Chamäleon-Zauber
gieren immer noch nach unrechtmäßiger Macht.«
»Doch, ich habe mich durchaus geändert«, meinte Trent. »Ich bin weniger naiv geworden, gebildeter und anspruchsvoller. Die Mundanier haben ausgezeichnete Bildungseinrichtungen und ein wesentlich offeneres Weltbild. Und es sind skrupellose Politiker. Dieses Mal werde ich die Entschlossenheit meiner Gegner nicht wieder unterschätzen, und ich werde mich auch nicht so närrisch ungeschützt lassen. Ich zweifle nicht daran, daß ich nun einen besseren König abgeben würde als vor zwanzig Jahren.«
»Na, auf mich brauchen Sie jedenfalls nicht zu zählen.«
»Aber ich muß auf Sie zählen, Bink! Sie wissen, wo sich der Schildstein befindet.«
Der Böse Magier beugte sich beschwörend vor. »Es ist sehr wichtig, daß der Schuß präzise trifft. Wir besitzen nur ein Viertelpfund von dem Elixier, und selbst darin stecken zwei Jahre harter Arbeit. Wir haben das Randgebiet so gut wie kahlgemäht, um unsere Pflanze zu bekommen. Wir können kein neues Elixier mehr gewinnen. Wir können es uns nicht leisten, einfach zu raten, wo sich der Stein befinden könnte. Wir benötigen eine genaue Karte, eine Karte, die nur Sie zeichnen können.«
Das war es also. Trent hatte seine Männer aufgestellt, um jeden zu überfallen, der Xanth verließ, damit er die genaue Position des Schildsteins erfuhr. Das war alles, was der Böse Magier noch wissen mußte, um seine Eroberungswelle in Gang zu setzen. Bink war lediglich der erste Verbannte gewesen, der in die Falle hineingelaufen war. »Nein, das werde ich nicht verraten. Ich werde kein Handlanger beim Umsturz der legitimen Regierung von Xanth sein!«
»Legitimität definiert sich gewöhnlicherweise erst hinterher«, bemerkte Trent. »Hätte ich vor zwanzig Jahren Erfolg gehabt, so wäre ich jetzt der legitime König, und der jetzige Monarch wäre nur ein verachteter Ausgestoßener, von dem man behaupten würde, er habe Leute ertränkt. Ich nehme doch an, daß der Sturmkönig noch immer in Xanth herrscht?«
»Ja«, sagte Bink knapp. Der Böse Magier mochte wohl versuchen, ihm weiszumachen, daß dies alles reine Palastkämpfe seien, doch er wußte es besser.
»Ich bin bereit, Ihnen ein sehr großzügiges Angebot zu machen, Bink. Sie können buchstäblich alles haben, was es in Xanth gibt. Reichtum, Ämter, Frauen…«
Da hatte er das Falsche gesagt. Bink wandte sich von ihm ab. Auf dieser Grundlage hätte er Sabrina sowieso nicht haben wollen, und außerdem hatte er bereits ein sehr ähnliches Angebot der Magierin Iris abgelehnt.
Trent legte die Fingerspitzen zusammen. Selbst diese kleine Geste zeugte von Kraft und Skrupellosigkeit. Der Magier hatte seine Netze schon zu dicht geknüpft, um sich von einem eigenwilligen Exilanten nun an ihrer Ausführung hindern zu lassen. »Sie werden sich vielleicht fragen, warum ich nach Xanth zurückkehren will, nachdem ich doch zwei Jahrzehnte erfolgreich in Mundania gelebt habe. Das habe ich mich selbst auch eine Weile gefragt.«
»Nein«, sagte Bink.
Doch der Mann lächelte nur und ließ sich nicht beirren. Bink hatte das ungute Gefühl, daß er geschickt benutzt wurde, daß er davorstand, dem Magier auf jeden Fall in die Hände zu spielen, sosehr er sich auch dagegen sträuben mochte. »Das sollten Sie sich aber fragen, sonst haben Sie, ohne es zu wissen, einen sehr begrenzten Horizont, genau wie ich, als ich aus Xanth kam. Jeder junge Mann sollte mindestens ein oder zwei Jahre nach Mundania gehen, dann würde er ein viel besserer Bürger von Xanth. Reisen jeder Art bildet nun einmal.« Dagegen konnte Bink nichts einwenden. Auf seiner zweiwöchigen Reise durch Xanth hatte er schon sehr viel gelernt. Was würde er da erst während eines Jahres in Mundania alles lernen! »Es ist sogar so«, fuhr der Magier fort, »daß ich nach meiner Machtübernahme diesen Grundsatz zur Politik erheben werde. Xanth kann nicht gedeihen, wenn es von der wirklichen Welt abgeschnitten bleibt. Isolation bedeutet doch nur Stagnation.«
Bink konnte seiner eigenen morbiden Neugier nicht widerstehen. Der Magier war intelligent und erfahren, was Binks eigenen Intellekt durchaus reizte. »Wie ist denn das Leben dort draußen?«
»Reden Sie nicht so angewidert darüber, junger Mann! Mundania ist nicht der böse Pfuhl, für den Sie es vielleicht halten mögen. Schon aus diesem Grund sollte jeder Bürger von Xanth seine Erfahrungen damit sammeln. Unwissenheit führt doch nur zur Feindseligkeit, und zwar
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