein Zeichen seiner Befehlsgewalt. »Hier ist der Spion, General«, sagte der Sergeant ehrerbietig.
    Der General blickte Bink abschätzend an. In dieser kühlen Musterung war eine beunruhigende Intelligenz zu spüren. Das war kein räuberischer Schlägertyp. »Lassen Sie ihn frei«, sagte er ruhig. »Er ist offensichtlich harmlos.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte der Sergeant respektvoll. Er löste Binks Fesseln und entfernte den Knebel.
    »Wegtreten!« murmelte der General, und die Soldaten verschwanden wortlos. Diszipliniert waren sie jedenfalls.
    Bink rieb sich seine Handgelenke, um den Schmerz zu lindern. Die Sorglosigkeit des Generals verblüffte ihn. Der Mann war zwar kräftig gebaut, aber nicht sehr groß. Bink war jünger, größer und ganz bestimmt stärker. Wenn er schnell handelte, dann würde er vielleicht entkommen.
    Bink spannte sprungbereit die Muskeln, um den Mann umzuwerfen. Plötzlich richtete der General sein Schwert auf ihn. Er hatte es wie der Blitz gezogen, und es war, wie von Magie bewegt, plötzlich in seiner Hand aufgetaucht, doch magisch konnte das hier nicht vor sich gegangen sein. »Das würde ich Ihnen nicht raten, junger Mann«, sagte der General in einem Ton, als wollte er ihn davor warnen, auf einen Dorn zu treten.
    Bink taumelte und versuchte, sein Gleichgewicht wiederzugewinnen, um nicht in das Schwert zu stürzen. Doch es gelang ihm nicht. Als sein Brustkorb sich der Schwertspitze näherte, verschwand die Waffe plötzlich wieder in ihrer Scheide. Der General, der inzwischen aufgesprungen war, packte Bink an den Ellenbogen und stellte ihn wieder auf. Das Ganze geschah derart präzise und kraftvoll, daß Bink begriff, daß er diesen Mann gefährlich unterschätzt hatte. Gegen ihn hatte er nicht die geringste Chance, weder mit noch ohne Schwert.
    »Setzen Sie sich«, sagte der General in mildem Ton.
    Bink schritt eingeschüchtert zu einem Holzstuhl und nahm Platz. Jetzt wurde er sich peinlich seiner schmutzigen Hände, seines verschmierten Gesichts und seiner unordentlichen Kleidung bewußt, die sich scharf von der makellosen Ordentlichkeit des
    Generals unterschied.
    »Ihr Name?«
    »Bink.« Er nannte sein Dorf nicht, da er nichts mehr damit zu
    tun hatte.
    Was sollte diese Frage überhaupt bezwecken? Er war ein Nichts, egal wie er heißen mochte.
    »Ich bin der Magier Trent. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört.«
    Es brauchte eine Weile, bis er begriffen hatte, was der andere da sagte. Doch dann wollte Bink es nicht glauben. »Trent? Der ist
    doch verschwunden. Er wurde…«
    »Ins Exil geschickt. Vor zwanzig Jahren. Ganz genau.«
    »Aber Trent war doch…«
    »Häßlich? Ein Ungeheuer? Verrückt?« Der Magier lächelte und zeigte nichts von diesen Eigenschaften. »Was erzählt man sich denn in Xanth inzwischen alles über mich?«
    Bink mußte an Justin Baum denken. An die Fische im Bach, die in Blitzkäfer verwandelt worden waren, um die Zentauren zu belästigen. An die Gegner, die in Wassertiere verwandelt worden waren, um dann an Land zu krepieren. »Sie… er war ein machthungriger Zauberer, der versucht hat, den Thron von Xanth an sich zu reißen, als ich noch ein Kind war. Ein böser Mann, dessen Schlechtigkeit immer noch nachlebt.«
    Trent nickte. »So etwas sagt man meistens über diejenigen, die in einem politischen Konflikt unterlegen sind. Ich war ungefähr so alt wie Sie, als man mich ins Exil verbannte. Vielleicht ähneln sich unsere Schicksale.«
    »Nein.

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