Chamäleon-Zauber
Ich habe niemals jemanden umgebracht.«
»Lastet man mir das auch an? Ich habe viele verwandelt, aber nur, anstelle sie zu töten. Ich brauche niemanden zu töten, weil ich meine Feinde auch anders unschädlich machen kann.«
»Ein Fisch stirbt aber, wenn man ihn nicht ins Wasser läßt.«
»Ach, so stellt man das jetzt also dar. Das wäre wirklich ein Mord. Ich habe durchaus Feinde in Fische verwandelt, aber nur im Wasser. An Land habe ich Landtiere gewählt. Vielleicht sind manche später gestorben, aber das lag an den Raubtieren, ganz nach den Gesetzen der Natur. Ich habe niemals…«
»Das ist mir egal. Sie haben Ihre Magie mißbraucht. Ich bin überhaupt nicht so wie Sie. Ich… hatte keine Magie.«
Der General hob seine hellen Augenbrauen. »Keine Magie? Jeder in Xanth besitzt Magie.«
»Weil man diejenigen, die keine haben, ins Exil schickt«, erwiderte Bink mit einem Hauch von Bitterkeit.
Trent lächelte. Es war ein erstaunlich gewinnendes Lächeln. »Und doch könnten wir ähnliche Interessen haben, Bink. Wollen Sie mit mir nach Xanth zurückkehren?«
Einen Augenblick wallte eine wilde Hoffnung in Binks Brust empor. Doch er unterdrückte sie sofort. »Es gibt keine Rückkehr.«
»Oh, das würde ich aber nicht sagen. Gegen jeden Zauber gibt es einen Gegenzauber. Es ist alles nur eine Frage der Beschwörung. Sehen Sie, ich habe ein Mittel gegen den Schild entwickelt.«
Wieder mußte Bink das Gesagte erst verdauen, bevor er antworten konnte. »Wenn Sie das getan haben, warum sind Sie dann nicht schon lange nach Xanth zurückgekehrt? «
»Na ja, wir haben da noch ein kleines Anwendungsproblem. Sehen Sie, ich besitze ein Elixier, das aus einer Pflanze gewonnen wird, die unmittelbar am Rande der magischen Zone wächst. Sie müssen wissen, daß sich die magische Kraft noch ein wenig über den Schild hinaus erstreckt, sonst würde der Schild gar nicht funktionieren, denn er ist ja selbst magischer Natur und kann nur auf magischem Gebiet wirksam sein. Diese Pflanze, die wohl eigentlich mundanischer Art ist, steht im Randgebiet im Wettbewerb mit den magischen Pflanzen von Xanth. Es ist sehr schwierig, mit Magie zu konkurrieren, also hat sie eine ganz besondere Eigenschaft entwickelt: Sie unterdrückt nämlich die Magie. Begreifen Sie, was das bedeutet?«
»Sie unterdrückt Magie? Vielleicht ist es das, was mit mir geschehen ist.«
Trent musterte ihn wieder kühl und abschätzend. »Also haben Sie das Gefühl, daß Ihnen die gegenwärtige Regierung Unrecht angetan hat? Dann haben wir doch etwas gemeinsam!«
Bink wollte nichts mit dem Bösen Magier gemeinsam haben, so gewinnend er sich auch geben mochte. Er wußte, daß das Böse sich ein äußerst angenehmes Äußeres geben konnte. Wie hätte es auch sonst so lange überleben können? »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Der Schild ist magisch. Folglich müßte das Elixier ihn auch neutralisieren. Doch das tut es nicht, weil nämlich der Ursprung des Schilds dabei nicht berührt wird. Man muß also an den Schildstein selbst herankommen. Leider wissen wir nicht genau, wo sich dieser Stein im Augenblick befindet, und es gibt nicht genügend von dem Elixier, um die ganze Halbinsel Xanth oder auch nur einen Teil davon damit zu bedecken.«
»Das macht keinen Unterschied«, entgegnete Bink. »Selbst wenn Sie wüßten, wo sich der Schildstein befindet, könnten Sie immer noch nicht an ihn heran.«
»O doch! Sehen Sie, wir besitzen ein Katapult mit einer solchen Reichweite, daß wir eine Bombe überall in das Grenzgebiet von Xanth schleudern könnten. Natürlich würde die Magie nur für eine kurze Zeit unterdrückt, denn das Elixier verdampft sehr schnell, aber schon zehn Minuten würden ausreichen, um das Gros meiner Armee über die Grenze zu bringen. Ich habe die Männer für Stoßtruppunternehmen ausgebildet. Danach ist es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis ich König geworden bin.«
»Sie würden uns doch glatt in die Zeiten der Eroberung und des Plünderns zurückstürzen«, sagte Bink entsetzt. »Die dreizehnte Welle, die schlimmste von allen.«
»Aber nicht doch! Meine Armee ist sehr diszipliniert. Wir werden genausoviel Gewalt anwenden, wie unabdingbar ist, nicht mehr. Meine Magie wird wahrscheinlich den größten Widerstand ohnehin bald brechen, also wird es nur zu geringen Gewalttätigkeiten kommen. Ich will doch nicht das Königreich ruinieren, das ich einmal zu beherrschen gedenke.«
»Also haben Sie sich nicht geändert!« sagte Bink. »Sie
Weitere Kostenlose Bücher