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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ungerechtfertigterweise. Mundania ist in vielerlei Hinsicht wesentlich zivilisierter und fortgeschrittener als Xanth. Weil sie nicht die Vorteile und Segen der Magie hatten, mußten die Mundanier dies auf mancherlei Weise wettmachen. Sie haben sich der Philosophie, der Medizin und den Naturwissenschaften zugewandt. Sie besitzen inzwischen Waffen, die Gewehre heißen; mit denen kann man schneller töten als mit jedem Pfeil oder Todeszauber. Ich habe meine Truppen an anderen Waffen ausgebildet, weil ich in Xanth keine Gewehre einführen will. Sie besitzen Gefährte, mit denen sie so schnell über das Land reisen können, wie nur ein Einhorn laufen kann, und Schiffe, die einen so schnell über das Meer rudern, wie eine Seeschlange schwimmt. Ballons haben sie auch, die sie so hoch in die Luft tragen können, wie sonst nur ein Drache fliegen kann. Sie haben Leute, die sie Ärzte nennen, die die Kranken und Verwundeten ohne einen einzigen Zauber heilen, und ein Gerät, das aus Perlen besteht, die an Säulen befestigt sind; damit können sie mit erstaunlicher Schnelligkeit und Genauigkeit Zahlen miteinander malnehmen.«
    »Unsinn!« sagte Bink. »Nicht einmal Magie kann für einen zählen, höchstens ein Golem, und der ist dann auch schon zu einer Persönlichkeit geworden, wenn er das kann.«
    »Das will ich damit ja auch sagen, Bink. Die Magie ist wunderbar, aber sie ist auch begrenzt. Auf lange Sicht könnten sich die Geräte der Mundanier vermutlich als viel wirkungsvoller erweisen. Wahrscheinlich leben die Mundanier auch viel unbeschwerter und bequemer als die Xanther.«
    »Wahrscheinlich gibt es nicht so viele«, brummte Bink. »Da brauchen sie sich auch nicht um gutes Land zu streiten.«
    »Im Gegenteil. Hier leben Abermillionen von Menschen.«
    »Mit solchen Übertreibungen werden Sie mich niemals von irgend etwas überzeugen«, meinte Bink. »Das Norddorf von Xanth hat ungefähr fünfhundert Einwohner, einschließlich aller Kinder, und das ist schon das größte von allen. Im ganzen Königreich können höchstens gute zweitausend Menschen leben. Sie reden da von Tausenden und aber Tausenden von Menschen, aber ich weiß, daß die Welt der Mundanier nicht viel größer als Xanth sein kann!«
    Der Böse Magier schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Bink, Bink! Niemand ist so blind wie jene, die nicht sehen wollen!«
    »Und wenn sie wirklich Ballons hätten, mit denen sie durch die Luft fliegen können, warum sind sie dann nicht darin einfach über Xanth geflogen?« fragte Bink hitzig, denn nun wußte er, daß er den Magier in die Ecke gedrängt hatte.
    »Weil sie nicht wissen, wo Xanth liegt. Sie glauben nicht einmal daran, daß es existiert. Weil sie nicht an Magie glauben…«
    »Nicht an Magie glauben!« Das Gespräch war bisher ohnehin schon nicht sonderlich witzig gewesen, aber nun wurde es immer schlimmer.
    »Die Mundanier haben nie viel über Magie gewußt«, sagte Trent ernst. »Es gibt zwar eine Menge davon in ihrer Literatur, aber nicht im Alltagsleben. Der Schild hatte die Grenze abgeriegelt, so daß seit über einem Jahrhundert in Mundania kein wirklich magisches Tier mehr gesehen wurde. Und es könnte durchaus in unserem eigenen Interesse liegen, sie nicht darüber aufzuklären«, fuhr er mit gerunzelter Stirn fort. »Wenn sie das Gefühl bekommen sollten, daß Xanth eine Bedrohung für sie ist, dann könnten sie mit einem riesigen Katapult vielleicht Feuerbomben…« Er brach ab und schüttelte den Kopf, als denke er an etwas Schreckliches. Bink mußte die Geste bewundern, die den Gesten seines Vaters Roland an Vollkommenheit in nichts nachstand. Er hätte beinahe wirklich geglaubt, daß irgendeine phantastische Gefahr auf sie lauerte. »Nein«, schloß der Magier, »es muß ein Geheimnis bleiben, wo Xanth genau liegt. Im Augenblick jedenfalls.«
    »Wenn Sie alle Jugendlichen aus Xanth zwei Jahre lang hinausschicken, dann wird es kein Geheimnis bleiben!«
    »Ach was, wir könnten einen Vergessenszauber über sie verhängen, den wir erst wieder aufheben, nachdem sie zurückgekehrt sind. Oder wenigstens einen Schweigebann, damit kein Mundanier etwas über Xanth erfahren kann. Auf diese Weise würden sie in Mundania Erfahrungen sammeln, die ihre Magie in Xanth verstärken würden. Einigen Vertrauensleuten würde man es gestatten, draußen ihre Redefähigkeit beizubehalten, damit sie als Verbindungsleute fungieren können, um geeignete Kolonisten zu rekrutieren und uns auf dem laufenden zu halten.

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